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EY gibt Wirecard uneingeschränktes Bilanztestat

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Der in Verruf geratene Zahlungsdienstleister Wirecard kriegt von EY seinen Geschäftsbericht 2018 als „saubere Bilanz“ bestätigt.
Wirecard AG

Aufatmen bei Wirecard: Trotz aufgedeckter Unregelmäßigkeiten bei der Niederlassung in Singapur und verschiedenen Presseberichten über aggressive Buchführung bescheinigt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) Wirecard eine saubere Bilanz. Dem heute veröffentlichten Geschäftsbericht verleiht EY ein uneingeschränktes Bilanztestat.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat nach eigener Aussage umfangreiche Nachforschungen zu den Anschuldigungen gegen Wirecard angestellt und dabei keine Hinweise auf größere Unregelmäßigkeiten der Zahlen gefunden. Das deckt sich mit den Ergebnissen einer Sonderführung der Rechtsanwaltskanzlei Rajah & Tann, die den Vorwürfen in Singapur nachgegangen war und dabei Wirecard-Angaben zufolge nur Fehlbuchungen im Umfang weniger Millionen Euro aufgedeckt hatte.

Wirecard hatte schon den Rajah & Tann-Bericht als entlastend dargestellt: „Die im Raum stehenden Vorwürfe von Kreislaufzahlungen ohne wirtschaftliche Grundlage haben sich (…) ebenso wenig bestätigt wie die Vorwürfe korruptiven Verhaltens.“ Das Votum von EY dürfte Wirecard aber vermutlich nicht in gleicher Form bewerten, sondern vorsichtiger kommentieren. Schließlich lässt sich die Prüfgesellschaft noch eine Hintertür offen: Sollte im Zuge der laufenden Ermittlungen der Behörden in Singapur noch etwas auftauchen, könnten „unsere Einschätzungen zu den Auswirkungen auf die Rechnungslegung zukünftig anders ausfallen“, warnt die WP-Gesellschaft.

Wirecard-Chef gibt Controlling-Schwächen zu

Gleichwohl ist das Bilanztestat für Wirecard ein weiterer Erfolg im Kampf gegen die Skeptiker des Geschäftsmodells. Auch das Geschäft selbst entwickelt sich gut: Nach den heute präsentierten finalen Zahlen stieg das Ebitda im vergangenen Jahr auf 560,5 Millionen Euro. Für das laufende Jahr rechnet Wirecard mit einem Anstieg auf 740 bis zu 800 Millionen Euro.

Bei der Verfolgung der ehrgeizigen Wachstumsziele soll auch eine strategische Partnerschaft mit Softbank helfen, die Wirecard gestern bekanntgegeben hatte. Diese eröffnet Wirecard den Zugang zum japanischen Markt und spült zusätzlich noch 900 Millionen Euro in die Unternehmenskasse.

Am Primat des Wachstums will Wirecard-Chef Markus Braun keine Abstriche machen. Trotzdem ging er heute bei der Bilanzvorstellung auf die Kritiker der undurchsichtigen Buchführung ein. Braun gab zu, dass das Unternehmen „Qualitätsmängel“ in der Buchhaltung habe und dieses Problem – „den Elefanten im Raum“ – nun angehen wolle. Dazu will Wirecard bei den „Controlling-Prozessen nachziehen“, ohne dabei aber das Wachstum zu verlangsamen.

sarah.backhaus[at]finance-magazin.de

Info

Wirecard musste sich in den vergangen Monaten immer wieder Shortseller-Attacken erwehren. Im Februar sprach die Bafin ein Leerverkaufsverbot für die Aktie der Münchner aus. Welche Ziele sonst noch in den Blick der Leerverkäufer rückten, erfahren Sie auf unserer FINANCE-Themenseite Shortseller-Attacken.

Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Backhaus ist spezialisiert auf die Themen Restrukturierung, Transformation, Zahlungsverkehr und Cash Management. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalistin für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.

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