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Beate Uhse kann Anleihezinsen nicht pünktlich zahlen

Der Erotikversandhändler Beate Uhse kann die Zinsen nicht pünktlich zahlen.
Beate Uhse

Die Krise bei Beate Uhse hat die nächste Eskalationsstufe erreicht: Wie der Erotikhändler soeben bekannt gegeben hat, muss er die am 9. Juli fällige Zinszahlung für die Mittelstandsanleihe verschieben. Es geht dabei um die 2014 ausgegebene Anleihe mit einem Volumen von 30 Millionen Euro und einem Kupon von 7,75 Prozent.

Die Zahlung wird innerhalb der nächsten 14 Tage erfolgen, verspricht das Unternehmen. Beate Uhse will die Zinsen im wesentlichen über die Aufnahme neuer Darlehen zahlen, für die es angeblich schon Zusagen von Finanzierungspartnern gebe. Damit soll die laufende Liquidität geschont werden, damit  diese für die laufende Restrukturierung zur Verfügung steht. „Aus Sicht der Beate Uhse ist eine ausreichende Liquidität für das operative Geschäft bei aktuell erwartetem Geschäftsverlauf vorhanden“, heißt es in der Ad-hoc-Mitteilung.

Anleihegläubiger hatten Beate Uhse eine Absage erteilt

Das Versäumen der Frist zeigt aber: Offenbar konnte Beate Uhse nicht genug Geld von externen Finanzierungspartnern einsammeln, während in der Kasse gleichzeitig scheinbar nicht genug Geld vorhanden ist, um das Geschäft und die Gläubigeransprüche gleichermaßen zu bedienen.

Der Grund für diese Hiobsbotschaft dürften unter anderem die gescheiterten Pläne in der vergangenen Woche gewesen sein: Es kamen nicht genügend Anleihegläubiger zusammen, um ein Restrukturierungskonzept auf den Weg zu bringen. Beate Uhse hatte vorgeschlagen, die Laufzeit der Anleihe, die in drei Jahren ausläuft, um fünf weitere Jahre zu verlängern. Außerdem sollten die Zinsen deutlich reduziert werden. Immerhin wurde ein gemeinsamer Vertreter der Anleihegläubiger gewählt und ermächtigt, mit dem Unternehmen das Sanierungskonzept neu auszuhandeln.

Die Krise bei bei Beate Uhse begann vor einem dreiviertel Jahr, als der Konzern Ende eine schwere Gewinnwarnung abgab. Die angekündigten harten Sanierungsschritte stoppten die Talfahrt der Anleihe zunächst, doch zuletzt ging es wieder bergab. Derzeit notiert die Anleihe bei 18 Prozent ihres Ausgabekurses.

Auch KTG Agrar musste Zinszahlung verschieben

Mit der Verschiebung der Zinszahlung dürfte sich mancher Gläubiger an KTG Agrar erinnert fühlen. Anfang Juni hatte auch dieser große Mini-Bond-Emittent  angekündigt, seine Zinsen nicht pünktlich zahlen zu können. Auch KTG Agrar hatte eine Nachzahlung innerhalb von zwei Wochen versprochen, doch dazu kam es nie. Anfang der Woche meldete KTG Insolvenz an.

Klarheit, ob Beate Uhse noch eine Zukunft hat, wird Ende Juli erwartet. Dann will das Beratungshaus Ernst & Young ein Sanierungsgutachten vorlegen. Bis Anfang August muss Beate Uhse dann auch die Zinsen bezahlt haben.  

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Info

Mit der Restrukturierung des Mini-Bonds spitzt sich die Krise beim Erotikkonzern zu. Wie es dazu kam, erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite zu Beate Uhse.

Beate Uhse ist nicht der einzige Mini-Bond-Emittent mit Problemen. Eine Übersicht über das schwer gebeutelte Marktsegment liefert die FINANCE-Themenseite zu Mittelstandsanleihen.

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.

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