Steuerberater beschaffen sich mit Steuern und Steuergesetzgebung – Themen, die nicht immer aufregend und in der Regel noch weniger sexy sind. Oft verbirgt sich dahinter eine recht trockene Materie, die aber bei Änderungen weitreichende Konsequenzen für Unternehmen haben kann. Dann sind die Steuerberater gefragt: Themen wie die Steuerquote und deren Optimierung sind für Konzerne sehr relevant, und die Steuerberater müssen die Unternehmen dabei unterstützen, die komplexen Regeln einzuhalten.
Deshalb kommt den selbstständigen Steuerberatern und den Syndikus-Steuerberatern eine bedeutende Rolle zu. Sie müssen CFO und CEO auf eventuelle Konsequenzen hinweisen, die sich infolge von Änderungen der Steuergesetzgebung ergeben und sie bestmöglich beraten – auch im Hinblick auf die zunehmend kritische Betrachtung des Themas „Steuergestaltung“.
Steuerberater-Examen ist eines der schwersten
Der Weg zum Steuerberater ist lang und hart. Rund drei Viertel der 92.000 Steuerberater sind Akademiker, die ein wirtschaftswissenschaftliches oder juristisches Hochschulstudium abgeschlossen haben. Nach zwei bis drei Jahren praktischer Tätigkeit stellen sich die angehenden Steuerberater dem schwierigen Steuerberater-Examen, das zu den schwierigsten Berufsexamen überhaupt zählt.
Auch Praktiker wie Steuerfachwirte, die sieben Jahren in einer Steuerberatungskanzlei gearbeitet haben, Bilanzbuchhalter oder Steuerfachangestellte, die zehn Jahre Berufserfahrung nachweisen können, haben die Möglichkeit, am Steuerberaterexamen teilzunehmen. Der Bundessteuerberaterkammer zufolge liegt die Quote der erfolgreichen Kandidaten, die das Examen zum Steuerberater bestehen, im Langzeitvergleich nur bei rund 50 Prozent.
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Nach dem bestandenen Steuerberater-Examen, das zur Führung des Titel StB berechtigt, gibt es für die Steuerberater verschiedene Möglichkeiten, sich weiterzubilden. „Wegen der Komplexität des Steuerrechts und den hohen fachlichen Anforderungen gewinnt die Spezialisierung in bestimmten Fach- und Tätigkeitsbereichen zunehmend an Bedeutung“, sagt Nora Schmidt-Kesseler, Hauptgeschäftsführerin der Bundessteuerberaterkammer. Steuerberater könnten sich als Fachberater für Internationales Steuerrecht und der Fachberater für Zölle und Verbrauchsteuern qualifizieren.
„Darüber hinaus gibt es die vereinbarenden Tätigkeiten, also Tätigkeitsgebiete auf denen der Steuerberater neben seiner Tätigkeit als Steuerberater arbeitet“, sagt Schmidt-Kesseler weiter. Hierzu zählte beispielsweise die Insolvenzverwaltung, die Mediation oder die Existenzgründungsberatung.
Steuerberater müssen gut kommunizieren
Neben den fachlichen Voraussetzungen und der Zahlenaffinität sollten Steuerberater aber auch Soft Skills mitbringen. Steuerberater sollten insbesondere kommunikativ sein, denn sie beraten Unternehmen und CFOs in vielen steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Fragen und stehen den Finanzchefs beim Jahresabschluss und der betriebswirtschaftlichen Auswertung zur Seite. Steuerberater sollen ein kreativer Lösungsgeber sein.
Die Digitalisierung beschleunigt dabei die Kommunikation zwischen Steuerberater, Mandant und Finanzbehörden laufend. „Viele Arbeitsabläufe werden heute bereits ausschließlich auf elektronischem Wege erledigt“, sagt Schmidt-Kesseler. Erste Steuerberater nutzten bereits Apps, um mit ihren Mandanten zu kommunizieren. Das sei insbesondere für selbstständige Steuerberater eine spannende Perspektive.
