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Schwieriger Start für Tele-Columbus-CFO Walters

Eike Walters ist neuer CFO Tele Columbus. Es ist kein einfacher Einstieg, der auf ihn wartet.
Tele Columbus

Seit dem heutigen Montag ist Eike Walters neuer CFO des Kabelnetzbetreibers Tele Columbus. Der 39-Jährige hat sich bei weitem keine leichte Aufgabe ausgesucht: Gleich zu Beginn hat der Nachfolger von Frank Posnanski zahlreiche Baustellen, die er angehen muss.

Denn Tele Columbus hat schwierige Monate hinter sich. Im Mai mussten die Berliner eine Umsatz- und Gewinnwarnung ausgeben. Daraufhin rutschte die Aktie auf ein Allzeittief von weniger als 6 Euro – weit entfernt von den 9,50 Euro, die die Papiere noch im März wert waren.

Tele-Columbus-Investoren sind „nicht begeistert“

Der Einbruch der Aktie kommt nicht von ungefähr: Die Prognosekappung hat die Tele-Columbus-Investoren massiv verunsichert. Denn noch im April hatten die Berliner eine Anleihe über 650 Millionen Euro platziert, und bei der Roadshow die wenige Wochen später folgende Gewinnwarnung noch nicht kommen sehen. Entsprechend verschnupft reagierten die Geldgeber: „Die Investoren waren ganz sicher nicht begeistert“, sagt ein Beobachter gegenüber FINANCE. „Wenn Tele Columbus noch eine Gewinnwarnung ausgibt, hat der Konzern das Vertrauen endgültig verspielt.“ Die Anleihe notiert mit 96 Prozent unter Par.

Tele Columbus hat Probleme bei der Migration der Systeme von Pepcom.

Die Gründe für das unglückliche Timing der Prognosekappung des SDax-Konzerns sind divers. Einer davon sind die 2015 binnen weniger Wochen getätigten Zukäufe der Konkurrenten Primacom und Pepcom Speziell bei der Integration von Pepcom hakt es aber noch immer: Die Migration der ERP-Systeme bereitet Tele Columbus Probleme, wie eine Sprecherin auf FINANCE-Nachfrage bestätigt. Deshalb dauere es noch länger, bis alle Daten aus den Reporting-Einheiten konsolidiert seien. Dadurch hätten die Bilanzzahlen nicht früher zur Verfügung gestanden, so die Sprecherin.

Eine weitere Baustelle: Das frühere Tele-Columbus-Management hat sich bei seiner neuen Marketing-Strategie verkalkuliert. Seit Herbst 2017 tritt der Konzern unter Pÿur auf, worunter die Berliner Marken wie Pepcom, Tele Columbus und Cablesurf vereint haben. Das Problem: Viele Kunden waren von dem neuen Namen überrumpelt. Tele Columbus reduzierte daraufhin das Marketing, um den neuen Namen Pÿur nicht weiter zu beschädigen.

Schnappt United Internet sich Tele Columbus komplett?

CFO Walters muss also einige hausgemachte Probleme lösen. Gleichzeitig bahnt sich im Kabelbetreibermarkt ein Milliardendeal an: Liberty Global will einige seiner europäischen Assets an Vodafone verkaufen – darunter auch Tele-Columbus-Wettbewerber Unitymedia. Dieser Deal wird voraussichtlich nur mit erheblichen kartellrechtlichen Auflagen durchgehen.

Eine Chance für Tele Columbus: Marktbeobachter gehen davon aus, dass der SDax-Konzern dadurch attraktive Assets mit einem Umsatzwert von bis zu 140 Millionen Euro abgreifen kann, wie Analysten von Berenberg in einem Report vorrechnen. Das entspricht etwa 30 Prozent von Tele Columbus’ Umsatz von fast 500 Millionen Euro. Neu-CFO Walters muss Tele Columbus nun in die Position bringen, dass der SDax-Konzern von dem Mega-Deal zwischen Vodafone und Liberty Global möglichst stark profitiert. 

Tele-Columbus-Aktie im vergangenen Jahr

Der finanzielle Spielraum ist dabei eng: Tele Columbus hat zuletzt Nettofinanzschulden von fast 1,4 Milliarden Euro ausgewiesen, was dem 5-fachen des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) entspricht – ein sehr hoher Wert. Der im April begebene 650-Millionen-Euro-Bond ist darin aber noch nicht enthalten. Zur Finanzierung eines eventuellen Asset-Kaufs dürfte daher nur eine Kapitalerhöhung in Frage kommen, die den ohnehin angeschlagenen Aktienkurs weiter belasten würde.

Walters und Tele Columbus sind aber nicht nur Aggressoren am M&A-Markt – sondern könnten auch schnell zum Target werden. Denn der Internetkonzern United Internet („1&1“, „GMX“) hält fast 29 Prozent der Aktien an Tele Columbus. Der Konzern mit Sitz in Montabaur hatte bereits die Konkurrenten Versatel und Drillisch schrittweise gekauft. Hartnäckig halten sich daher Spekulationen, dass der Internet-Provider auch Tele Columbus übernehmen könnte, sollte der Aktienkurs der Berliner weiter auf niedrigem Niveau verharren.

Die Transaktion würde für United Internet nicht nur wegen der günstigen Tele-Columbus-Aktie Sinn ergeben: Beide Konzerne könnten Marketingkosten sparen, und United Internet könnte vom Liberty-Vodafone-Deal profitieren, indem sich der Konzern eine starke Nummer drei im deutschen Kabelbetreibermarkt einverleibt. Allerdings könnte United Internet von einem Deal absehen, weil der Konzern derzeit selbst noch mit der Integration von Drillisch beschäftigt ist.

United Internet könnte via M&A-Deal von einem Vodafone-Liberty-Deal profitieren.

CFO Eike Walters muss Vertrauen zurückgewinnen

Operative Probleme, unzufriedene Investoren, M&A-Gerüchte: Tele-Columbus-CFO Walters hat in den kommenden Wochen keine Zeit, sich in Ruhe einzuarbeiten. Er muss vor allem das Vertrauen des Kapitalmarkts zurückgewinnen. Immerhin soll die Integration des Problem-Zukaufs Pepcom bald abgeschlossen sein, was Management-Kapazitäten freisetzen sollte.

Bei der Anleiheemission, die für Verstimmungen gesorgt hat, war Walters zudem noch nicht dabei. Der Ex-Controlling-Chef geht somit relativ unbelastet in sein CFO-Amt. Einen Fehlschuss in Form einer Gewinnwarnung oder unvorhergesehener Probleme kann Walters sich zu Beginn seiner CFO-Karriere dennoch kaum leisten.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.