Alno stellt den Betrieb endgültig ein. Auch der letzte Interessent habe kein Angebot für den Geschäftsbetrieb des insolventen Küchenbauers abgegeben, sagte der Insolvenzverwalter Martin Hörmann in einer Pressemitteilung. Damit blieben alle Gespräche und Verkaufsverhandlungen ohne Abschluss. Die verbliebenen Vermögenswerte sollen nun in den kommenden Monaten im Rahmen einer Einzelverwertung verkauft werden, heißt es weiter.
„Ohne einen Investor, der auch bereit gewesen wäre, entschlossen den Investitionsstau zu beseitigen und zudem erhebliche Mittel für die Fortführung des Geschäftsbetriebs investiert hätte, gibt es leider keine Zukunft für Alno“, lässt sich Hörmann zitieren.
Für die Mitarbeiter und Gläubiger des Küchenbauers aus Pfullendorf ist dies das bittere Ende eines langen Niedergangs. Bereits seit Jahren kämpfte Alno um den Turnaround. Die ehemalige Finanzchefin Ipek Demirtas hatte vergeblich versucht, das chronisch defizitäre Unternehmen mit Sanierungsmaßnahmen zurück in die schwarzen Zahlen zu führen.
Hastor entmachtete Ex-CFO Ipek Demirtas
Im Juli 2016 stieg die bosnische Unternehmerfamilie Hastor über ihr Investmentvehikel Tahoe bei Alno ein und stellte dem Küchenbauer ein Darlehen von 20 Millionen Euro. Hastor baute seine Macht bei Alno anschließend weiter aus, bis der Investor vor rund einem Jahr CFO Demirtas absetzte und eigene Vertreter in Vorstand und Aufsichtsrat installierte.
Im Juli meldetet Alno schließlich Insolvenz an. Zunächst war eine Insolvenz in Eigenverwaltung geplant. Währenddessen formierte sich um die ehemalige Finanzchefin Demirtas eine Gruppe, die eine Entmachtung der Hastors über einen Debt-to-Equity-Swap plante. Der Machtkampf endete damit, dass die Hastors die Insolvenz in Eigenverwaltung aufgeben mussten. Seitdem führte der Rechtsanwalt Martin Hörmann das Insolvenzverfahren und versuchte, einen Käufer zu finden.
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Möglicher Interessent aus China machte Hoffnungen
Zwar war es ihm gelungen, für einige Auslandsgesellschaften Investoren zu finden. Dies gelang auch für die Alno-Tochter Pino mit 230 Mitarbeitern, die an ein Investoren-Konsortium um den Premiumküchen-Hersteller Nobilia ging.
Auch für Alno wurde von Kaufinteresse berichtet, zuletzt war Medienberichten zufolge ein Käufer aus China im Gespräch. Laut einem Alno-Sprecher seien sowohl strategische Interessenten als auch Finanzinvestoren unter den möglichen Käufern gewesen. Unklar ist, ob auch die Hastors im Rahmen des Insolvenzverfahrens Interesse an Alno hatten. Der Insolvenzverwalter wollte sich zu Namen nicht äußern.
Alno-Insolvenzverwalter will den Fall aufarbeiten
Für das ehemalige Management um Ex-CFO Demirtas und Ex-CEO Max Müller, aber auch für Tahoe dürfte der Fall Alno trotzdem noch nicht abgeschlossen sein. Denkbar ist ein Verfahren, in dem der Insolvenzverwalter Geld von den Verantwortlichen zurückfordert, um die Quote für die Gläubiger erhöhen zu können.
„Wir sind verpflichtet aufzuarbeiten, was in den vergangenen Jahren stattgefunden hat. Der Blick in den Rückspiegel steht noch an, auch wenn das heute nicht das Thema ist“, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters. Den Gläubigern der 45 Millionen Euro schweren Mittelstandsanleihe droht aber trotzdem der Totalverlust.
Info
Alno steht vor dem Aus – wie konnte es soweit kommen? Lesen Sie alles zu diesem Fall auf unserer Themenseite zu Alno. Informationen über die ehemalige Finanzchefin Ipek Demirtas können Sie in Ihrem Profil bei FINANCE-Köpfe finden.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.