Mehr selbstständige Steuerberater als angestellte
Nur selten können CFOs auf angestellte Steuerberater zurückgreifen, auch wenn sich die Anzahl der Steuerberater und deren Gesellschaften seit dem Jahr 2000 von knapp 68.000 auf rund 92.500 erhöht hat. Die Anzahl der Syndikus-Steuerberater steigt zwar der Bundessteuerberaterkammer zufolge seit Jahren, liegt aber derzeit bei knapp 4.400. Rund 70 Prozent der in Deutschland tätigen Steuerberater sind dabei selbstständige Steuerberater, die restlichen rund 30 Prozent sind angestellt.
Als Steuerberater gearbeitet
Auch einige spätere CFOs haben das Steuerberater-Examen abgelegt, darunter der bis 2016 als CFO der Asklepios Kliniken amtierende Stephan Leonhard oder Hans-Gerd Wienands, der in seiner weiteren Laufbahn Finanzchef des Industriegaseherstellers Messer Group und der Bitburger Holding wurde. Andere haben sowohl das Steuerberater- als auch das Wirtschaftsprüferexamen bestanden.
Arnd Zinnhardt, Finanzvorstand der Software AG, und Thomas Treß, CFO des Bundesligisten Borussia Dortmund, haben in den 1990er Jahren beide Prüfungen abgelegt. Auch Andreas Helber, CFO des Agrarhändlers BayWa, ist ebenfalls ausgebildeter Steuerberater und Wirtschaftprüfer.
Dieses Gehalt erzielen Steuerberater
Der Beruf des Steuerberaters ist nach wie vor fest in Männerhand: Rund zwei Drittel der Steuerexperten sind männlich, knapp 70 Prozent der aktiven Steuerberater haben bereits die Altersgrenze von 40 Jahren überschritten. Das Durchschnittsalter liegt der Bundessteuerberaterkammer zufolge bei 51,3 Jahren.
Und wie steht es um das Gehalt der Steuerberater? Im Durchschnitt erzielten die angestellten Steuerberater 2011 ein Einkommen, das aufgrund der oft schon langjährigen Berufserfahrung bei einem Jahresbrutto von rund 69.000 Euro lag. „In Steuerberatungsgesellschaften angestellte Steuerberater verdienen mit einem Durchschnittsgehalt von 76.000 Euro pro Jahr mehr als diejenigen, die in Einzelkanzleien angestellt sind“, sagt Schmidt-Kesseler von der Bundessteuerberaterkammer. Dort können Steuerberater ein Gehalt von durchschnittlich rund 60.000 Euro jährlich erwarten.
„In Steuerberatungsgesellschaften angestellte Steuerberater verdienen mehr als diejenigen, die in Einzelkanzleien angestellt sind.“
Info
Was Steuerberater verdienen können
In einer Steuerberatungsstelle
Junior: 40.000 bis 70.000 Euro
Senior: 70.000 bis 120.000 Euro
Partner: 180.000 Euro
Quellen: Robert Half, Hays, Michael Page, Fricke Finance & Legal
Berufseinsteiger unter den Steuerberatern müssen hingegen mit deutlich weniger Einkommen rechnen. Dem Personaldienstleister Fricke Finance & Legal zufolge startet das Gehalt bei einem angehenden Steuerberater beim Berufseinstieg nach dem Studium bei etwa 40.000 Euro, nach dem Steuerberater-Examen sind rund 100.000 Euro Gehalt zu verdienen. Als Partner einer Gesellschaft ist ein Einkommen von 180.000 Euro und mehr für die Steuerberater möglich. Auf der Unternehmensseite sind mit erster Berufserfahrung etwa rund 55.000 Euro Gehalt für Steuerberater zu verdienen. Ein Leiter kann bis zu 200.000 Euro verdienen.
Info
Einen detaillierten Überblick über 13 verschiedene Berufsbilder im Finanzbereich – einschließlich Ausbildung, Karrierewege und Gehaltsentwicklungen – finden Sie auf unserer Themenseite Jobs in Finance.
Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.