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EY rückt immer näher an PwC heran

EY ist 2018/19 gut gewachsen und rückt immer näher an PwC heran. Besonders im Prüfungsgeschäft kann EY punkten.
EY

Nach Deloitte hat EY (Ernst & Young) als zweites Big-Four-Haus seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2018/19 (Stichtag: 30. Juni) vorgelegt. Insgesamt hat EY im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro erwirtschaftet. Mit 7,1 Prozent ist EY organisch damit etwas weniger gewachsen als im Vorjahr, als das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungshaus noch um 7,7, Prozent zulegt hat. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet EY nur noch mit Wachstumsraten im mittleren einstelligen Prozentbereich. 

Damit scheint das äußerst starke Umsatzwachstum 2016/17 von 16,2 Prozent ein Ausreißer gewesen zu sein, auch verglichen mit den einstelligen Raten in den Vorjahren. Somit ist EY 2018/19 auch deutlich schwächer als Deloitte gewachsen: Die Nummer 4 im deutschen Wirtschaftsprüfermarkt hat um 17 Prozent auf eine Gesamtleistung von 1,7 Milliarden Euro zugelegt. Im Gegensatz zum Umsatz werden bei der Gesamtleistung auch die bis zum Bilanzstichtag erbrachten Leistungen aus laufenden Projekten mit eingerechnet. Deloitte, PwC und KPMG geben im Gegensatz zu EY nur die Gesamtleistung an, die sich aber in der Regel nicht so stark vom Umsatz unterscheidet.

Obwohl EY schwächer wächst als in den Vorjahren, rückt das Haus immer näher an die Nummer 1 PwC heran: Der Konkurrent erwirtschaftete im Vorjahr eine Gesamtleistung von 2,2 Milliarden Euro. PwC legt kommende Woche seine aktuellen Zahlen vor. Nach unten hat EY seine Marktposition abgesichert: Mit dem Umsatz von 2,1 Milliarden Euro wird EY seine Position als Nummer 2 in Deutschland voraussichtlich verteidigen können. Die Nummer 3, KPMG, erwirtschaftete eine Gesamtleistung von 1,8 Milliarden Euro und müsste dieses Jahr mindestens um 16 Prozent wachsen, um EY einzuholen. Die Zahlen für 2018/19 legt KPMG im Dezember vor.

EY macht McKinsey, Bain & Co. Konkurrenz

Der stärkste Treiber des Umsatzwachstums bei EY war das Geschäft mit der Transaktionsberatung: Hier konnte EY um 15,3 Prozent (Vorjahr: 7 Prozent) auf 403 Millionen Euro zulegen. Nicht ganz so stark war das Wachstum in der Managementberatung um 6,8 Prozent (Vorjahr: 9 Prozent) auf 386 Millionen Euro. Insgesamt erwirtschaftet EY mit dem Beratungsgeschäft demnach 789 Millionen Euro. Im Vorjahr lag der Gesamtumsatz laut damaligen Angaben bei 782 Millionen Euro und damit nur etwas geringer – man habe die Berechnungsgrundlage rückwirkend verändert und die Umsätze aus der steuerlichen Transakationsberatung herausgerechnet, so die Erklärung.

Ein wichtiger Wachstumstreiber im Beratungsgeschäft ist die Beratung bei Konzernumbauten und der digitalen Transformation, erklärt Deutschlandchef Hubert Barth. Unter anderem ist EY für den Konzernumbau bei Daimler und für ein Digitalisierungs- und Gesundheitsprojekt bei der AOK mandatiert. „Wir profitieren dabei auch von den Zukäufen der vergangenen Jahre, unter anderem der Digitalberatung Etventure und der Strategieberatung Parthenon“, betont der Deutschlandchef. 

EY könne die Mandanten so über alle Phasen der Unternehmenstransformation begleiten, auch in der Strategieentwicklung. Mit dieser Dienstleistung macht EY den großen Strategieberatern wie McKinsey oder Bain ganz klar Konkurrenz, wie Barth auf Nachfrage behauptet. Andere Big-Four-Häuser grenzen sich hingegen bewusst von den Strategieberatern ab.

EY bleibt in Beratung hinter Deloitte

EY setzt aber auch auf eine ansteigende Nachfrage bei der Restrukturierungsberatung und baut diese stärker aus, so Barth. Darum hat EY zuletzt auch die Restrukturierungsexperten Rainer Bizenberger und Falco Weidemeyer an Bord geholt.

