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Attackierte S&T tauscht Wirtschaftsprüfer aus

Blick auf Linz, den Firmensitz von S&T: Der IT-Dienstleister wehrt sich gegen Fraser Perring und Viceroy. Foto: dudlajzov/Adobe Stock
Blick auf Linz, den Firmensitz von S&T: Der IT-Dienstleister wehrt sich gegen Fraser Perring und Viceroy. Foto: dudlajzov/Adobe Stock

Überraschung aus Linz: Der von dem Shortseller Viceroy mit Betrugsvorwürfen konfrontierte österreichische IT-Dienstleister S&T hat weitreichende Maßnahmen beschlossen, um der kritischen Situation zu begegnen. Vorstandschef Hannes Niederhauser geht davon aus, „dass Viceroy Research zahlreiche weitreichende Fehleinschätzungen getroffen hat, die einer objektiven Prüfung nicht standhalten werden“.

Diese objektive Prüfung soll Deloitte vornehmen – unter Einbeziehung von Forensik-Experten. „Sobald das Ergebnis dieser unabhängigen Untersuchung vorliegt, wird S&T dazu Stellung nehmen“, heißt es aus Linz.

KPMG soll EY als Abschlussprüfer ersetzen

Doch S&T bringt auch dauerhafte Veränderungen auf den Weg. Die erste ist personeller Natur: Der Aufsichtsrat wird von außerhalb des Unternehmens einen Experten engagieren, der das Amt des Chief Compliance Officers übernehmen soll. Der neue Compliance-Chef soll Vorstand werden und künftig die Themen Recht, Compliance und Corporate Governance überwachen.

Zudem will S&T seine nach eigenen Angaben bereits eingeleiteten Bemühungen um mehr Transparenz und weniger Komplexität im Geschäftsmodell fortsetzen. Dieses Programm trägt den Namen „TTS“. Dies steht für „Trust-Transparency-Share“.

Damit nicht genug: S&T plant auch, den Wirtschaftsprüfer auszutauschen. Bislang prüft EY die Bilanzen des IT-Unternehmens, schon ab dem Geschäftsjahr 2022 soll KPMG diese Aufgabe übernehmen.

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Perring wirft S&T Betrug vor

Viceroy hatte vor zwei Wochen eine Reihe von Vorwürfen gegen S&T erhoben. Dazu zählt unter anderem, dass viele der seit 2016 getätigten 30 Akquisitionen nicht integriert worden seien und dass S&T über eine Vielzahl von außerbilanziellen Zweckgesellschaften verfüge, was die Unternehmensstruktur unübersichtlich mache.

Vor allem aber behauptete Perring, dass gegen diverse S&T-Gesellschaften polizeilich ermittelt werde und dass daraus unübersehbare finanzielle Risiken entstanden seien. S&T weist sämtliche Vorwürfe zurück und bemängelt, dass Perring das Unternehmen nicht im Vorfeld mit seinen Recherchen konfrontiert habe.

Perring attackierte auch Grenke und Adler

Seit Perring als einer der ersten auf das Betrugsschema bei Wirecard aufmerksam gemacht hat, genießt er am Kapitalmarkt eine gewisse Glaubwürdigkeit. In den vergangenen 15 Monaten hat er neben S&T auch noch zwei deutsche Unternehmen ins Visier genommen: Den Leasingspezialisten Grenke und den Immobilienkonzern Adler Group.

Sowohl bei Adler als auch bei Grenke lösten Perrings Attacken deutliche und auch nachhaltige Kursrückgänge aus. Dieses Schicksal trifft auch S&T: Als Perring seine Vorwürfe veröffentlichte, brach der Aktienkurs um über 30 Prozent ein. Seitdem hat sich die Aktie zwar schon wieder um 20 Prozent erholt, notiert aber immer noch deutlich unter ihrem Wert von vor der Attacke.

S&T ist im SDax notiert, an der Börse rund 1 Milliarde Euro schwer und erwartet für dieses Jahr einen Umsatz von 1,3 bis 1,4 Milliarden Euro bei einer Ebitda-Marge von 10 Prozent.