Schalke 04 hat nach Recherchen des „Handelsblatts“ bei der nordrhein-westfälischen Landesregierung eine Landesbürgschaft in Höhe von 40 Millionen Euro beantragt. Diese könnte dem finanziell angeschlagenen Fußballbundesligisten dabei helfen, seine Finanzierung auf stabilere Füße zu stellen.
Abgang von CFO Peters schürte Finanzsorgen
Schalke war zum Jahreswechsel mit 198 Millionen Euro verschuldet, und die Folgen der Coronakrise haben die Finanzlage im ersten Halbjahr noch weiter verschlechtert. Erst vor drei Wochen hatte sich Finanzchef Peter Peters nach 27 Jahren im Amt zurückgezogen. Er hatte während des Corona-Lockdowns gesagt, dass sich Schalke in einem „Existenzkampf“ befinde.
Das „Handelsblatt“ schreibt, dass von den jüngst eingenommenen Fernsehgeldern 16 Millionen Euro bereits forfaitiert gewesen sein sollen. Sollte dies stimmen, würde das bedeuten, dass dem Klub durch den Abschluss der Bundesligasaison mit „Geisterspielen“ nicht viel frische Liquidität zugeflossen sein dürfte.
2021 wird die Mittelstandsanleihe fällig
Die Landesregierung äußerte sich unter Berufung auf das Bürgschaftsgeheimnis nicht zu dem Pressebericht. Auch Ministerpräsident Armin Laschet blieb am Mittwoch eine konkrete Antwort schuldig, sagte jedoch: „Seit 1995 wurden von jeder Landesregierung Bürgschaften auch für Fußballvereine gegeben.“ Auch Schalke kam schon einmal in den Genuss einer solchen Bürgschaft: 2001 beim Bau der Veltins Arena. Nach Informationen der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ soll sich der zuständige Bürgschaftsausschuss für die Erteilung einer erneuten Landesbürgschaft ausgesprochen haben.
Ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensfinanzierung von Schalke 04 sind zwei Mittelstandsanleihen im Gesamtwert von 50 Millionen Euro. Eine davon wird schon im nächsten Jahr fällig. Ihre Kurse liegen derzeit bei knapp über beziehungsweise knapp unter 90 Prozent vom Nennwert.
Als eine Möglichkeit, frisches Eigenkapital in den unter Druck geratenen Traditionsklub zu holen, gilt die Auslagerung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft. An dieser könnten sich dann externe Investoren oder strategische Partner aus dem Sponsorenkreis beteiligen. Schalke ist einer von nur ganz wenigen Profiklubs in Deutschland, die diesen Weg noch nicht gegangen sind.
FINANCE-Themenseite
Die Lage bei Schalke ist angespannt. Nach einer schwachen Rückrunde hat Schalke die Bundesligasaison lediglich auf Platz 12 beendet. Am heutigen Nachmittag reagierte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies auf die Misere und die schwere Kritik an seiner Person und trat zurück. Er hatte den Schalker Aufsichtsrat seit 2001 angeführt. In einem Schlachthof des Fleischunternehmers hat sich der bislang größte Corona-Ausbruch Deutschlands ereignet.
Info
Mehr über die Finanzlage des Klubs erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite zu Schalke 04, mehr Infos zu dem zurückgetretenen Finanzchef im FINANCE-Köpfe-Profil von Peter Peters.