Auch Kion sichert sich wegen der Coronakrise zusätzliche Liquidität: Wie der Gabelstaplerhersteller bekanntgab, sichert er sich Coronahilfen in Höhe von 1 Milliarde Euro. Bei dem Darlehen, das Kion bei Bedarf ziehen kann, handelt es sich um eine syndizierte Kreditlinie der Kernbanken sowie der KfW.
800 Millionen Euro der Summe entfallen auf die KfW, 200 Millionen Euro stellen die Hausbanken unter der Führung von BNP Paribas, Commerzbank und Unicredit zur Verfügung.
Die Kreditlinie hat eine Laufzeit bis Mai 2021. Kion darf den Kredit bei Bedarf um bis zu 12 Monate verlängern oder jederzeit vorzeitig kündigen. Die Finanzierung enthalte „marktübliche Konditionen“. Inklusive bereits bestehender Linien hat Kion-Finanzchefin Anke Groth damit nun Zugriff auf Kredite im Gesamtvolumen von 2,15 Milliarden Euro. Die älteren Linien laufen noch bis ins Frühjahr 2023.
FINANCE-Köpfe
CFO Anke Groth sieht Kion „solide finanziert“
Eine große Entlastung für Kion dürfte es sein, dass die Banken sowohl für die neue wie auch für die bestehenden Kreditlinien die Covenants bis auf weiteres ausgesetzt haben. Denn auch der Gabelstaplerhersteller hat einen Corona-Einbruch erlitten: Der Umsatz sank im ersten Quartal um 2,7 Prozent auf 2 Milliarden Euro, der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) um 7,5 Prozent auf 349 Millionen Euro.
In den nächsten Quartalen dürfte sich die Geschäftslage noch weiter eintrüben, die Kion-Führung rechnet bei Umsatz, Ertrag und Aufträgen mit „deutlichen Rückgängen“, die das Management derzeit nicht näher quantifizieren kann.
Mit der zusätzlichen Liquidität will Finanzchefin Groth „die derzeitige Ausnahmesituation bedarfsorientiert überbrücken“. Die neue Kreditlinie bezeichnet Groth als „frühzeitige und vorausschauende Vorsorgemaßnahme“.
„Die zusätzliche Liquiditätslinie ist eine vorausschauende Vorsorgemaßnahme zu marktüblichen Konditionen.“
Insgesamt sieht die 49-jährige, seit zwei Jahren amtierende CFO, den Konzern jetzt „solide finanziert“ – auch deshalb, weil Kion dank eines hohen Anteils des Service-Geschäfts am Umsatz „einen verlässlich hohen Cashflow“ erwirtschafte. Im ersten Quartal lag der Leverage des Industriegeschäfts nach Groths Aussage bei 2,3x Ebitda.
Kion war trotz M&A auf Entschuldungskurs
Bis zum Ausbruch des Coronavirus war Kion auf einem soliden Wachstumskurs. Im Geschäftsjahr 2019 erwirtschaftete Kion Umsatzerlöse in Höhe von 8,8 Milliarden Euro bei einem Ebitda von 1,6 Milliarden Euro. 2018 lagen die Umsatzerlöse noch bei rund 8 Milliarden Euro, das Ebitda um etwa 100 Millionen Euro niedriger.
Die „industrielle“ Nettoverschuldung inklusive Leasingverbindlichkeiten konnte Kion 2019 um 170 Millionen auf 2,7 Milliarden Euro reduzieren. Zentrales langfristiges Finanzierungsinstrument sind Schuldscheine, von diesen hat Kion 1,3 Milliarden Euro ausstehen. Die Pensionslasten bezifferten die Frankfurter zum Jahresende auf knapp 1,3 Milliarden Euro. In den drei vergangenen Geschäftsjahren fuhr der Industriekonzern recht konstant im Schnitt jährliche Free Cashflows von rund einer halben Milliarde Euro ein.
Noch im März übernahm Kion für 120 Millionen Euro das britische Softwareunternehmen Digital Applications International.
Info
Mehr über Kions Finanzchefin erfahren Sie auf dem FINANCE-Köpfe-Profil von Anke Groth. Alles Wichtige rund um die Coronakrise lesen Sie auf unserer Themenseite zum Coronavirus.
Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE sowie Chefin vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.