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Homann will Mini-Bond-Markt treu bleiben

Die Werke in Polen des Holzfaserplattenanbieters Homann haben die Produktion aufgenommen und sorgen für gute Geschäftszahlen. Jetzt will Homann eine neue Mittelstandsanleihe begeben.
Homann Holzwerkstoffe

Mit Homann Holzwerkstoffe will einer der größten Emittenten dem Mini-Bond-Segment treu bleiben und wieder ein neues Papier am Markt für Mittelstandsanleihen begeben. Der Anbieter von Holzfaserplatten für die Möbel-, Bau- und Automobilindustrie will eine Anleihe im Volumen von bis 50 Millionen Euro herausgeben, kündigt Homann in einer Pressemitteilung an. Über den Zeitpunkt der Emission, den Kupon sowie weitere Eckpunkte ist noch nichts bekannt.

Mit der neuen Anleihe will Homann den alten Bond, den das Unternehmen im Dezember 2012 begeben hatte, refinanzieren. Den aktuellen Investoren soll ein Umtauschangebot unterbreitet werden. Die Anleihe hat nach zweimaliger Aufstockung ein Volumen von 100 Millionen Euro und einen Kupon von 7 Prozent. Ihre Laufzeit endet im Dezember diesen Jahres.

Homann will Kapitalmarktzugang erhalten

Da das Volumen der neuen Anleihe nur halb so hoch wie bei dem auslaufenden Papier werden soll, hat Homann Finanzierungsvereinbarungen mit Banken geschlossen. Es bestünden bereits Zusagen von mehreren Banken in einem Volumen von insgesamt 75 Millionen Euro, meldet Homann. Möglicherweise wird das Unternehmen einen Teil der auslaufenden Anleihe auch schon vor Fälligkeit zurückkaufen. „Mit der neuen Finanzstruktur werden wir das Zinsergebnis in den nächsten Jahren signifikant verbessern“, lässt sich Geschäftsführer Fritz Homann zitieren.

Dass auch eine weitere Anleihe Teil des neuen Finanzierungspakets ist, begründet CEO Homann damit, dass sein Unternehmen „den bestehenden Kapitalmarktzugang weiter nutzen“ will. Ähnlich lauteten auch die Begründungen der beiden Unternehmen Karlsberg und Hörmann Industries, als diese ihre alten Mittelstandsanleihen jeweils durch einen neuen Mini-Bond ablösten. 

Mittelstandsanleihe von Homann galt zeitweise als Wackelkandidat

Der auslaufende Bond von Homann notiert momentan bei fast 100 Prozent – eine überraschende Entwicklung, mit der vor zwei Jahren nicht mehr viele gerechnet hatten. Damals geriet das Papier unter Druck, weil bei den Investoren die Angst vor der zunehmenden Verschuldung des Werkstoffproduzenten wuchs. Homann wurde zum Wackelkandidaten, weil der Bau neuer Werke in Polen die Verschuldung hochtrieb, die neuen Fertigungsstätten aber noch keine Cashflows beisteuerten.

Die Ratingagentur Creditreform stufte zweimal in nur sechs Monaten die Bonitätseinschätzung Homanns zurück, woraufhin Firmenchef Fritz Homann die Creditreform öffentlich attackierte. Wenig später strich dann auch noch der damalige CFO Jan-Peter Nissen nach weniger als einem Jahr die Segel. Damals stürzte das Papier bis auf 80 Prozent ab. Seinen Tiefststand erreichte der Homann-Bond aber im September vergangenen Jahres, als der ebenfalls hoch verschuldete Mini-Bond-Emittent KTG Agrar spektakulär zusammenbrach und viele Investoren fluchtartig das Segment verließen. Der Homann-Bond fiel damals auf knapp über 65 Prozent. 

Homann verspricht für 2017 weiter steigende Gewinne

Inzwischen haben die Werke in Polen ihre Produktion aber aufgenommen, und wie von Firmenchef Homann versprochen, steigen Umsatz und Ertrag: Der Konzernumsatz erhöhte sich im Geschäftsjahr 2016 um 12 Prozent auf 226 Millionen Euro, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gar um 60 Prozent auf 33 Millionen Euro. Vor Steuern weist Homann ein um mehr als 70 Prozent gestiegenes Ergebnis von 7,6 Millionen Euro aus. Für das laufende Jahr verspricht Homann einen weiteren Anstieg beim Umsatz auf 240 und beim bereinigten Ebitda auf 38 Millionen Euro. Die Ratingagentur Creditreform hat das Unternehmen inzwischen wieder um einen Notch auf B+ hochgestuft.

Mit dieser Rehabilitierung gehört Homann zu den Ausnahmen am Markt für Mittelstandsanleihen, der in den vergangenen Jahren mit spektakulären Bond-Ausfällen wie KTG Agrar oder German Pellets negativ von sich reden gemacht hat.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Info

Welche Bonds sind ausgefallen, welche haben sich wieder erholt? Das können Sie auf unserer FINANCE-Themenseite zu Mittelstandsanleihen nachlesen.

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.