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Pfeiffer Vacuum und CFO Nathalie Benedikt trennen sich erneut

CFO Nathalie Benedikt verlässt den Vakuumspezialisten Pfeiffer Vacuum - schon zum zweiten Mal.
Pfeiffer Vacuum

Das Management von Pfeiffer Vacuum gibt sich eine neue Führungsstruktur: Wie der hessische Vakuumspezialist heute bekanntgab, soll der Vorstand ab dem 1. Januar 2021 nur noch aus zwei Personen bestehen – dem CEO und dem Chief Operations Officer (COO). Bisher war auch der CFO-Job im Vorstand angesiedelt.

Pfeiffer Vacuum gibt den CFO-Posten aber nicht komplett auf: „Unterstützt“ werden soll der Vorstand künftig durch ein „Group Executive Committee“, dem neben den beiden Vorstandsmitgliedern mit Beginn des neuen Jahres der CFO, der Chief Sales Officer (CSO) sowie der Chief Technology Officer (CTO) angehören sollen. Dieses Gremium muss noch neu gebildet werden.

Den CFO-Posten in diesem neu geschaffenen Committee wird allerdings nicht mehr die aktuelle CFO bekleiden: Finanzchefin Nathalie Benedikt wird das Unternehmen verlassen, wie es in der Mitteilung von Pfeiffer Vacuum heißt. Demnach wird Benedikt „einvernehmlich mit regulärer Beendigung ihrer Bestellung zum Ende des Jahres aus der Gesellschaft ausscheiden“.

CFO Benedikt kam 2017 überraschend zurück

Ihre Historie bei dem Vakuumspezialisten ist durchaus ungewöhnlich: Benedikt wurde 2013 zur Finanzchefin bei dem Unternehmen befördert, der Posten wurde damals extra geschaffen. Nach knapp zwei Jahren musste sie ihn wegen „interner Unstimmigkeiten“ aber schon wieder räumen. Ein eigenes Finanzressort gab es dann nicht mehr, der damalige Unternehmenschef Manfred Bender verantwortet daraufhin die Finanzen.

2017 regte die Busch-Gruppe, die Pfeiffer Vacuum ursprünglich komplett übernehmen wollte, die Schaffung eines eigenständigen CFO-Postens an – und zur großen Überraschung übernahm Nathalie Benedikt diesen Job wieder, bis heute. Ob Benedikt nun wegen der neuen Vorstandsstruktur wieder ausscheidet, ist nicht bekannt.

Auch CEO Tableret wird Pfeiffer Vacuum verlassen

Auch CEO Eric Tableret wird sein Mandat zum Jahresende niederlegen, er wird in den Ruhestand gehen. Seine Nachfolge wird Britta Giesen antreten, die bereits zum 1. Oktober in den Pfeiffer-Vacuum-Vorstand berufen wird. COO Wolfgang Ehrk bleibt weiterhin im Amt.

Pfeiffer Vacuum wollte die Personalie Benedikt sowie die weiteren Veränderungen im Vorstand auf FINANCE-Nachfrage nicht kommentieren. Ein Sprecher sagte lediglich, die Umstrukturierung sei erfolgt, um eine „erweiterte Geschäftsführungsstruktur zu etablieren“. Diese Entscheidung habe der Aufsichtsrat getroffen. Zudem wollte man das bestehende Relationship Agreement mit der Busch-Gruppe berücksichtigen – damit hatten die beiden Unternehmen vor Kurzem eine engere Zusammenarbeit angekündigt.

Der Wettbewerber, der im Jahr 2015 minderheitlich bei Pfeiffer Vacuum eingestiegen war, hält mittlerweile mehr als 60 Prozent der Anteile. Zudem sitzt mit Ayla Busch ein Busch-Unternehmensvertreter im Pfeiffer-Aufsichtsrat.

Pfeiffer Vacuum will Ebit-Marge auf über 20 Prozent heben

Zum Weggang der Finanzchefin findet Aufsichtsratschefin Ayla Busch positive Worte: „Nathalie Benedikt hat in den letzten drei Jahren das Unternehmen positiv weiterentwickelt, Prozesse im Bereich Finanzen und vor allem auch Risikomanagement und Compliance Management System kompetent weiterentwickelt. Wir danken ihr sehr für ihren Einsatz und ihr Engagement für Pfeiffer Vacuum.“

Während ihrer Zeit bei Pfeiffer Vacuum erlebte Nathalie Benedikt durchaus herausfordernde Zeiten: Sie trat ihr Amt zum zweiten Mal an, nachdem erst kurz zuvor das Übernahmeangebot durch die Busch-Gruppe gescheitert war. Seitdem loten die beiden Unternehmen kontinuierlich Möglichkeiten der Kooperation aus. An dem Dialog mit der Busch-Gruppe dürfte auch Nathalie Benedikt beteiligt gewesen sein.

Vor rund eineinhalb Jahren präsentierte Pfeiffer Vaccum außerdem eine neue Wachstumsstrategie und einen Investitionsplan. Das damals ausgerufene Ziel: Die Hessen wollten ihre Marktposition als Technologieführer ausbauen und „die starke Nummer zwei in der Vakuumindustrie werden“. Die Ebit-Marge wollte Pfeiffer Vacuum in den „nächsten drei bis fünf Jahren“ auf über 20 Prozent heben. Zum Ende des Jahres 2018 lag die Ebit-Marge bei 14,4 Prozent.

Corona setzte auch Pfeiffer Vacuum zu

Bisher scheint Pfeiffer Vacuum von diesem Ziel aber noch weit entfernt: Das Unternehmen hat die Ebit-Marge im abgelaufenen Geschäftsjahr sogar verringert. 2019 betrug sie lediglich 10,3 Prozent. Auch der Umsatz ging im Vorjahresvergleich um etwas mehr als 4 Prozent auf 633 Millionen Euro zurück. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sackte sogar um fast ein Drittel auf 65 Millionen Euro ab.

Diese negative Entwicklung wurde im ersten Quartal 2020 durch den Ausbruch des Coronavirus verstärkt. Der Umsatz lag zwar im ersten Quartal 2019 mit 153 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Allerdings brach das Ebit im Vorjahresvergleich um fast 30 Prozent auf 12,8 Millionen Euro ein. Die Ebit-Marge lag bei 8,4 Prozent.

Immerhin: Das Unternehmen sei weniger stark als andere Industrien von Corona betroffen und „finanziell stark aufgestellt“, sagte die Finanzchefin bei der Bekanntgabe der Q1-Zahlen. Hinsichtlich der Finanzverbindlichkeiten ist Pfeiffer laut eigenen Angaben „auf Nettobasis schuldenfrei“. Zudem liegt die Eigenkapitalquote mit 60,3 Prozent auf einem soliden Niveau. An der Strategie, Marktanteile zu gewinnen und die Ebit-Marge zu steigern, halte man weiterhin fest.

Dennoch sind auch für Pfeiffer Vacuum die Auswirkungen der Coronakrise noch nicht absehbar. Zu den Aufgaben des neuen CFOs wird es dann auch gehören, die selbst gesteckten Ziele zu erreichen.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

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Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.