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Takko: Banken trennen sich von Krediten

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Takko-Filiale: Die Lage des Mode-Discounters ist finanziell angespannt, Gläubigerbanken haben Kredite veräußert.
Takko Fashion GmbH

Die Situation für den kürzlich berufenen CFO Thomas Helmreich könnte bald ungemütlich werden. Der Manager, der erst im Januar dieses Jahres Vorgänger Hannes Rumer abgelöst hatte, bekommt es mit neuen Kreditgebern zu tun. Wie FINANCE aus mehreren unabhängigen Quellen erfahren hat, haben erstrangige Gläubiger Kredite an Investoren verkauft. Zu den Käufern soll unter anderem der Hedgefonds Apollo zählen. Der US-Investor war gegenüber FINANCE zu keiner Stellungnahme bereit.

Der Kreditverkauf ist die nächste Eskalationsstufe im sich anbahnenden Schuldendrama von Takko. Nachdem der Mode-Discounter im vergangenen Jahr schwache Zahlen berichtet hatte, trennten sich viele Investoren von den Anleihen. Die Kurse brachen ein, seither haben sie sich nur leicht erholt. Immer noch liegen sie im bedenklichen Bereich: Die Fixkupon-Anleihe im Wert von 380 Millionen Euro und einem Kupon von 9,875 Prozent steht aktuell bei einem Kurs von 47. Eine variabel verzinste Anleihe mit einem Kupon von 7 Prozent im Wert von 145 Millionen Euro liegt bei 46.

Besonders stark reagierte der Markt, nachdem Moody’s Ende November 2014 das Takko-Rating von B3 auf ein noch spekulativeres Caa1 gesenkt hatte. Der Leverage liegt laut Moody’s inzwischen bei 8x Ebitda, mit wenig Aussicht auf Besserung. So lange Takko seine Kupons pünktlich bezahlt, droht dem Unternehmen aber noch kein Ärger von den Bondholdern. Die Anleihen laufen erst 2019 aus.

Schießt Takko-Eigner Apax nochmals frisches Geld ein?

Kritischer sieht es bei den Krediten aus. Neben den Bonds finanziert sich Takko über eine Betriebsmittellinie in Höhe von 85 Millionen Euro und Akkreditiv-Linien über 190 Millionen Euro. Mit Argusaugen beobachten die Investoren inzwischen die Covenant-Termine des Unternehmens: Das Minimum-Ebitda von 85 Millionen Euro erreichte Takko zum letzten Covenant-Test zum Jahreswechsel noch sicher, wie der Nachrichtendienst Debtwire Analytics berichtet. Der nächste Test steht im Sommer an,  die Anforderungen wachsen: Takko muss dann sogar ein minimales Ebitda in Höhe von 90 Millionen Euro vorweisen. Kann CFO Thomas Helmreich nicht liefern, dürften schwierige Gespräche mit den Banken und Fonds anstehen.

Fraglich ist, ob der PE-Investor und Takko-Eigentümer Apax noch einmal frisches Geld injizieren will. Beobachter bezweifeln dies, da Apax bereits 2013 laut eines Debtwire-Berichts 100 Millionen Euro nachgeschossen haben soll. Inzwischen gilt das Eigenkapital als ausgelöscht, der Wert bricht in den Bonds. „Da wird niemand nachschießen wollen“, heißt es in Frankfurter Kreisen. Apax hatte Takko Ende 2010 dem PE-Investor Advent abgekauft, der Kaufpreis wurde damals auf 1,2 Milliarden Euro  geschätzt. Apax lehnte einen Kommentar zu Takko auf Anfrage von FINANCE ab.

Kommt der Debt-to-Equity-Swap bei Takko?

Der Haupteigentümer Apax und das Management um CFO Thomas Helmreich können jetzt nur hoffen, dass die Ergebnisse von Takko im Plan bleiben. Dann wäre auch ein begrenzter Anleiherückkauf möglich, um Schulden zu reduzieren. Darüber denkt das Unternehmen anscheindend nach.

Negativ könnte sich allerdings der schwache Euro auswirken: Takko kauft vor allem von asiatischen Lieferanten in US-Dollar ein, die Währungskurse laufen seit längerem gegen das Unternehmen. Darunter könnte Takkos Wettwerbsfähigkeit gegenüber Discountern wie Primark leiden: Nach FINANCE-Informationen haben sich Konkurrenten stärker mit Währungskontrakten abgesichert als Takko. „Mittelfristig erwarte ich von der Währungsseite auch Auswirkungen auf die Topline“, sagt ein Unternehmenskenner gegenüber FINANCE. Takko wollte dies auf Anfrage nicht kommentieren.

Für den Fall, dass das Drama um Takko sich weiter zuspitzt, haben sich Fonds, die die Modemarktkette über einen Debt-Equity-Swap in Besitz nehmen wollen, bereits in Stellung gebracht. Dass sie sich auch schon in die Anleihe eingekauft haben, um nach und nach größere Teile der Schulden zu kontrollieren, ist zwar nicht bekannt, aber ziemlich wahrscheinlich.

markus.dentz[at]finance-magazin.de

Info

Mehr zu dem Modehändler in der Krise erfahren Sie auf unserer Themenseite zu Takko.

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.