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Das denken LPs über ihre Private-Equity-Investoren

In Private Equity we trust: Die Branche hat zwar grundsätzlich einen guten Ruf bei institutionelle Investoren, dennoch ziehen die Investoren derzeit offenbar ordentlich Kapital aus den Fonds. Foto: bluedesign - stock.adobe.com
In Private Equity we trust: Die Branche hat zwar grundsätzlich einen guten Ruf bei institutionelle Investoren, dennoch ziehen die Investoren derzeit offenbar ordentlich Kapital aus den Fonds. Foto: bluedesign - stock.adobe.com

Jährlich fließen Milliarden in Private-Equity-Fonds, und bislang schien es, als würde der Kapitalfluss in die Branche niemals enden – zu groß ist der Anlagedruck auf allen Seiten. Eine aktuelle Studie der Finanz- und Kommunikationsberatung Edelman Smithfield kommt nun aber zu einem überraschenden Ergebnis: Wie die Analyse zeigt, hat mehr als ein Drittel (36 Prozent) der befragten institutionellen Investoren (Limited Partners, „LPs“) in Deutschland seine Private-Equity-Allokation gerade drastisch reduziert – oder plant dies in der Zukunft.

Jüngst zu spüren bekommen hat dies zum Beispiel BC Partners. Der Finanzinvestor hat für seinen neuen Fonds „nur“ 6,9 Milliarden Euro eingesammelt. Avisiert hatte BC Partners der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge aber über 8 Milliarden Euro.

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Grund zur Beunruhigung ist das allerdings noch nicht: Immerhin hat ein weiteres gutes Drittel (35 Prozent) zuletzt deutlich mehr Kapital in Private Equity investiert, und das restliche Drittel (29 Prozent) nimmt bei der eigenen Private-Equity-Allokation aktuell keine Veränderungen vor. Doch im Vergleich mit anderen Ländern schneidet Deutschland hier deutlich schlechter ab.

Beispiel USA: Hier planen mehr als die Hälfte der Investoren (56 Prozent) sogar, signifikant mehr Geld in Private Equity zu stecken, so ein Ergebnis der Studie. Zudem will lediglich jeder vierte Institutionelle (21 Prozent) in den Vereinigten Staaten signifikant weniger Kapital in Private-Equity-Fonds allokieren. Und auch in Kanada beziehungsweise Großbritannien sind es mit 24 Prozent beziehungsweise 31 Prozent weniger LPs, die ihr Engagement zurückfahren wollen, als in Deutschland.

Limited Partners vertrauen Private Equity größtenteils

Konkrete Gründe für den Rückzug vieler deutscher LPs aus der Private-Equity-Branche nennt die Studie nicht. Doch am Vertrauen in die Finanzinvestoren scheint es nicht zu liegen, denn die befragten institutionellen Investoren vertrauen Private-Equity-Investoren größtenteils – unabhängig von der Fondsgröße. Auf einer Skala von 1 (= Misstrauen) bis 100 (= vollkommenes Vertrauen) sagten 72 Prozent der Befragten, sie vertrauen Largecap-Private-Equity-Häusern.

70 Prozent äußerten ihr Vertrauen gegenüber Midmarket-Investoren. Größeres Vertrauen erhielten lediglich Banken und traditionelle Asset Manager, hier sagten jeweils 75 Prozent der Befragten ihr Vertrauen zu. Zum Vergleich: Lediglich 60 Prozent der Befragten gab an, Hedgefonds zu vertrauen. Kryptowährungs- und Blockchain-Firmen vertrauten lediglich 55 Prozent der Befragten.

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Auch am grundsätzlichen Image der Private-Equity-Branche scheint es der Studie zufolge nicht zu liegen, dass die Investoren ihre Gelder aktuell lieber woanders allokieren. Aus Sicht eines Großteils der befragten institutionellen Investoren (58 Prozent) hat sich die Private-Equity-Branche in den vergangenen zwei Jahren nämlich positiv entwickelt – und das bei gleich einer Vielzahl von Aspekten. So sagten knapp zwei Drittel der Befragten (63 Prozent), dass sich die Investment-Performance der Fonds verbessert hat.

