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Springer-Nature-IPO: Schlappe für BC Partners

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Vom Marktumfeld verweht: Der Wissenschaftsverlag Springer Nature hat seinen geplanten IPO fürs Erste abgeblasen.
PaulDIDesigns/iStock/Thinkstock/Getty Images

Schlappe für den Finanzinvestor BC Partners bei dem geplanten Börsengang von Springer Nature. Wie der Wissenschaftsverlag, der eigentlich am heutigen Mittwoch seine Erstnotiz feiern wollte, mitteilte, habe man gemeinsam mit den Gesellschaftern entschieden, den IPO zu verschieben. Als Grund nannte Springer Nature das Marktumfeld.

Eigentümer sind die Holtzbrinck-Gruppe, die 53 Prozent der Anteile hält, und der Investor BC Partners. Das Private-Equity-Haus wollte im Zuge des Börsengangs Aktien für bis zu 400 Millionen Euro verkaufen und seine Beteiligung von 47 auf unter 30 Prozent reduzieren. Von diesem Niveau aus hätte das Private-Equity-Haus nach Ablauf des Verkaufsverbots zügig den Ausstieg aus dem Investment suchen können. Auf diese Exit-Option und den ersten Verkaufserlös muss BC Partners nun vorerst verzichten.

Holtzbrinck hatte noch Aktien nachbestellt

Der Milliarden-Börsengang scheint nur wenig Anklang am Markt gefunden zu haben. Das Füllen des Orderbuchs soll ungewöhnlich lange gedauert haben, berichtet das „Handelsblatt“. Erst am gestrigen Dienstag – unmittelbar vor Ablauf der Zeichnungsphase – hätten die begleitenden Banken signalisiert, dass das Orderbuch überzeichnet sei. Für einen erfolgreichen Börsengang braucht man aber in der Regel eine mehrfache Überzeichnung, und das mehrere Tage vor dem Ende der Vermarktungsphase.

Zu Beginn der Woche hatte Miteigentümer Holtzbrinck noch versucht gegenzusteuern und mit einem Bekenntnis zu Springer Nature die zögernden Investoren zu einer Zeichnung zu bewegen. Eigentlich wollte Holtzbrinck nur Aktien im Wert von 100 Millionen Euro zeichnen und seinen Anteil auf 35 bis 38 Prozent verwässern lassen – dann aber verkündet, dass man seine Order auf 200 Millionen Euro verdoppelt habe.

Doch dieses Manöver ist verpufft. Offenbar waren die Equity-Story nicht überzeugend oder die Preisvorstellungen zu hoch. Das zur Begründung der IPO-Absage herangezogene Marktumfeld war in den vergangenen Wochen eigentlich günstig, die Aktienkurse stiegen auf breiter Front.

Springer Nature wollte Leverage reduzieren

Durch den Börsengang wollte Springer Nature zwischen 1,2 und 1,6 Milliarden Euro einnehmen. Damit wäre die Erstnotiz des Wissenschaftsverlags neben den Börsengängen der Siemens-Tochter Healthineers sowie der Fondsgesellschaft DWS der dritte Milliarden-IPO dieses Jahres in Deutschland gewesen.

Das Geld aus dem Börsengang hatte Springer Nature schon fest eingeplant, die Berliner wollten mit dem IPO-Erlös ihre Verschuldung reduzieren. Diese liegt derzeit bei 3 Milliarden Euro und damit bei knapp dem 6-Fachen des bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) – ein sehr hoher Wert, selbst für ein robustes Unternehmen mit einem hohen Anteil wiederkehrender Erlöse wie Springer Nature. Mit dem Kapital aus dem Börsengang wollte CFO Ulrich Vest die Verschuldung auf 3,5x Ebitda senken.

Was wird aus Springer Natures Kredit?

Das Einfrieren der IPO-Pläne könnte nun Auswirkungen auf die Finanzierung der Verlagsgruppe haben. Springer Nature wollte diese auf einen zweiteiligen Konsortialkredit mit einer Tranche über 1,6 Milliarden Euro sowie einer weiteren Tranche im Volumen von 850 Millionen US-Dollar umstellen. Die Dollar-Tranche sollte als natürliche Absicherung („Natural Hedge“) gegen Währungsrisiken dienen, da Springer Nature einen großen Teil seiner Umsätze in den Vereinigten Staaten erwirtschaftet, wie die FINANCE-Schwesterpublikation DerTreasurer schreibt.

Das neue Konsortialdarlehen sollte nach dem Closing des Börsengangs unterschrieben werden, so der Plan. Eine Sprecherin von Springer Nature war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen, ob die Konzernfinanzierung jetzt auch trotz der Absage des Börsengangs umgestellt wird.

Ob die Berliner in Kürze einen zweiten Anlauf an die Börse nehmen wollen, ist offen. In der Mitteilung heißt es lediglich, Springer Nature und die Eigentümer Holtzbrinck und BC Partners würden weiterhin das „Marktumfeld und die Möglichkeiten bezüglich eines IPOs von Springer Nature in der Zukunft genau bewerten“. Die gestern Abend erfolgte Kündigung des Iran-Atomabkommens durch die USA und die nach oben schießenden Ölpreise könnten das Marktumfeld in den kommenden Monaten aber deutlich volatiler machen als zuletzt.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Jakob Eich ist Chef vom Dienst des Printmagazins FINANCE und arbeitet parallel für das Schwestermedium DerTreasurer. Beide Publikationen gehören zum Fachverlag F.A.Z Business Media, bei dem der gebürtige Schleswig-Holsteiner auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Erste journalistische Erfahrungen sammelte der Journalist in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost.