Der Stahlzulieferer SKW Metallurgie liefert schwache Halbjahreszahlen und kassiert seine Gewinnprognose für 2015 ein. Wie das Unternehmen mitteilte, ist der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr von 2,8 auf minus 0,1 Millionen Euro eingebrochen. Schuld sei die schwache Stahlkonjunktur in den USA. Da die Branchenkrise anhält, dämpft SKW auch die Erwartungen für das Gesamtjahr: Der Umsatz wird nun wohl „merklich“ unter das Vorjahresniveau von 279 Millionen Euro fallen, befürchtet Finanzchefin Sabine Kauper. Beim Ebitda rechnet SKW mit einem Rückgang von bis zu 20 Prozent gegenüber den 14,8 Millionen Euro aus dem Vorjahr.
Weil SKW die Bilanzrestrukturierung noch nicht abgeschlossen hat, hat dies auch Folgen für die Finanzierung. Kauper und CEO Kay Michel prüfen nun, ob die geplante und bereits genehmigte Kapitalerhöhung von rund 6,5 Millionen neuen Aktien abgesagt oder verschoben werden soll. Fest steht aber schon jetzt, dass die Kapitalerhöhung, selbst wenn sie tatsächlich noch umgesetzt werden sollte, wohl deutlich weniger frische Mittel in die Konzernkassen fließen lassen wird als geplant – der Aktienkurs brach heute zwischenzeitlich um über 10 Prozent auf unter 5,25 Euro ein, das ganze Frühjahr hinweg hatte die Aktie noch in der Nähe von 7 Euro notiert.
SKW beruhigt in Sachen Covenants
Die Mitte April beschlossene Kapitalerhöhung sollte das Eigenkapital aufpolstern und Wachstum finanzieren. Geld, das der Bilanz angesichts einer Eigenkapitalquote von nur gut 10 Prozent gut tun würde. Für das Überleben des Unterenehmens scheint die Kapitalerhöhung nicht zwingend notwendig. Wie ein SKW-Sprecher gegenüber FINANCE betonte, werde die Kapitalerhöhung nicht benötigt, um das Restrukturierungs- und Entwicklungsprogramm des Unternehmens fortzuführen. Jedoch könne das Wachstum ohne die frischen Gelder „nicht im geplanten Umfang erfolgen“.
Zudem geht SKW dem Sprecher zufolge momentan davon aus, dass die Financial Covenants des erst im Januar neu abgeschlossenen 86 Millionen Euro schweren Konsortialkredits nicht gebrochen werden. Das Unternehmen befindet sich seit dem Amtsantritt von CFO Sabine Kauper im Januar 2014 und CEO Kai Michel im April 2014 im Umbau.
Das neue Management räumte auf. Die Bestandsaufnahme zog außerordentliche Wertminderungen in Höhe von 84 Millionen Euro nach sich, was zum Bruch der damaligen Covenants führte. Kauper gelang es jedoch, die Commerzbank und NordLB erst zum Stillhalten und anschließend zum Abschluss eines neuen 86 Millionen Euro schweren Konsortialkredits zu überzeugen, der dem Stahlzulieferer eigentlich noch bis ins Jahr 2018 hinein eine sichere Finanzierungsbasis bieten soll.
SKW will bald weitere Werke verkaufen
Mit den 84 Millionen Euro löste Kauper damals sowohl den bestehenden Kreditrahmenvertrag sowie einen 45 Millionen Euro schweren Schuldschein ab. Generell sei SKW laut des Sprechers bei den Umbauarbeiten weiter auf Kurs: „Das schwedische Werk konnte bereits für einen unteren einstelligen Millionenbetrag verkauft werden, für unseren Standort in Bhutan und eine nicht zum Kerngeschäft gehörende Aktivität in den USA gibt es Interessenten“. In der Bilanz sind die Sorgenkinder bereits nicht mehr enthalten, sondern werden „als zur Veräußerung gehaltene Vermögenswerte“ geführt.
Verantwortlich für den Bau beziehungsweise Erwerb der Werke war Kaupers Vorgängerin Ines Kolmsee, die inzwischen von SKW auf Schadensersatz verklagt wird, da sie dabei in hohem Maße Geld vernichtet habe, wie das Unternehmen meint.
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