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M&A-Deals: OLB, Leiber, Unizell

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Im schönen Oldenburg, dem Hauptsitz der OLB, hatte die Landesbank an ihren IPO-Plänen geschmiedet, die nun ad acta gelegt werden. Foto: Oksana- stock.adobe.com
Im schönen Oldenburg, dem Hauptsitz der OLB, hatte die Landesbank an ihren IPO-Plänen geschmiedet, die nun ad acta gelegt werden. Foto: Oksana- stock.adobe.com

Targobank übernimmt Oldenburgische Landesbank

Eigentlich hatte die Oldenburgische Landesbank (OLB) große IPO-Pläne. Diese wurden nun auf Eis gelegt. Stattdessen plant die Targobank die vollständige Übernahme der OLB, die seit 2017 im Besitz von drei Finanzinvestoren um die US-Beteiligungsgesellschaft Apollo ist. Die Gesellschafter haben sich auf einen Komplettverkauf an die Targo Deutschland GmbH geeinigt. Der Zugang zu den Kapitalmärkten soll durch das starke Rating der Crédit Mutuel, das französische Genossenschaftsinstitut, zu dem auch die Targobank gehört, verbessert werden. Über den Kaufpreis schweigen die Parteien.

Die Norddeutschen glauben, von einer Übernahme langfristig mehr profitieren zu können als von einem IPO, erklärt die OLB die Deal-Logik. Der Börsengang war als Exit-Szenario für die Finanzinvestoren schon seit 2022 ins Auge gefasst worden, wurde aber immer wieder verschoben.

Bierhefe-Spezialist Leiber wird japanisch

Die japanische Asahi Group Foods hat eine strategische Partnerschaft mit Leiber geschlossen, um ihre internationale Präsenz in den Bereichen Lebensmittel und Biotechnologie zu stärken. Bis Ende April, so sieht es der Vertrag zur Übertragung der Anteile vor, soll die Tochtergesellschaft der Asahi Group Holdings alle Anteile an Leiber erworben haben.

Leiber, mit Sitz im niedersächsischen Bramsche, ist auf die Veredelung von Bierhefe für Anwendungen in der Lebensmittel-, Fermentations- und Tierernährungsindustrie sowie in der Biotechnologie spezialisiert. Mit der Übernahme will Asahi seine Expertise im Hefe-Bereich ergänzen und die Expansion auf dem europäischen Markt für Hefeprodukte vorantreiben, teilen die Unternehmen mit. Leiber will mit dem neuen Eigner im Rücken seine Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionskapazitäten ausbauen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Fusion von Unizell und Medi-Markt zur Liveo-Gruppe

Unizell Medicare und Medi-Markt Homecare haben sich zusammengeschlossen und bilden nun die neue Liveo-Gruppe. Unizell, mit Sitz im schleswig-holsteinischen Bad Schwartau, ist ein Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für Pflegeheime, Krankenhäuser und Homecare-Patienten. Medi-Markt, mehrheitlich im Besitz der Beteiligungsgesellschaft Gimv, ist auf die Versorgung mit Hilfsmitteln spezialisiert und betreut deutschlandweit mehr als 150.000 Kunden. Die Liveo-Gruppe wird mit über 450 Mitarbeitenden einen Umsatz von etwa 150 Millionen Euro erzielen und ein umfassendes Portfolio für die häusliche Pflege anbieten. Die Kanzlei BRL (Federführung: Katja Weberpals) begleitete die Fusion der beiden Unternehmen.

Genereal Atlantic steigt bei ProSiebenSat.1 ein

Viel wurde über den Deal zwischen ProSiebenSat.1 und dem US-Finanzinvestor General Atlantic spekuliert. Zuletzt hieß es in verschiedenen Medienberichten, dass eine Einigung am Aufsichtsrat des Medienkonzerns gescheitert sei und viel Kritik von den ProSiebenSat.1-Großaktionären MFE und PPF geerntet hätte. Nun steht der Deal: General Atlantic steigt bei ProSiebenSat.1. ein.

