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SAP kommt Qualtrics-Verkauf einen Schritt näher  

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SAP scheint Käufer für Qualtrics gefunden zu haben
SAP scheint einen Käufer für Qualtrics gefunden zu haben. Foto: Norbert Steinhauser/SAP SE

Die News, dass SAP sich von der Tochter Qualtrics trennen will, ist noch recht frisch, da winkt schon ein Investoren-Konsortium mit den nötigen Milliarden: Die US-Beteiligungsgesellschaft Silver Lake will gemeinsam mit dem kanadischen Pensionsfonds CPPIB den B2B-Marktforscher Qualtrics übernehmen. Wie der US-amerikanische Datenanalyst mitteilt, hätten beide Firmen 18,15 US-Dollar (17,07 Euro) pro ausstehender Aktie der Klasse A und B geboten.  

Der Angebotspreis liegt rund 62 Prozent über dem Schlusskurs der A-Aktien vom 25. Januar, einem Tag bevor SAP die Verkaufsabsicht bekannt gegeben hatte. SAP hatte damals mitgeteilt, „dass eine solche potenzielle Transaktion für beide Unternehmen einen erheblichen Wert freisetzen“ könne. Silver Lake und CPPIB bewerten Qualtrics demnach mit rund 12,4 Milliarden Dollar. Silver Lake ist bereits bei Qualtrics investiert. 

Erste Bewährungsprobe SAP-CFO Assam  

Der neue CFO Dominik Asam, der heute die Nachfolge des ausgeschiedenen CFO Luka Mucic übernommen hat, steht damit direkt vor der ersten Bewährungsprobe. SAP hat bis zum 15. März Zeit, die Verhandlungen zu einem positiven Abschluss zu bringen. Bis dahin gilt eine Exklusivitätsvereinbarung zwischen den Parteien.  

Die Walldorfer halten aktuell auf unverwässerter Basis rund 71 Prozent an dem Datenanalysten, unter Berücksichtigung der Aktienoptionen sind das etwa 61 Prozent. Qualtrics wird in der SAP-Bilanz voll konsolidiert. Der Deal könnte SAP rund 8,8 Milliarden Dollar in die Kassen spülen.  

Eine solide Summe, allerdings hatte SAP Qualtrics erst 2018 für bereits rund 8 Milliarden Dollar gekauft. Der ehemalige CEO Bill McDermott wollte mit dem Zukauf den US-Konkurrenten Salesforce angreifen. Doch schon der Teilbörsengang von Qualtrics Anfang 2021 und der spätere Verkauf eines weiteren Aktienpakets hatten gezeigt, das SAP Qualtrics nicht richtig in das Stammgeschäft integrieren konnte.  

Qualtrics-Verkauf soll SAP-Profitabilität steigern 

Den Grund für den Qualtrics-Verkauf zum jetzigen Zeitpunkt sieht SAP-Analyst Andreas Wolf von Warburg Research vor allem in den Mittelfristzielen des Software-Konzerns begründet, wie er dem FINANCE Magazin in der aktuellen Ausgabe verriet: „Das Management könnte die Mittelfristziele auf der Operating-Profit-Ebene in Gefahr sehen – und das zu Recht. Immerhin muss SAP binnen zwei Jahren das Ebit um über 43 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro steigern.“ Der Verkauf von Qualtrics dürfte der schnellste Weg sein, die Profitabilität zu steigern. 

SAP hatte bereits 2021 einen Teil von Qualtrics an die Börse gebracht und rund 2,8 Milliarden Dollar mit der Teilplatzierung erzielt. Mit den potenziellen 8,8 Milliarden Dollar aus dem Verkauf der restlichen Anteile würde SAP nach Abzug der Transaktions- und Kapitalkosten unter dem Strich wohl keinen Verlust machen.  

Qualtrics-Verkauf Teil der SAP-Restrukturierung 

„Eine letztgültige Entscheidung über die Transaktion, ihre Bedingungen und den Zeitplan steht unter dem Vorbehalt der finalen Vertragstexte, der Zustimmung des Aufsichtsrats der SAP und der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden“, betont SAP auf FINANCE-Anfrage. 

SAP hatte Ende Januar eine gezielte Restrukturierung „in ausgewählten Bereichen des Unternehmens“ angekündigt, um die Transformation zu einem Cloud-Unternehmen zu beschleunigen. Der Verkauf von Qualtrics würde SAP den dafür notwendigen finanziellen Spielraum verschaffen. 

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.