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Adidas-CFO will zu Werder Bremen

Adidas-CFO Harm Ohlmeyer bewirbt sich für den Aufsichtsrat des SV Werder Bremen. Foto: Adidas

Harm Ohlmeyer strebt in den Aufsichtsrat von Werder Bremen. Der CFO von Adidas hat sich um einen der vakanten Plätze im Kontrollgremium des finanziell angeschlagenen Fußballklubs beworben. Die Neubesetzung des Gremiums wurde nötig, nachdem in Folge des Bundesligaabstiegs im Sommer viele Aufsichtsräte abtraten, unten ihnen auch Werder-Legende und Aufsichtsratschef Marco Bode.

Ohlmeyer will als Privatperson in den Aufsichtsrat

Hinter der überraschenden Kandidatur steht jedoch keine strategische Absicht des Sportartikelherstellers, sondern eine persönliche Verbundenheit des Managers, der in der Nähe von Bremen aufgewachsen ist. „Ich mache das als Privatperson und nicht als Adidas“, gibt Harm Ohlmeyer, der seit Mai 2017 die finanziellen Geschicke des Sportartikelherstellers aus Herzogenaurach leitet, im Interview mit dem klubeigenen Newsportal zu verstehen.

Tatsächlich ist Adidas nicht der Ausrüster von Werder Bremen. Diese Rolle hat noch bis mindestens 2025 die englische Marke Umbro. Adidas selbst rüstet seit geraumer Zeit nur noch Topklubs und Superstars aus. Aus dem breiten Vereinssponsoring haben sich die Franken zurückgezogen. Doch Ohlmeyer macht die Tür einen Spalt weit auf: „Bei einem Sympathieverein wie Werder“ will Ohlmeyer einen Sponsorenvertrag mit seinem Arbeitgeber Adidas nicht ausschließen.

Werder Bremen kämpft mit großen Verlusten

Falls Ohlmeyers Bewerbung Erfolg hätte, dürfte er schnell Gelegenheit finden, seine Finanzkompetenz einzubringen, hat der Nordklub neben dem sportlichen Misserfolg doch auch mit einer finanziellen Schieflage zu kämpfen. In den Monaten Juli bis Dezember 2020 musste der Verein einen Umsatzrückgang um ein Drittel auf 43 Millionen Euro hinnehmen. Auch in der Saison 2019/20 gingen die Erlöse wegen des Ausbruchs der Coronakrise bereits deutlich von 154 auf 120 Millionen Euro zurück. Doch Einsparungen konnten die Bremer so gut wie keine erzielen, was zu einer Personalkostenquote von 75 Prozent des Umsatzes und zweistelligen Millionenverlusten führte.  

Abhilfe sollte dann der Kapitalmarkt schaffen. Um sich aus dieser finanziellen Misere zu befreien, rührte der Verein im Mai die Werbetrommel für eine Anleihe. Werder wollte 20 bis 30 Millionen Euro einsammeln, schaffte jedoch nur 17 Millionen Euro.

Um die Lücke zu stopfen, musste Werder in den vergangenen Wochen seine besten Spieler verkaufen, was über 30 Millionen Euro an Transfereinnahmen brachte. Dies half auch dem Kurs der mit 6,5 Prozent verzinsten Anleihe, deren Kurs bei fast 105 Prozent notiert. Die Emission des Bonds wurde vom Bankhaus Lampe begleitet. Doch schon in naher Zukunft laufen Kredite aus, die mit einer Landesbürgschaft abgesichert sind. Das Finanzmanagement wird bei Werder also noch lange eine zentrale Rolle spielen.

Kein Fußballer im Aufsichtsrat von Werder Bremen

Trotzdem gibt es im Verein und bei den Fans Kritik, dass keiner der Kandidaten für den Aufsichtsrat ein Ex-Fußballer ist. In seinem Fall begegnet Ohlmeyer dieser Kritik mit seiner finanzwirtschaftlichen Expertise: „Fußballkompetenz muss in der Geschäftsführung sein und nicht zwingend im Aufsichtsrat, der hat andere Aufgaben.“

Ohlmeyer selbst rückt diese Aufgaben in den ESG-Bereich: Er wolle Werder Bremen zu einem Nachhaltigkeits-Verein machen. Auch schlägt er vor, den Klub internationaler besser aufzustellen. Regional sei Werder Bremen stark mit der Stadt und dem Umfeld verbunden, darüber hinaus wenig. Dabei könnten auch Partnerschaften mit ausländischen Vereinen helfen, findet der Adidas-CFO. Ohlmeyer macht aber auch härtere Ansagen: „Liegen die Probleme von Werder an gewissen Prozessen oder Personen, dann muss man das ändern.“

Die Wahl des Aufsichtsrats ist für den 5. September vorgesehen.

jan.schuermann[at]finance-magazin.de