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Mittelstandsanleihe von Beate Uhse in freiem Fall

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Das Geschäft läuft schlecht, Investoren sind verunsichert, die Suche nach einem neuem Chef zieht sich hin - der Erotikhändler Beate Uhse durchlebt schwierige Zeiten.
Beate Uhse

Die Mittelstandsanleihe von Beate Uhse kennt seit Mitte November nur eine Richtung: nach unten. Allein am gestrigen Dienstag brach der 30-Millionen-Euro schwere Bond um 7 Prozentpunkte ein und ging mit einem Kurs von 43 Prozent aus dem Handel. Damit hat sich der Anleihekurs in den vergangenen gut zwei Wochen, als das Papier noch bei über 90 Prozent notierte, mehr als halbiert. Mitte Oktober hatte der Kurs der Mittelstandsanleihe sogar noch bei par gelegen.

Der Erotikhändler, der nach einer jahrelangen Restrukturierung seit 2013 wieder schwarze Zahlen schreibt, hatte als einer der solideren Emittenten am skandalgeplagten Markt für Mittelstandsanleihen gegolten. Als Beate Uhse den Mini-Bond im Sommer 2014 begeben hatte, war der Anspruch hoch: Man wolle „neue Maßstäbe“ setzen, sagte der damalige CEO Serge van der Hooft gegenüber FINANCE und spielte damit auf den Best Practice Guide der Deutschen Börse an. Zugleich kündigte er an, den Kurs der Ergebnisverbesserung fortzusetzen.

Beate Uhse rutscht immer tiefer in die roten Zahlen

Inzwischen ist nicht nur der CEO weg, die guten Zahlen sind es auch: Ende Oktober schockte CFO Kees Vlasblom, der seit dem Abtritt von van der Hooft auch als Interimschef agiert, die Investoren mit einer Gewinnwarnung: Statt eines Gewinn zwischen 2 und 5 Millionen Euro rechnet das Unternehmen nun mit einem Verlust für das Gesamtjahr. Auch die Umsatzprognose von 134 bis 139 Millionen Euro ließe sich nicht aufrechterhalten, hieß es. Eine neue Prognose für 2015 traute sich das Unternehmen gar nicht erst zu. Auf diese Nachricht hatte der Bond, der mit 7,75 Prozent verzinst wird und noch bis 2019 läuft, mit einem ersten Kursrutsch reagiert.

Richtig heftig bergab geht es bei der Mittelstandsanleihe aber erst seit der Veröffentlichung der Zahlen für das dritte Quartal Mitte November. An diesen Zahlen lässt sich ablesen, wie sehr Beate Uhse inzwischen von den ursprünglichen Zielen abgekommen ist: In den ersten neun Monaten des Jahres belief sich das operative Ergebnis (Ebit) auf minus 7,2 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr lag das Ebit bei „nur“ minus 2,7 Millionen Euro, in den ersten neun Monaten 2014 bei einem Plus  von 1,9 Millionen Euro.

CFO Vlasblom begründete den Ergebniseinbruch vor allem mit schlechten Entwicklungen im Einzelhandel. In den Niederlanden musste Beate Uhse daher Abschreibungen auf Geschäfts- und Firmenwerte vornehmen, die das Ebit um 1,9 Millionen Euro schmälerten. Auch die Euro-Schwäche macht Beate Uhse weiter zu schaffen.  Darüber hinaus belasten Abfindungen für entlassene Mitarbeiter das Ergebnis mit einer Millionen Euro. Der Finanzchef will durch die Entlassungen langfristig die Kosten senken.

CFO Vlasblom will Vertrieb stärken

Das allein reicht aber nicht aus, um die Geschäftsentwicklung wieder auf Vordermann zu bringen: Bis Mitte Januar will CFO Vlasblom ein „umfangreiches Maßnahmenpaket für alle Vertriebswege“ vorlegen, um das Unternehmen wieder in die schwarze Zahlen zu bringen.

Das dürfte auch wichtig sein, damit sich die Finanzlage nicht weiter verschlechtert: Ende des ersten Halbjahres 2015 war die Nettoverschuldung auf 24,6 Millionen Euro angeschwollen (von 19,8 Millionen Euro Ende 2014), der operative Cashflow lag bei minus 3,1 Millionen Euro. Für das dritte Quartal hat Beate Uhse keine Kapitalflussrechnung vorgelegt, die Zahlen werden erst zum Ende des Geschäftsjahres wieder veröffentlicht. Die Investoren der Mittelstandsanleihe werden genau hinschauen.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

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