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Behrens nutzt Debt-Fonds für Bond-Refinanzierung

Der Werkzeugmaschinenhersteller Joh. Friedrich Behrens kann seine Mittelstandsanleihe voraussichtlich komplett zurückzahlen.
whyframeshot - stock.adobe.com

Hoffnung in Ahrensburg: Der Befestigungstechniker Joh. Friedrich Behrens ist bei der Refinanzierung seiner Mittelstandsanleihe auf der Zielgeraden. Das teilte der Mittelständler am heutigen Dienstag mit. Konkret geht es um die im Jahr 2015 begebene 25 Millionen Euro schwere Anleihe. Das Papier mit einem Kupon von 7,75 Prozent läuft am 11. November dieses Jahres aus. Im vergangenen Jahr hatte es bereits ein Umtauschangebot gegeben, mit dem Zeichner die Anleihe in ein neueres Behrens-Papier wandeln konnten. Ein Restvolumen von 16 Millionen Euro muss das Unternehmen jetzt aber noch refinanzieren.

Dafür muss der kriselnde Mittelständler auf eine komplexe Finanzierungsstruktur mit drei Bausteinen zurückgreifen. Baustein Nummer eins: Eine Debt-Fonds-Finanzierung. Der Debt-Fonds Patrimonium, mit dem Behrens bereits im Jahr 2016 zusammengearbeitet hat, hat den Ahrensburgern eine Zusage für eine Finanzierung in Höhe von 8 Millionen Euro erteilt – vorausgesetzt, dass auch die von Behrens beantragten staatlichen Hilfen fließen.

Behrens war für eine Anfrage zu den Finanzierungskonditionen des Debt-Fonds bislang nicht zu erreichen. Handelt es sich um eine konventionelle Debt-Fonds-Finanzierung, dürfte die Verzinsung eher noch etwas höher liegen als der Kupon der Anleihe – oder ausgesprochen umfassend besichert sein.

Behrens benötigt Kapital des WSF

Die Debt-Fonds-Finanzierung ist abhängig vom zweiten Baustein der Finanzierung: Erst in der vergangenen Woche hatte der Bund den Antrag des Mittelständlers auf eine stille Beteiligung im Rahmen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) genehmigt. Diese beläuft sich auf 6 Millionen Euro. Weitere 2 Millionen Euro stellen die Förderinstitute des Landes Schleswig-Holstein. Erst wenn diese Zusagen vertraglich unter Dach und Fach sind, will auch der Debt-Fonds Patrimonium seinen Anteil freigeben.

Der dritte Baustein ist eine weitere Unternehmensanleihe: Anfang dieses Monats hat Behrens eine vierte Anleihe mit Laufzeit bis 2025 begeben. Sie hat ein Volumen von 15 Millionen Euro und wird mit 7,25 Prozent verzinst. Zeichner der bisherigen Anleihe können ihr Papier in diese neue Anleihe tauschen.

Behrens zeigt sich optimistisch, dass alles nach Plan verlaufen wird: „Die Gesellschaft geht davon aus, dass alle geplanten Bausteine der Gesamtfinanzierung zeitnah und final umgesetzt werden“, teilte der Mittelständler mit. Dass die Lage bei dem Holztechnikkonzern dramatisch ist, zeigt eine Mitteilung aus dem September dieses Jahres: Darin räumt Behrens offen ein, dass von der Umsetzung der Refinanzierung nicht weniger als die Fortführung der Unternehmenstätigkeit abhänge – andernfalls drohe die Insolvenz.

Joh. Friedrich Behrens kämpfte bereits um Refinanzierung

Es ist nicht das erste Mal, dass Behrens bei der Refinanzierung in die Bredouille gerät. 2014 riss Behrens die Covenants für einen Konsortialkredit – nur wenige Tage vor der Refinanzierung. In der Folge flüchteten Investoren aus der Behrens-Anleihe. Nur ein Jahr später nutzte Behrens erneut eine Mittelstandsanleihe, um den vorherigen Bond zu refinanzieren. Eine Rückzahlung aus dem Cash-Bestand soll bereits damals nicht möglich gewesen sein.

Auch in der aktuellen Situation ist die Lage bei Behrens prekär. Die Umsätze waren im vergangenen Jahr bereits rückläufig: Im Jahr 2019 erzielte Behrens Umsatzerlöse in Höhe von knapp 119 Millionen Euro, das ist ein Rückgang von rund 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das operative Ergebnis (Ebit) bilanzierte Behrens mit knapp 3,4 Millionen Euro, im Vorjahr war es mit knapp 3,5 Millionen Euro noch etwas höher ausgefallen. Unter dem Strich stand 2019 ein Jahresfehlbetrag von 1,4 Millionen Euro.

Joh. Friedrich Behrens kassierte Prognose

Die Coronakrise hat diese Negativentwicklung noch beschleunigt. Für das erste Halbjahr musste Behrens einen Umsatzrückgang von über 11 Prozent auf 54 Millionen Euro ausweisen, die Mitarbeiter des Unternehmens mussten in Kurzarbeit gehen. Das Ebit belief sich nach den ersten sechs Monaten 2020 auf 800.000 Euro, das entspricht einem Minus von über 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Angesichts der aktuellen Lage kassierte Behrens im September seine Jahresprognose – und gab auch keine neue Prognose bekannt.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Info

Debt-Fonds drängen in den deutschen Markt vor. Mehr zu ihren Strategien lesen Sie auf unserer Themenseite Private Debt. Alles zu den in Verruf geratenen Mittelstandsanleihen erfahren Sie auf der Themenseite zu Mittelstandsanleihen.

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.