Die Aktionärsstruktur der Lufthansa bekommt einen neuen starken Spieler: Der Unternehmer Klaus-Michael Kühne ist groß bei der Airline eingestiegen, wie aus einer Stimmrechtsmitteilung vom gestrigen Dienstagabend hervorgeht. Über die ihm zugerechnete Gesellschaft KA Logistik Beteiligungen kommt Kühne auf 5 Prozent der Aktienanteile.
Der 84-Jährige hat sein Vermögen mit Speditionsdienstleistungen gemacht, er ist Mehrheitseigner des Logistikunternehmens Kühne + Nagel. Kühnes Vermögen wird auf mehr als 37 Milliarden Euro geschätzt, er gilt als eine der reichsten Personen Deutschlands. In den einschlägigen Milliardärs-Rankings hat ihn im vergangenen Jahr vor allem eine Beteiligung nach oben gespült, das 30-Prozent-Paket an der Containerreederei Hapag-Lloyd. Noch vor zweieinhalb Jahren – und auch bei seinem Einstieg – war dieses Paket rund 2 Milliarden Euro wert. Nach Hapag-Lloyds Kursexplosion im vergangenen Jahr sind es nun über 12 Milliarden Euro. In einigen Wochen wird Kühne von Hapag-Lloyd eine Dividende von fast 1,9 Milliarden Euro erhalten.
Kühne wird zweitgrößter Lufthansa-Aktionär
Dieser Mittelzufluss reicht leicht für den Aufbau seiner neuen Position bei Lufthansa – diese dürfte den Unternehmer etwa 350 Millionen Euro gekostet haben. Klaus-Michael Kühne hat seine Position offenbar in zwei Schüben am 4. März sowie am 7. März aufgebaut. Der niedrige Aktienkurs dürfte dem Investor den Einstieg erleichtert haben: Durch den Ukraine-Krieg ist der Lufthansa-Kurs seit Mitte Februar von 7,80 Euro auf Werte um 5,50 Euro gefallen. Um diesen Wert pendelte das Papier auch zum Zeitpunkt der Kühne-Transaktionen. Nach Bekanntwerden des Einstiegs zog der Kurs stark an, heute im frühen Handel notierte die Aktie bereits wieder rund 10 Prozent höher bei 6,50 Euro.
Der Lufthansa-Kurs profitiert vom Kühne-Einstieg
Kühne ist mit seinem Aktienpaket nun zweitgrößter Aktionär der Airline. Die größte Beteiligung hält nach wie vor die Bundesrepublik Deutschland, die im Zuge der Coronakrise über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds bei der Lufthansa eingestiegen war. Der Bund hält noch 14,1 Prozent der Lufthansa-Anteile, die Investmentgesellschaft Blackrock 3,1 Prozent.
Heinz Hermann Thiele mischte die Lufthansa auf
Kühne ist nicht der erste erfolgreiche Unternehmer, der sich mit einem großen Paket an der Lufthansa beteiligt. Zu Beginn der Coronakrise beteiligte sich der inzwischen verstorbene Knorr-Bremse-Großaktionär Heinz Hermann Thiele an der Airline. Der streitbare Milliardär brachte sich offensiv ein und stellte sich zunächst öffentlichkeitswirksam gegen die Bedingungen des staatlichen Rettungspakets. Thiele hielt damals rund 15 Prozent der Lufthansa-Anteile. Nach dem Tod des Unternehmers haben seine Erben dann jedoch in mehreren Schritten das Aktienpaket wieder abgestoßen. Im Herbst 2021 sank die Thiele zugerechnete Beteiligung auf unter 3 Prozent. Ob die Familie jetzt noch Lufthansa-Aktien hält, ist nicht bekannt.