Seit Anfang des Jahres hatte Takko-CFO Andreas Silbernagel sein Amt krankheitsbedingt bereits ruhen lassen, nun gibt er seinen Posten endgültig ab. Damit wird die Interims- zur Dauerlösung: Auf Silbernagel folgt Ernst de Kuiper, der ihn bereits seit Jahresbeginn vertreten hatte – unter anderem in den äußerst wichtigen Verhandlungen über eine rettende Zwischenfinanzierung.
Silbernagel war bei Takko ein Mann der ersten Stunde, mehr als 30 Jahre lang dabei und Teil des engsten Kreises um den bereits ausgeschiedenen Ex-CEO Alexander Mattschull. Den Posten des CFO bei den Münsterländern hatte er im Mai 2018 übernommen. Ein Jahr zuvor spielte er eine Schlüsselrolle bei der Refinanzierung der Takko-Anleihe, die dem Modediscounter damals über eine halbe Milliarde Euro einspielte.
Mammutaufgabe für CFO Ernst de Kuiper
Dass mit Silbernagel ein weiterer Vertrauter der Matschull-Familie aus dem Takko-Vorstand ausscheidet, könnte die Gespräche um eine langfristige Finanzierungslösung jedoch erleichtern. Bei vielen Investoren – insbesondere unter den Bondholdern – hat die Matschull-Familie mit einem hochgradig umstrittenen Dealvorschlag im vergangenen Jahr viel Porzellan zerschlagen.
Der neue CFO de Kuiper kennt sowohl die Handels- als auch die Private-Equity-Branche – sein Profil passt daher gut zu Takko, deren Haupteigentümer der PE-Fonds Apax ist. Zuletzt war de Kuiper CFO und CIO des Möbelhändlers Leen Bakker (Homefashion), der sich seit 2017 im Portfolio des niederländischen Mittelstandsinvestors Gilde befindet. Davor arbeitete er unter anderem als Finanzchef des Wettbewerbers Kwantum, bei dem Gilde 2015 eingestiegen war.
Takko bekam frische Liquidität
De Kuiper übernimmt jedoch in einer schwierigen Zeit: Jede Woche Lockdown kostet Takko nach eigenen Angaben 10 Millionen Euro an liquiden Mitteln. Zudem überwarf sich der Konzern mit dem Land Nordrhein-Westfalen, bei dem Takko um eine Landesbürgschaft gebeten hatte. Stattdessen bekam der Modehändler von Banken, Investoren und dem Eigentümer Apax einen Überbrückungskredit über 54 Millionen Euro. Dieser soll es Takko vorerst ermöglichen, seine operativen Kosten zu decken.
Eine dauerhafte Lösung muss de Kuiper zusammen mit Markus Rech finden, dem am Donnerstag beginnenden neuen CEO. Der 47-Jährige war bereits im Februar zu Takko gekommen, um „eine reibungslose Übergabe zum zweiten Quartal sicherzustellen“. Interims-Chef Karl-Heinz Holland kehrt in Kürze zurück in den Beirat.
Info
Mehr über die jüngsten Entwicklungen bei dem angeschlagenen Modediscounter erfahren sie auf unserer Themenseite zu Takko.
Thomas Holzamer ist Redakteur bei FINANCE sowie Chef vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Banken-Sektor, speziell das Firmenkundengeschäft. Er hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Thomas Holzamer mehr als 12 Jahre in den Redaktionen der Mediengruppe Offenbach-Post, zunächst als verantwortlicher Redakteur für Sonderpublikationen, später im Lokalen.
