Unruhe beim FC Bayern München: Nach zehn Meistertiteln in Folge könnte der Verein erstmals seit der Saison 2012/2013 ohne den Titel nach Hause gehen. Und auch in der Champions League und im DFB-Pokal sah es nicht besser aus: So ist der FC Bayern in beiden Wettbewerben frühzeitig ausgeschieden. Für den Verein, der eigentlich immer nach dem Triple strebt, aber mindestens die deutsche Meisterschaft mitnehmen möchte, eine Vollkatastrophe.
Deswegen gibt es seit Wochen Gerüchte um eine mögliche Ablösung von Oliver Kahn. Nun ventilieren Medien wie der „Münchner Merkur“ oder die „Tz“ schon Nachfolgekandidaten: So sei angeblich der bisherige Finanzchef Jan-Christian Dreesen ein Anwärter auf den Vorstandsvorsitz der Bayern und könnte den Vorstandsvorsitzenden Kahn beerben. In der Aufsichtsratssitzung am 30. Mai soll über die Zukunft von Dreesen entschieden werden. Der FC Bayern wollte die Personalie auf FINANCE-Nachfrage jedoch nicht bestätigen.
Jan-Christian Dreesen legt CFO-Posten nieder
Die Personalie wäre überraschend. Der ehemalige Firmenkundenvorstand der BayernLB ist seit 2013 als CFO der Bayern tätig – seine Funktion als Finanzvorstand wird er im Sommer auf eigenen Wunsch niederlegen. Dem Vernehmen nach soll es zwischen ihm und Oliver Kahn Meinungsunterschiede gegeben haben. Dreesen wurde zuletzt als neuer Chef der Deutschen Fußball-Liga (DFL) gehandelt, nachdem die glücklose Donata Hopfen ihren Rückzug bekanntgegeben hatte. Zum 1. Juli soll die Position eigentlich besetzt werden. Andere Kandidaten wie Eintracht-Frankfurts Axel Hellmann haben bereits abgewunken – auch Hellmann wurde zwischenzeitlich mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht.
Bis dahin bleibt vieles offen: Wenn der Traditionsverein Borussia Dortmund den Meistertitel am Wochenende erringt, wofür die Ausgangslage gut ist, dürfte ein Managementbeben bei Bayern folgen. Aber auch mit einem Titel müssen sich Oliver Kahn und sein Sportvorstand Hasan Salihamidžić hinterfragen lassen.
Unabhängig davon hatten die Bayern den Wechsel auf ihrem CFO-Posten bereits Anfang des Jahres bekanntgegeben: Zum 1. Juli 2023 übernimmt Michael Diederich die Finanzgeschicke des Vereins sowie die Position des stellvertretenden Vorsitzenden und beerbt damit Dreesen. Der designierte CFO ist bereits seit 2018 Aufsichtsratsmitglied des FC Bayern München und seit Anfang April 2023 im Vorstand aktiv.
Der frühe Einstieg sollte ursprünglich eine nahtlose Übergabe der Aufgaben Dreesens ermöglichen. Nun könnten die beiden Ex-Banker gemeinsam den Fußballclub leiten. Dabei würde sich bei allem guten Management-Know-how der beiden die Frage nach der Fußballkompetenz stellen.
Hertha BSC will Anleihe verlängern
Während der FC Bayern München noch um den Meistertitel kämpft, steht für Hertha BSC der Abstieg seit dem vergangenen Spieltag bereits fest. Hinzu kommt, dass sich der Noch-Bundesligist in einer finanziellen Schieflage befindet. Nicht einmal die Zweitliga-Lizenz sei sicher. Um frisches Kapital in die Kassen zu spülen, will Hertha BSC nun eine im November 2018 ausgegebene Anleihe in Höhe von 40 Millionen Euro um zwei Jahre verlängern.
Die Verantwortlichen haben ein Verfahren eingeleitet, um die Anleihe um zwei Jahre bis November 2025 zu verlängern, wie Hertha bekanntgab. Beraten wird Hertha bei dem Verfahren von der Bank Pareto Securities. Mit einer Verlängerung soll der Zinssatz ab August von 6,5 Prozent pro Jahr auf 8,5 Prozent erhöht werden. Außerdem sollen sich die Rückzahlungsbeträge bis zur Endfälligkeit, gestaffelt nach Datum, erhöhen, heißt es in der Meldung. Die Abstimmung läuft noch bis zum 19. Juni 2023.
Hertha BSC bangt um 2.-Liga-Lizenz
Der Verein steht dabei unter Zeitdruck: Denn Hertha muss bereits zum 7. Juni die wirtschaftlichen Auflagen der DFL erfüllen und nachweisen, dass der Verein wirtschaftlich handlungsfähig ist. Ansonsten erhalten die Berliner keine Lizenz für die zweite Liga – und es droht der Abstieg bis in die Regionalliga.
„Mit dieser Verlängerung würde es uns gelingen, die finanzielle Situation von Hertha BSC in der nächsten Saison zu stabilisieren und zu verbessern. Darüber hinaus wäre sie ein wichtiger und zentraler Baustein im Lizenzierungsverfahren der DFL”, sagt Geschäftsführer Thomas Herrich. Deswegen wären eine schnelle Zustimmung und Unterstützung für den Fußballverein von großer Bedeutung.
Um wirtschaftlich wieder auf Kurs zu kommen, hat Hertha erst im März dieses Jahres den US-amerikanischen Private-Equity-Investor 777 Partners an Bord geholt. Dabei hat das Haus alle Anteile des vorherigen Investors Lars Windhorst übernommen und hält nun 64,7 Prozent der Anteile von Hertha BSC. Insgesamt soll die Hertha Investitionen in Höhe von 100 Millionen Euro von dem Private-Equity-Unternehmen erhalten. Kapital, was der Klub unbedingt braucht, um überhaupt eine Chance in der 2. Bundesliga zu bekommen.