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KPMG kauft Data-Science-Berater

KPMG verstärkt sich in der Digitalisierungsberatung und kauft den Data-Science-Spezialisten Kiana.
KPMG

Auch 2018 geht der Vorstoß der Big Four KPMG, PwC, Deloitte und EY (Ernst & Young) in das Beratungsgeschäft ungebremst weiter. KPMG, das drittgrößte Wirtschaftsprüfungs- und Beratungshaus in Deutschland, hat den Data-Science-Spezialisten Kiana Systems mit Sitz in Saarbrücken vollständig übernommen. Kiana wird nun in KPMG integriert, behält aber seine Marke. Über den Kaufpreis ist nichts bekannt.

KPMG hatte sich in einem ersten Schritt bereits im Mai vergangenen Jahres mit 33 Prozent an Kiana beteiligt. Das Unternehmen wurde 2001 als Spin-off des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) gegründet und fokussiert sich auf Themen wie Big Data, Analytics, Data Mining, Machine Learning/Künstliche Intelligenz und Forschung.

KPMG will zu Big Data, Cloud und KI beraten

Das Kiana-Team umfasst 32 Personen, laut KPMG vorwiegend promovierte Mathematiker, Physiker und Informatiker. Kiana berät unter anderem die Deutsche Lufthansa, den Online-Fahrzeugmarkt mobile.de und den Naturkosthersteller Rapunzel. Die Idee hinter der Übernahme: KPMG will Mandanten verstärkt rund um Digitalisierungsfragen beraten, sei es beim Aufbau einer Big-Data-Struktur, der Migration zur Cloud, zum Datenschutz oder zu Anwendungsfeldern für künstliche Intelligenz.

Diese Strategie verfolgt KPMG bereits seit einiger Zeit und hat dazu beispielsweise das „Insights Center“ gegründet, eine Art Digital Lab, in dem Unternehmen die disruptive Kraft der Digitalisierung erfahren und für ihr eigenes Geschäftsmodell testen können.

Mit Zukäufen in diesem Bereich hielt sich KPMG allerdings bislang eher bedeckt. 2014 kaufte KPMG zwar die auf Cyber Security spezialisierte Beratung „P3 Consulting + Software“, davon abgesehen investierte KPMG aber eher in Zukäufe für die Vertriebsberatung  (TellSell 2013), Personal (Geke & Associates 2012) oder Beschaffung (BrainNet 2012). 

KPMG wächst kaum in der Beratung

KPMG positionierte sich mit seinen Zukäufen daher bisher anders die Konkurrenz, die sich vor allem in den vergangenen Jahren eher Digitalberater als Targets vorgenommen hat. So hat Deloitte die Start-up-Schmiede Makers, den Analytics-Spezialisten SCDM Germany sowie die Digitalgentur Acne übernommen.

EY kaufte die Berliner Digitalberatung Etventure sowie die IT-Beratung für Personalprozesse Kivala-HR und PwC die IT-Berater Persicon sowie Outbox. Der Vorstoß in die Beraterwelt ist für die Big Four vor allem deshalb so wichtig, weil sie mit dem traditionellen Geschäft der Wirtschaftsprüfung kaum noch wachsen.

Und die Initiativen schlagen sich auch in den Umsätzen nieder: Im vergangenen Geschäftsjahr sind PwC, Deloitte und EY stark zweistellig in der Beratung gewachsen, Deloitte bereits zum zweiten Mal in Folge sogar um über 45 Prozent.

Bei KPMG sah es hingegen mau aus: Mit einem Wachstum von nur 1 Prozent stagnierte dieser Bereich praktisch, mit 575 Millionen Euro hat KPMG von allen Big-Four-Konkurrenten am wenigsten umgesetzt. Der aktuelle Zukauf dürfte für KPMG umso wichtiger sein, um im Wettlauf mit der Konkurrenz nicht abgehängt zu werden.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Info

Wie sich KPMG, Deloitte, EY und PwC um die Marktführerschaft duellieren, zeigt unsere FINANCE-Themenseite Big Four.

Wie selten zuvor positionieren sich Wirtschaftsprüfer auch als Berater. Doch Interessenkonflikte sind trotz strenger Vorschriften inhärent. Es scheint, als habe die Branche aus der Geschichte wenig gelernt. Mehr dazu könnten Sie im Artikel „Die Versuchung“ nachlesen, den Sie hier als E-Paper beziehen können.

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.