Ihren drei Jahren als erste weibliche Finanzchefin von Vonovia setzt Helene von Roeder gerade die Krone auf: Nach der gelungenen Expansion nach Schweden scheint nun (nach zahlreichen vergeblichen Anläufen) die Übernahme der Deutschen Wohnen zu klappen – ein 45-Milliarden-Deal. Und einen guten Teil der Finanzierung hat sie auch schon eingetütet und Anleihen im Wert von 4 Milliarden Euro platziert. Eine starke Bilanz und eine der letzten Gelegenheiten, von Roeder als CFO des Monats zu portraitieren, denn ihre nächste Herausforderung wartet schon – außerhalb der Finanzabteilung.
Dort ist nach dem Zusammenschluss, der Ende August vollzogen werden soll, kein Platz mehr für die Ex-Bankerin, die vor ihrem Wechsel zu Vonovia das Deutschlandgeschäft der Credit Suisse geleitet hat. Von Roeder gibt den Staffelstab weiter an ihr Deutsche-Wohnen-Pendant Philip Grosse, bleibt dem fusionierten Konzern jedoch erhalten. Sie wird den neugeschaffenen Geschäftsbereich „Innovation und Digitalisierung“ übernehmen.
Von Roeder wird Unternehmerin
Diese Aufgabe wird eine durch und durch unternehmerische. So plant der Dax-Konzern, in von Roeders Ressort zunächst die IT-Services von Vonovia und Deutsche Wohnen zu bündeln, nach der Integration dann aber auch als Servicedienstleiter auf dem freien Markt aufzutreten. Angesichts der schieren Größe des fusionierten Vonovia-Konzerns dürfte von Roeders Firma ein Koloss in der fragmentierten Welt der deutschen Immobiliendienstleister werden. Und das Potential, ins Ausland zu expandieren, ist evident – nicht nur in Märkte wie Schweden und Österreich, wo Vonovia schon eine Menge Wohnungen besitzt. Sollte Helene von Roeder mit dieser Strategie Erfolg haben, wäre in der Zukunft auch ein möglicher Carve-out der neuen Konzerntochter bis hin zu einem Börsengang denkbar.
Die technischen Fragen rund um Carve-out, Börsengang und eigenständige Finanzierung dürfte von Roeder beherrschen. Die spannende Frage wird sein, ob sie auch den unternehmerischen Elan und das Fingerspitzengefühl als Top-Führungskraft mitbringt, um ihr neues Projekt bis hin zur möglichen Verselbstständigung aufbauen zu können.
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Von Roeder ist keine klassische Finanzerin
Wichtige Stärken, um mit einer agilen Konzerneinheit einen komplett neuen Markt zu erschließen, sind Kreativität und die Fähigkeit, strategisch zu denken. Helene von Roeders bunter Lebenslauf lässt darauf schließen, dass sie dieser Herausforderung gewachsen sein könnte. Zum einen sind bei der Führung eines Finanzinstituts und beim Hocharbeiten in Investmentbanken ganz andere Tugenden gefragt als im CFO-Job. Diese wertvollen Erfahrungen hat sie vielen ihrer CFO-Kollegen voraus.
Zum anderen lässt auch die Wahl ihres Studienfachs erahnen, dass Vonovia keine klassische Finanzerin mit dem Aufbau des Zukunftsgeschäfts betraut: Die 51-jährige studierte Astrophysik in München und Cambridge – und greift jetzt, 30 Jahre danach, beruflich nach den Sternen.
Info
Mehr über den beruflichen Werdegang der Vonovia-CFO erfahren Sie bei FINANCE-Köpfe im Profil von Helene von Roeder.
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