Ebenfalls 63 Prozent goutierten den Einsatz der Finanzinvestoren bei Initiativen für mehr „Diversity“, Gleichberechtigung und Inklusion in der Branche. 61 Prozent sahen Private Equity als einen Treiber für wirtschaftlichen Wohlstand, während 58 Prozent der LPs das Umweltbewusstsein der Finanzinvestoren positiv hervorhob. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten bewertete die ethische Führung in den vergangenen zwei Jahren als positiv. Fast genauso viele schätzten Private-Equity-investoren als eine „positive Kraft“ in der Gesellschaft im Allgemeinen ein.

Regulierung der Private-Equity-Branche ist Investoren zu lasch

Ein mögliches Indiz für den Rückzug von Kapital aus Private-Equity-Fonds könnten hingegen Spacs sein. Wie die Studie ermittelt hat, sieht die Mehrheit der institutionellen Investoren die umstrittenen Vehikel kritisch. Mehr als 81 Prozent der Befragten bereitet es wenig bis große Sorgen, dass immer mehr Finanzinvestoren neben ihren Private-Equity-Fonds auch Spacs auflegen. 13 Prozent der institutionellen Investoren machen sich über das Thema aber keine Gedanken, 3 Prozent befürworten es sogar, wenn ein Private-Equity-Investor seine Expertise in Spacs einbringt.

Darüber hinaus könnte die bislang moderate Regulierung der Private-Equity-Branche ein weiterer ausschlaggebender Faktor dafür sein, dass institutionelle Investoren weniger Kapital in die Fonds stecken. Denn 70 Prozent der befragten institutionellen Investoren in Deutschland befürworten eine strengere Aufsicht und Regulierung der Private-Equity-Branche. Das liegt knapp unter dem weltweiten Durchschnitt von 74 Prozent.

Die strengsten Auflagen fordern aktuell US-LPs: 81 Prozent der institutionellen Investoren in den Vereinigten Staaten sind für striktere Regeln. Der Aufruf nach mehr Regulierung in der Private-Equity-Branche hat in den USA auch schon die Behörden erreicht: So machte vor wenigen Tagen etwa die US-Börsenaufsicht SEC einen Vorschlag, demzufolge Hedgefonds und Private-Equity-Häuser vierteljährliche Berichte über die eigene Performance, alle Ausgaben sowie die Vergütung der Fondsmanager veröffentlichen sollen. Das soll die Branche transparenter machen.

Private Equity: Das ist wichtiger als gute Renditen

Was können Private-Equity-Investoren jetzt tun, um wieder mehr Investoren von sich zu überzeugen? Glaubt man den Studienergebnissen, reichen auskömmliche Renditen dafür nicht mehr aus. Danach gefragt, welche Faktoren für das Vertrauen in einen Private-Equity-Fonds ausschlaggebend sind, wählten 80 Prozent der Befragten ein qualitativ hochwertiges Führungsteam. Für fast genauso viele ist die Transparenz in allen Bereichen für das Vertrauen in den Fonds am wichtigsten. Erst auf dem dritten Rang landen die Renditen, hierfür stimmten 74 Prozent der Investoren. Mit über 70 Prozent folgen eine gesunde Unternehmenskultur sowie ein guter Ruf am Markt.  

Speziell wenn es darum geht, ob die LPs einem bestimmten Fonds Kapitalzusagen erteilen oder nicht, spielen die Renditen eine untergeordnete Rolle. Stattdessen gewinnt das Thema ESG immer mehr an Relevanz. Danach gefragt, welche Überlegungen bei der Kapitalallokation in Private Equity ebenso wichtig oder gar wichtiger sind als gute Returns, antworteten 40 Prozent der Befragen mit einer guten Unternehmenskultur.

Mehr als jeder Dritte LP erachtet den „ökologischen Fußabdruck“, den die Portfoliounternehmen des jeweiligen Finanzinvestors hinterlassen, als ebenso wichtig oder wichtiger als Renditen, wenn es darum geht, ob Kapital in einen Fonds investiert wird oder nicht. Gleich danach folgt mit 32 Prozent der Befragen die Berücksichtigung von ESG-Faktoren im Portfoliounternehmen. Knapp ein Drittel schaut sich die Klimapolitik der Private-Equity-Fonds genauer an, für ebenfalls rund ein Drittel (29 Prozent) sind der Umgang mit Mitarbeitern mindestens genauso ausschlaggeben für ein Investment wie gute Renditen.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.