Wie am Donnerstagabend bekanntgegeben wurde, planen die Unterföhringer, die Minderheitsbeteiligungen an der NuCom Group (ohne Flaconi) und der Parshipmeet Group zu übernehmen. Damit wird der Medienkonzern alleiniger Eigentümer der beiden Gesellschaften. Wesentliche Bedingung für den Abschluss der Vereinbarung zwischen ProSiebenSat.1 und General Atlantic ist aber der Verkauf von Verivox. Doch auch dieser Deal soll in Kürze in trockenen Tüchern sein, heißt es aus Unterföhring. 

Der Deal umfasst eine Barkomponente von 10 Millionen Euro, die Übertragung von etwa 5,9 Millionen Aktien von ProSiebenSat.1 im Wert von rund 38 Millionen Euro, was etwa 2,5 Prozent des Grundkapitals entspricht, sowie eine Beteiligung von General Atlantic am Ausstiegserlös in Höhe von 50 Millionen Euro bei einem späteren Verkauf der Parshipmeet Group. General Atlantic wird seine 28,4 Prozent an Flaconi künftig direkt halten, während ProSiebenSat.1 weiterhin eine Mehrheitsbeteiligung von 71,6 Prozent besitzt. 

Weitere M&A-Deals

Die Allianz plant den Verkauf ihres Anteils an zwei Joint Ventures mit der indischen Bajaj-Gruppe für 2,6 Milliarden Euro. Der Münchner Versicherungskonzern sieht den Verkauf nicht als Rückzug aus Indien an, sondern als Chance zur Reinvestition in neue Geschäftsmöglichkeiten auf dem Subkontinent. Die behördlichen Genehmigungen stehen noch aus. Die Allianz erwägt, in Indien künftig nicht nur als Investor, sondern auch als eigenständiger Marktteilnehmer aktiv zu werden.

Accompio setzt seine Expansion im IT-Managed-Service-Bereich fort und erwirbt die Netz16-Gruppe, einschließlich der Tochterunternehmen Digisoolut, Fundwerk und Parit. Mit diesem Zukauf erhöht sich die Mitarbeiterzahl der auf maßgeschneiderte IT-Lösungen für Sicherheit und Cloud-Management spezialisierten Firma Accompio auf über 700 an 17 Standorten. Der Gruppenumsatz soll erstmals 100 Millionen Euro überschreiten. Netz16, mit Sitz in Augsburg, ist spezialisiert auf Cybersecurity und Managed Services und bringt eine Vielzahl von Enterprise-Kunden in die Gruppe ein. Die Geschäftsführung von Netz16 bleibt bestehen und wird die Integration aktiv unterstützen.

Richard Kablitz, ein Spezialist für umweltfreundliche Energieerzeugung aus Biomasse und Abfall, hat im Rahmen eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung einen neuen strategischen Investor gefunden. Engitec Technologies sichert den Fortbestand des Unternehmens und die Arbeitsplätze. Die Insolvenz wurde durch eine Liquiditätskrise infolge eines verzögerten Großauftrags ausgelöst. Dr. Wieselhuber & Partner leitete die Investorensuche, unterstützt von RKGB Reinhart Kober Großkinsky Braun Rechtsanwälte und AMBG Adiutor Management- und Beratungsgesellschaft. Käuferseitig waren Studio Corno, Corbari & International Trade Partners, Schultze & Braun sowie Manduca & Greco Associati beteiligt.

Blick in den M&A-Markt

Die Erholung am M&A-Markt, die von so vielen Experten und Deal-Beratern erhofft wurde, beginnt sich abzuzeichnen, wie die LSEG League Tables für das erste Quartal zeigen. So haben die M&A-Aktivitäten mit deutscher Beteiligung im noch jungen Jahr bisher ein Volumen von 13 Milliarden US-Dollar erreicht, was einem Anstieg von 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dennoch bleibt das Volumen noch hinter den Werten der vergangenen sieben Jahre zurück. Der größte Deal ist das öffentliche Übernahmeangebot von EP Global Commerce für Metro im Wert von 3,5 Milliarden US-Dollar. M&A-Transaktionen mit deutschen Zielunternehmen stiegen um 17 Prozent auf 10,2 Milliarden US-Dollar, wobei der Inlandsmarkt sich auf einen dreijährigen Höchststand von 2,6 Milliarden US-Dollar verdreifacht hat. Der Wert von deutschen Auslands-Deals (outbound) stieg um 32 Prozent auf 1,5 Milliarden US-Dollar.  Deutschland ist das zwölftmeist angezielte Land für M&A weltweit und das viertbeliebteste Zielland in Europa.

