Enttäuschung für Schalke 04 am Kapitalmarkt: Dem Bundesligaabsteiger ist es nicht gelungen, die am Mittwoch dieser Woche auslaufende Mittelstandsanleihe komplett über einen neuen Bond zu refinanzieren. Statt der angepeilten 15,9 Millionen Euro, die das auslaufende Papier umfasst und die die neue Finanzchefin Christina Rühl-Hamers gerne neu aufgenommen hätte, um die Refinanzierung abzusichern, haben die Investoren lediglich 8,9 Millionen Euro gezeichnet. Damit muss Schalke 7 Millionen Euro aus anderen Quellen mobilisieren, um die Anleihe fristgerecht zurückzuzahlen.
Schalke verkauft eSports-Lizenz
Eine Liquiditätsquelle hat CFO Rühl-Hamers in der vergangenen Woche erschlossen: Der Verkauf der eSports-Lizenz, die Schalke zur Teilnahme an einer wichtigen Liga berechtigt hatte, wird 26,5 Millionen Euro in die leere Vereinskasse spülen. Als Konsequenz aus dieser Transaktion muss sich Schalke aus dem Wachstumsmarkt eSports zurückziehen. Dies sei aber notwendig gewesen, um das Kerngeschäft Profifußball finanziell zu stabilisieren, ließ das Fußballunternehmen durchblicken.
Um den Bundesligaabstieg finanziell zu überstehen, hat Rühl-Hamers im April einen umfassenden Rettungsplan vorgelegt: Dazu gehört neben der neuen Anleihe und dem Verkauf der eSports-Lizenz auch der Stopp des 100 Millionen Euro schweren Infrastrukturprojekts „Berger Feld“. Dies erspart Schalke 50 Millionen Euro an Investitionsausgaben. Darüber hinaus kündigte Rühl-Hamers einen Paradigmenwechsel im Finanzmanagement an: „Es kann keine Wetten auf die Zukunft mehr geben. Schalke 04 wird nur noch das Geld ausgeben, das wir haben.“
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Auch Werder Bremen floppt am Anleihemarkt
Doch die finanzielle Atempause, die die Rückzahlung der aktuellen Anleihe und der Stopp des „Berger Feld“-Projekts dem angeschlagenen Klub verschaffen, ist keine lange: In zwei Jahren läuft auch die zweite Tranche der 2016 begebenen Anleihe aus. Mit 34 Millionen Euro ist sie mehr als doppelt so groß wie die nun fällig werdende erste Tranche.
Die finanziellen Schwierigkeiten der Schalker reflektieren sich im Kupon der Papiere: Ist die alte Anleihe noch mit 4,25 Prozent verzinst, liegt der Kupon des neu ausgegebenen Bonds bei 5,75 Prozent.
Ganz ähnlich zeigt sich das Bild bei Werder Bremen: Auch der zweite Bundesligaabsteiger hat versucht, seine prekäre Finanzlage durch einen Anleihe-Deal abzufedern. Doch statt der erhofften 30 Millionen Euro konnte auch Werder Anfang Juni mit 17 Millionen nur etwa die Hälfte des Zielvolumens am Markt platzieren – und das, obwohl Freunde des Vereins schon vorab für über 10 Millionen Euro gezeichnet hatten. Der Kupon der Werder-Anleihe beträgt 6,5 Prozent.
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