Die Restrukturierungwelle rollte in den ersten Branchen bereits im zweiten Halbjahr 2019 an, doch durch die Coronavirus-Krise wird sie nun noch heftiger. Dabei zeigt sich ein Problem, wie eine Expertenrunde um Thomas Dohrmann (NordLB), Lars Hengsberger (ComPart Consulting), Peter Mauritz (Prolimity Capital Partners) und Steffen Reusch (BDO Restructuring) auf der diesjährigen Distressed-Assets-Digitalkonferenz diskutierte. Während die Zahl der Restrukturierungen gestiegen ist, ist die Zahl der Restrukturierer gleich geblieben. Einige Banken kürzten sogar ihre Workout-Units und stellten sie stärker zentralisiert auf.
Mehr als die Hälfte der DAK-Teilnehmer sieht das jetzt als Nachteil, wie eine TED-Befragung ergab: Sie fürchten, dass es nicht genug Restrukturierer geben könnte, um die steigenden Fallzahlen zu meistern. Die an der Diskussionsrunde teilnehmenden Experten finden, dass von den vorhandenen Fachkräften neue Qualifikationen und Qualitäten gefragt sind. Steffen Reusch, Partner von BDO Restructuring, findet: „Die Frage ist, welche Kapazitäten tatsächlich gesucht werden. Ich bin skeptisch, dass wir derzeit mit den alten Mechanismen – und gerade insolvenzrechtlichen Mechanismen – gut aufgestellt sind.“
In den kommenden „Corona-Sanierungen“ seien andere Fähigkeiten von Restrukturierern gefordert als in klassischen Insolvenzfällen. „Im Gegensatz zu den harten Insolvenzszenarien ist jetzt eher betriebswirtschaftliches Verständnis von den Restrukturierern gefordert“, meint Reusch.