Schlechte Nachrichten für Schaeffler: Wegen schwächerer Kreditkennzahlen in der Coronakrise stuft S&P das Rating des Automobilzulieferers von BBB- auf BB+ herunter. Das gab die Ratingagentur am Montagabend bekannt. Damit verliert Schaeffler sein Investmentgrade-Rating schon wieder. Dieses hatte sich der Konzern bei allen drei großen Ratingagenturen nach einer langen Schuldenkrise erst vor zwei Jahren sichern können. Auch für die Obergesellschaft, die IHO-Gruppe, in der die Schaeffler-Familie ihre Anteile gebündelt hat, rechnet S&P in den nächsten zwei Jahren nicht mit einer Rückkehr in das Investment-Grade.
Downgrade mit Ansage
Das S&P-Downgrade ist eines mit Ansage. Schon im August vergangenen Jahres – lange vor Corona – hatte S&P das BBB-Rating auf einen negativen Ausblick gestellt. Damals bezifferte die Ratingagentur die Wahrscheinlichkeit eines Downgrades in den nächsten ein bis zwei Jahren auf ein Drittel. Der Grund war damals schon die abschmelzende Gewinnmarge.
Die Anzeichen verdichteten sich dann im Juni mit der ersten großen Fallen-Angels-Welle am Bondmarkt infolge der Coronakrise. Das Bankhaus Metzler hielt es da schon für „relativ wahrscheinlich“, dass mindestens zwei der drei Ratingagenturen den Autozulieferer herabstufen werden.
S&P begründet das Downgrade damit, dass das Produktionsvolumen im Automobilsektor wegen Corona deutlich zurückgegangen ist, worunter auch Schaeffler leidet. Die Ratingagentur erwartet, dass die Produktionsvolumina von Schaeffler erst 2022 oder vielleicht sogar noch ein Jahr später wieder das Niveau von 2019 erreichen werden. Für Schaeffler ist der Schritt von S&P schon die zweite Herabstufung kurz hintereinander: Auch Moody’s nahm im Juni das Investment-Grade zurück und senkte das Rating auf Ba1. Die Ratingagentur Fitch hat das Rating von BBB- auf negativem Ausblick.
Schaeffler kämpft um Marge und Cashflow
Schaeffer leidet enorm unter den Folgen des Coronavirus. S&P geht davon aus, dass der Umsatz in diesem Jahr um 16 bis 18 Prozent zurückgehen wird (2019: 14,4 Milliarden Euro). Am meisten sei das OEM-Segment betroffen, auf das rund 63 Prozent der Schaeffler-Umsätze entfällt. Die weiteren Sparten sind das Industriegeschäft und der Automotive-Aftermarket. Die operative Gewinnmarge auf Ebitda-Basis wird nach Schätzung der Ratingagentur gegenüber 2019 um 2,5 Prozentpunkte auf rund 10 Prozent sinken. Dabei war schon 2019 ein Jahr mit historisch sehr niedrigen Margen. Hinzu kommen in diesem Jahr noch hohe Kosten für die Restrukturierung.
Weil parallel zum Ebitda auch der freie Cashflow nach Schätzungen von S&P weiter zurückgehen wird, rechnet die Ratingagentur mit einer wesentlichen Verschlechterung der Kreditkennzahlen. Immerhin könnte die angekündigte Reduzierung der Investitionen (Capex) um etwa ein Drittel dazu führen, dass Schaeffler auch 2020 noch free-cashflow-positiv bleiben wird.
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Doch S&P sieht nicht ganz schwarz für Schaeffler – im Gegenteil: Die Ratingagentur findet auch positive Worte. So glaubt S&P, dass Schaeffler das neue Rating auch unter noch schwierigeren Bedingungen wird halten können, als es jetzt schon der Fall ist. Beim Leverage habe der Konzern mit Blick auf sein BB+-Rating nun genügend Headroom.
Schwieriger Start für Neu-CFO Patzak
Dennoch ist der Verlust des Investment-Grade-Ratings ein Signal dafür, unter welch schwierigen Bedingungen der neue CFO Klaus Patzak übernächste Woche seinen Job bei Schaeffler antreten wird. Patzak kommt für Dietmar Heinrich, der zum Lackieranlagenbauer Dürr wechselt.
Der Bondmarkt reagiert jedoch gelassen auf die Herabstufung: Die Schaeffler-Anleihen handeln mit Kursen zwischen 100 bis 105 Prozent immer noch über par. Zur Verbesserung der Liquidität hatte Schaeffler vor einigen Wochen den Schulscheinmarkt angezapft und einen grünen Schuldschein platziert. Die eingenommenen 350 Millionen Euro stärken die Liquidität für Investitionen in nachhaltige Projekte.
Info
Alles zur Karriere des scheidenden Schaeffler-CFO, der im August zum Maschinenbauer Dürr wechselt, lesen Sie auf dem FINANCE-Köpfe-Profil von Dietmar Heinrich. Mehr über den Neu-CFO von Schaeffler erfahren Sie auf dem FINANCE-Köpfe-Profil von Klaus Patzak.
Mehr zu dem familiengeführten Automobilzulieferer lesen Sie auf unserer Themenseite zu Schaeffler.
Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalisten für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.