Rund drei Wochen sind vergangen, seitdem die Staatsanwaltschaft am Ende der turbulenten Hauptversammlung bei PNE Wind die Stimmzettel beschlagnahmt hat. Jetzt hat der Windparkprojektierer die Abstimmungsergebnisse veröffentlicht. Da die HV abgebrochen wurde, haben sie rechtlich zwar keine Bedeutung. Aber sie sprechen Bände über die Gräben, die der Machtkampf zwischen PNE-Wind-Chef Martin Billhardt und Großaktionär Volker Friedrichsen aufgerissen hat.
Verlierer sind beide Parteien, wie jetzt endgültig feststeht. So wurden CEO Martin Billhardt und CFO Jörg Klowat nur mit 51 Prozent der abgegeben Stimmen entlastet. Im Aufsichtsrat sieht es noch schlimmer aus: Von den sechs Aufsichtsräten wäre einzig und allein Pater Baron le Fort entlastet worden – allen anderen verweigerten die Aktionäre die Entlastung.
Den Machtkampf bei PNE Wind haben beide Lager verloren
Auch der Machtkampf endete mit einer Niederlage für beide Seiten. Beide Lager hatten die Aktionäre jeweils gebeten, die drei anderen missliebigen Aufsichtsräte abzuwählen. Das nun präsentierte Ergebnis ist bitter, denn laut PNE Wind wären vier von sechs Aufsichtsräten abgewählt worden: Die drei Unterstützer des Vorstands um den wegen seiner sehr hohen Vergütung umstrittenen Aufsichtsratschef Dieter Kuprian, aber auch Großaktionär Volker Friedrichsen selbst. Bei den beiden übrigen Aufsichtsräten wäre die Abwahl mit 48 und 49 Prozent nur ganz knapp gescheitert.
Die Abstimmungsergebnisse zeigen auch, wie isoliert Friedrichsen war, gegen den Billhardt Betrugsvorwürfe zum Nachteil des Unternehmens erhebt. Bei der Frage nach seiner Entlastung als Aufsichtsrat durfte Friedrichsen nicht mitstimmen, und lediglich 11,3 Prozent des anwesenden Stimmrechtskapitals waren bereit, ihn zu entlasten.
Die Ära Dieter Kuprian bei PNE Wind geht zu Ende
Das Management versucht jetzt, die festgefahrene Lage mit einem Kompromissvorschlag zu lösen. Für die Nachhol-HV, die vermutlich Ende August stattfinden wird, schlägt PNE Wind den Aktionären vor, einen „unabhängigen Aufsichtsrat zu nominieren, der das vollständige Vertrauen der Aktionäre genießt.“. Damit beweist das Management nach eigenem Bekunden „den Willen zu einer Konfliktlösung“. Dieser Vorschlag entspricht in weiten Teilen den Forderungen des Finanzinvestors Deutsche Balaton, der 2 Prozent an PNE Wind hält und ebenfalls einen komplett unbelasteten Aufsichtsrat fordert.
Dieser Vorschlag dürfte das Ende der Ära von Aufsichtsratschef Dieter Kuprian einläuten, der schon seit 2005 Chefaufseher von PNE Wind ist. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, ist der Billhardts Vorschlag offenbar nicht mit dem Aufsichtsrat abgestimmt. Völlig offen ist, wie Friedrichsen auf diesen Vorschlag reagieren wird. Schließlich hält der Unternehmer rund 15 Prozent der Anteile und wird nicht so einfach auf die Vertretung seiner Interessen im Aufsichtsrat verzichten wollen. „Es besteht die Notwendigkeit für tiefgreifende Veränderungen im Vorstand und im Aufsichtsrat“, sagte ein Sprecher von Friedrichsen in einer ersten Reaktion zu Billhardts Vorstoß.
Der Vorstand kommt den Rebellen aber auch noch auf anderem Feld entgegen und schlägt vor, die Aufsichtsratsvergütung zu kappen. Friedrichsens Kampagne hatte genau hier angesetzt, der Unternehmer wirft Management und Teilen des Aufsichtsrats „Selbstbedienungsmentalität“ vor. In der Tat hatten erfolgsabhängige Vergütungen die Aufsichtsratsvergütung in den vergangenen Jahren in die Höhe schießen lassen. Allein Kuprian hat 2014 offenbar rund 340.000 Euro kassiert – mehr als die meisten Aufsichtsräte von Dax-Konzernen.
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