Nachdem der Verkauf nun in trockenen Tüchern ist, hat der langjährige Euroshop-CFO Olaf Borkers seinen Rückzug aus dem Vorstand des Shopping-Center-Investor bekannt gegeben. Wie der SDax-Konzern aus Hamburg mitteilte, haben sich Borkers und der Vorstandsvorsitzende Wilhelm Wellner zusammen dazu entschieden, der Gesellschaft nicht mehr für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit zur Verfügung zu stehen.
Deutsche Euroshop will „langfristige Managementkontinuität“
Demnach habe sich Wilhelm Wellner mit dem Aufsichtsrat auf den Abschluss eines Aufhebungsvertrages geeinigt hat. Damit steht er auch nicht zur Wiederbestellung zum 1. Oktober 2022 zu Verfügung. Die Entscheidung wurde „im besten gegenseitigen Einvernehmen“ gefällt.
Der Aufsichtsrat kommt auch dem Wunsch von Olaf Borkers nach, seinen am 30. September auslaufenden Vorstandsvertrag nicht zu verlängern. Danach wird Borkers dem Unternehmen allerdings weiterhin beratend zur Verfügung stehen. Die Nachfolge-Suche läuft bereits. Der Aufsichtsrat ist „zuversichtlich, in Kürze hierzu Neues berichten zu können“.
Die Deutsche Euroshop strebt nach der Übernahme durch das Konsortium eine „Neuausrichtung der Gesellschaft“ an. Dafür brauche das Unternehmen eine „langfristige Managementkontinuität“, wie die Hamburger erklären.
CFO Olaf Borkers war bereits Alleinvorstand
Daran haperte es zuletzt, denn obwohl Borkers 17 Jahre im Dienste der Deutschen Euroshop stand und als Stabilitätsanker galt, musste er seit April dieses Jahres in Personalunion die Vorstandsaufgaben alleine bestreiten, als CEO Wilhelm Wellner erkrankte. Damals war man noch von einer Rückkehr im Oktober ausgegangen. Seit dem ist er Alleinvorstand des Konzerns.
Nur einen Monat später teilte die Deutsche Euroshop mit, dass sie ein Übernahmeangebot des US-amerikanischen Finanzinvestors Oaktree sowie des Versandhaus-Erben Alexander Otto unterstützte. Dabei wollen der Großaktionär Otto, der bereits 20 Prozent der Aktien vor dem Angebot hielt sowie der Private-Equity-Investor aus Übersee gemeinsam mindestens 50 Prozent übernehmen.
Olaf Borkers war CFO des Monats Oktober 2021
Wie damals bekannt wurde, sieht der M&A-Deal ein Angebot in Höhe von 21,50 Euro pro Aktie vor, zuzüglich der für das Jahr 2021 zu zahlenden Dividende von 1 Euro je Papier. Der Deal bewertet das Unternehmen mit rund 1,4 Milliarden Euro. Die erste Annahmefrist endete am 7. Juli. Obwohl Oaktree und die Otto-Holding Cura über ihr Investment-Vehikel Hercules Bidco die Mindestannahmeschwelle erreicht haben, verlängerten die Investoren die Frist noch einmal bis zum 26. Juli.
Zwar hat die Schließung der Shopping-Center während der Coronakrise die Deutsche Euroshop, die 21 Einkaufszentren in Deutschland, Österreich, Polen, Ungarn und der Tschechischen Republik betreibt, schwer getroffen. Die jetzige Übernahme ist allerdings nicht als Ausverkauf zu verstehen.
Zum Ende des zurückliegenden Jahres gelang der Gesellschaft nämlich der Turnaround, vor allem auch dank Borkers. Der CFO, der bis 1990 bei der Bundesmarine beschäftigt war, konnte im Herbst und Winter 2021 vier Kredite refinanzieren und damit Zinsersparnisse in Höhe von fast 6 Millionen Euro einfahren. Für diese Leistung wurde er von FINANCE zum CFO des Monats Oktober 2021 gekürt.
Borkers ist seit 2005 Finanzvorstand bei der Deutschen Euroshop. Er kam damals von einer Vorstandsposition bei TAG Tegernsee Immobilien. Seine größte Transaktion war die Übernahme des Olympia-Einkaufszentrums im tschechischen Brünn für 382 Millionen Euro.
Wohin es ihn verschlägt, ist bisher nicht bekannt. Für seinen weiteren Weg wünschte ihm Reiner Strecker, Aufsichtsratschef von Deutsche Euroshop, alles Gute und würdigte Borkers Arbeit, der das Unternehmen „in den 17 Jahren als Vorstand entscheidend und erfolgreich mitgeprägt“ habe.