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„Wir bevorzugen nachhaltige Investoren“

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Verbund-CFO Peter Kollmann hat den Green-Finance-Markt schon oft genutzt. Nun hat der österreichische Stromkonzern einen ESG-linked Bond mit einem Green Bond kombiniert.
Verbund

Der österreichische Stromkonzern Verbund hat einen neuen nachhaltigen Bond platziert. Die Anleihe hat ein Volumen von 500 Millionen Euro, einen Kupon von 0,9 Prozent und läuft über 20 Jahre. Die Ausgestaltung ist doppelt grün: Das Unternehmen hat als eines der ersten Unternehmen im deutschsprachigen Raum einen Sustainability-linked Bond platziert. Bei dieser Anleihenart ist die Verzinsung an die Erfüllung von Nachhaltigkeitszielen gekoppelt. Das Papier ist zudem noch ein Green Bond: Denn den Erlös will CFO Peter Kollmann ausschließlich für nachhaltige Projekte verwenden. Warum er die Transaktion genau so gestaltet hat und welche Besonderheiten sie noch aufweist, erklärt der Finanzchef im Interview mit FINANCE.

Herr Kollmann, 500 Millionen Euro haben Sie kürzlich am Bondmarkt eingesammelt. Die Anleihe ist nicht nur ein Green Bond, sondern auch noch Sustainability-linked, das heißt die Höhe des Kupons hängt davon ab, ob Verbund seine Nachhaltigkeitsziele erreicht. Warum haben Sie sich entschieden, diese beiden Mechanismen zu kombinieren?

Wir haben 2014, als der Markt für nachhaltige Finanzierungen noch sehr jung war, unseren ersten Green Bond platziert. Dieses Papier war mehrfach überzeichnet und hat uns deutlich gezeigt, dass grüne Finanzierungen ein spannendes Entwicklungsfeld sind. Deshalb fiel die strategische Entscheidung, uns in diesem Segment als Vorreiter zu positionieren. Daher haben wir uns entschieden, jetzt einen der noch wenig verbreiteten Sustainability-linked Bonds zu platzieren, und diesen gleichzeitig als Green Bond auszugestalten – das war ein Novum am Kapitalmarkt. Darüber hinaus ist die Anleihe ja auch erstmals EU-Taxonomie-konform, sprich, die Mittelverwendung steht zu 100 Prozent im Einklang mit den neuen Kriterien für nachhaltiges Wirtschaften der EU.

Verbund setzt auf zwei grüne Komponenten

Dadurch, dass das Papier ein Green Bond ist, dürfen die Gelder ausschließlich für nachhaltige Zwecke verwendet werden. Wofür werden Sie den Erlös einsetzen?

Wir wollen die Mittel zur Erneuerung und Erweiterung eines bereits bestehenden Wasserkraftwerks verwenden. Außerdem werden wir in den Ausbau des Stromnetzes in Österreich investieren, denn der Ausbau von erneuerbaren Energien kann nur gelingen, wenn die Stromübertragung – also das Netz – entsprechend umgebaut wird. Die Netzwende muss mit der Energiewende synchronisiert werden. Das geht in der öffentlichen Debatte immer etwas unter, ist aber elementar. Deshalb haben wir auch eine Kennzahl zu diesem Aspekt in unseren Sustainability-Link aufgenommen.

Wie ist der Sustainability-Link denn genau ausgestaltet?

Wir haben den Kupon an zwei Ziele gekoppelt: Die Erweiterung unserer Produktionskapazität sowie die Transformatorenkapazität, die notwendig ist, um erneuerbaren Strom in das Hochspannungsnetz einspeisen zu können. Erreichen wir diese Ziele nicht, so steigt der Kupon für die Restlaufzeit um 25 Basispunkte. Ob wir es geschafft haben, wird erst im Jahr 2032 geprüft, es sind also sehr strategische und langfristige Ziele, um die es hier geht.

„Erreichen wir die Ziele nicht, steigt der Kupon für die Restlaufzeit um 25 Basispunkte.“

Verbund könnte bis zu 10 Millionen Euro mehr zahlen

Sustainability-linked Bonds unterscheiden sich von den bisher deutlich weiter verbreiteten ESG-linked Loans dadurch, dass der mögliche finanzielle Nachteil weitaus heftiger ausfällt, als das bei Krediten der Fall ist. Bei acht Jahren Restlaufzeit könnte es Sie 10 Millionen Euro mehr kosten, wenn Sie die Ziele nicht erreichen. Warum gehen Sie dieses Risiko ein?

Das Thema Nachhaltigkeit ist einfach nicht mehr wegzudenken, gerade für den Energiesektor. Inzwischen ist es üblich, dass in Investorengesprächen ein ESG-Team dabei ist. Wir haben uns entschieden, den Markt für grüne Finanzierungen klar mitzugestalten, deswegen gehen wir bei diesen Finanzierungsformen voran. Deshalb wurde die Höhe des Aufschlags auch intensiv diskutiert – wozu ist der Markt überhaupt bereit? Und man darf auch nicht außer Acht lassen, dass uns die Ausgestaltung als Green- und Sustainability-linked Bond einen finanziellen Vorteil bei der Platzierung bringt. Ich gehe davon aus, dass wir einen Pricing-Vorteil von 5 bis 10 Basispunkten hatten.

Wie viel Aufwand war die Ausgestaltung des Bonds für Sie? Sie haben ja bereits viele andere grüne Instrumente genutzt und können auf entsprechende Erfahrungen zurückgreifen.

Die Vorbereitung für den Bond war sehr intensiv und hat rund sechs Monate gedauert. Denn es geht ja um sehr langfristige Ziele, die man sich setzt. Da müssen sehr viele Abteilungen involviert sein, man muss gemeinsam etwas erarbeiten. Das KPI zur Transformatorenleistung beispielsweise findet sich so nicht in unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Dieses Ziel haben wir eigens für diese Finanzierung entwickelt. Wenn man bereits bestehende Ziele aus der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie einsetzt, dann könnte der Prozess schneller gehen. Darüber hinaus enthält unsere Anleihe zudem noch eine Priorisierung von grünen Investoren – auch dieser Punkt hat im Vorfeld Zeit gekostet und wurde intensiv diskutiert.

„Wir haben entschieden, dass wir bei dieser Emission Investoren bevorzugen wollten, die nachhaltig investieren.“

Den letzten Punkt müssen Sie erklären. Was bedeutet eine Priorisierung von grünen Investoren?

Wir haben entschieden, dass wir bei dieser Emission Investoren bevorzugen wollten, die nachhaltig investieren. Das ist nicht nur eine Spielerei, das muss auch in der Dokumentation genau aufgenommen werden. Damit drehen wir den Spieß quasi um, und wollen so den Trend zu nachhaltigen Investitionen bestärken.

Hatten Sie da nicht die Sorge Ihre bestehenden Investoren, die keinen Nachhaltigkeitsfokus haben, vor den Kopf zu stoßen?

Nein, die hatten wir nicht. Am Sekundärmarkt steht das Papier ja schließlich weiterhin jedem Investor offen. Wir konnten damit einfach ein klares Zeichen setzen, dass wir das Thema sehr ernst nehmen. Ich kann mir auch durchaus vorstellen, dass es Nachahmer geben wird – auch im Hinblick auf die Kombination von Green und Sustainability-linked.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Info

Alles rund um nachhaltige Finanzierungen – aktuelle Trends und Transaktionen – finden Sie auf unserer Themenseite Green Finance.

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.