Dabei ist der Einzelhandel der wertmäßig am stärksten angezielte Sektor in Deutschland, während die Technologiebranche zahlenmäßig die meisten Deals verzeichnet. Private-Equity-Firmen investierten bisher 3 Milliarden US-Dollar in deutsche Unternehmen, ein Anstieg von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

M&A-Berater-News

Verstärkung bei Deal Advisory: Duncan Klauser verstärkt als Partner das Corporate Finance M&A-Team in München. Mit über 60 betreuten Tech- und Fundraising-Deals bringt er umfassende Erfahrung in den Bereichen Anwendungstechnologie, industrielle Technologie, Datenanalyse und Cloud-Services mit. Seine Expertise wird das Deal-Advisory-Team bei der Unterstützung von Kunden in komplexen Transaktionen unterstützen.

Die M&A-Beratung IMAP beruft Ralf Georg Mittler ab dem 1. Mai in den Vorstand. Mittler bringt über 24 Jahre Erfahrung aus der Deutschen Bank Gruppe mit, wo er das M&A-Team für den Mittelstand leitete. Mit über 100 Transaktionen und einem breiten Netzwerk im gehobenen Mittelstand und bei Konzernen sieht IMAP in ihm eine ideale Ergänzung für das Team. Der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Bräuer betonte: „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Herrn Mittler einen ausgewiesenen M&A-Dealmaker für die IMAP gewinnen konnten, um den erfolgreichen Kurs der IMAP fortzusetzen und ihr Wachstumspotential weiter auszuschöpfen.“

Deals in Verhandlung

Die Baywa scheitert mit ihrem Bereifungsschlag. Der stark kriselnde Agrarhändler, für dessen Restrukturierung der Verkauf der Erneuerbare-Energien-Tochter Baywa Re enorm wichtig ist, scheitert vorerst bei dem Versuch, sich von dem Tochterunternehmen zu trennen. Baywa und der Mitgesellschafter Energy Infrastructure Partners (EIP) sind sich über die Deal-Konditionen nicht einig geworden. EIP hält bereits 49 Prozent an Baywa Re und galt als der naheliegendste Käufer. Trotz des Rückschlags zeigt sich der Konzern vorsichtig entspannt, da Baywa Re eine Finanzierung von 435 Millionen Euro sichern konnte, um den Kapitalbedarf der nächsten Jahre zu decken. Zudem, so betont die Konzernmutter, ohne ins Detail zu gehen, dass es eine andere Lösung gebe, um die Problemtochter in Zukunft nicht mehr konsolidieren zu müssen.

M&A-Gerüchteküche

Ja, nein, vielleicht – die Exit-Pläne der Finanzinvestoren Bain und Cinven für den Pharmakonzern Stada schwanken. Fest steht, die Private-Equity-Investoren wollen raus, nur wie und wann? Nachdem sich zunächst ein IPO herauszukristallisieren schien, der Mitte der Woche angekündigt werden sollte, kam es jetzt doch zur Wende. Wie verschiedene Nachrichtenagenturen berichteten, sollen die federführenden Banken den Stada-Eigentümern von einem kurzfristigen Listing im aktuell unsicheren Marktumfeld abgeraten haben. Stada selbst hält sich bedeckt und ließ lediglich verlauten, dass sie mit ihren Eigentümern Bain Capital und Cinven „grundsätzlich alle Optionen für die weitere Eigentümerschaft von Stada“ prüfen. Dazu gehöre auch ein möglicher Börsengang, natürlich immer in Abhängigkeit von der Situation an den Finanzmärkten.

Info

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.