Verglichen mit Deloitte entwickeln sich Umsatz und Wachstum in der Beratung aber nur moderat, schließlich wächst der Konkurrent im Beratungsgeschäft schon seit Jahren stark zweistellig und hat sich in dem Bereich mit einer Gesamtleistung von fast 1 Milliarden Euro inzwischen zur Nummer 1 unter den Big Four hochgearbeitet. EY-Deutschlandchef Hubert Barth zeigt sich mit dem Wachstum aber zufrieden und betont, dass man ein ausbalanciertes Verhältnis aller Geschäftsfelder im Unternehmen anstrebt – auch unter dem Gesichtspunkt der sich eintrübenden Wirtschaftskonjunktur. 

EY gewinnt Bosch, VW & Co. als Prüfkunden

Derzeit tragen die Transaktions- und Managementberatung 37 Prozent zum Gesamtumsatz von EY bei. Bei der Wirtschaftsprüfung sind es 29 Prozent, dennoch bleibt diese Sparte Kern von EY, die traditionell aus der Prüfung und Steuerberatung kommt, wie Hubert Barth betont. Im Prüfgeschäft ist EY im vergangenen Jahr um 7,5 Prozent (Vorjahr: 5 Prozent) auf 617 Millionen Euro gewachsen.

2018/19 hat EY durch die verpflichtende Abschlussprüferrotation ein Vielzahl prominenter Dax-Mandate wie Deutsche Bank, Lufthansa, Munich Re und Volkswagen gewonnen. Auch außerhalb der Dax30 konnte EY größere Mandatsewinne verbuchen, unter anderem bei Bosch, EnBW, ProSiebenSat.1 sowie Wüstenrot & Württembergische. Da viele Mandate aber erst 2020 starten, haben viele dieser Kunden noch nicht auf den Umsatz eingezahlt – in Zukunft können die Wirtschaftspüfer von EY also noch höhere Wachstumsraten in in ihrem Bereich erwarten. Die vielen neuen Mandate sind auch eine zuverlässige Einnahmequelle in den kommenden Jahren, wenn die Konjunktur abkühlt. 

Insgesamt prüft EY damit acht Dax-Unternehmen und hat das im Vorfeld der Rotation gesteckte Ziel von einem Marktanteil über 20 Prozent schon jetzt erreicht. Um die vielen neuen Mandate auch personell zu stemmen, hat EY in den vergangenen Jahren viel Geld in die Hand genommen, wie Hubert Barth in einem Talk mit FINANCE-TV berichtete. Und weitere Dax-Mandate sind nicht auszuschließen, sagte er jetzt: Es laufen noch Ausschreibungen, auf die EY sich beworben habe.

Prüfmandate drücken Steuerberatungsumsätze

2018/19 konnte EY außerdem seine Marktführungsposition im Geschäft mit der Rechts- und Steuerberatung verteidigen: Hier ist das Big-Four-Haus um 3,2 Prozent auf einen Umsatz von 707 Millionen Euro gewachsen. Im Vorjahr lag das Wachstum mit 9 Prozent aber noch deutlich höher. Treiber war hierbei vor allem die Rechtsberatung, die um 22 Prozent zulegt hat. Das Steuerberatungsgeschäft entwickelte sich dagegen schwächer als im Vorjahr.

Die EY-Geschäftszahlen im Überblick

Umsatz

Im Geschäftsjahr 2018/2019 hat EY einen Umsatz von insgesamt 2,1  Milliarden Euro (+7,2%) erwirtschaftet.

Beratung

Die Managementberatung trug 386 Millionen Euro (+6,8%), die Transaktionsberatung 403 Millionen Euro (+15,3%) bei.

Tax & Legal

Mit der Steuer- und Rechtsberatung hat EY 707 Millionen Euro (+3,2%) umgesetzt.

Prüfung

Die Wirtschaftsprüfung trug insgesamt 617 Millionen Euro (+7,5%) zum Umsatz bei.

Hier zeigen sich unter anderem die ersten Auswirkungen der Prüferrotation, gibt Barth zu. Dort, wo EY nun prüft, darf das Haus nicht mehr in dem Ausmaß wie bisher zu Steuerthemen beraten – das ist die Kehrseite der vielen Mandatzugewinne. Insgesamt trägt die Steuer- und Rechtsberatung 34 Prozent zum Gesamtumsatz bei.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de 

Info

Was gibt es Neues bei KPMG, PwC, Deloitte und EY? Bleiben Sie auf dem Laufenden mit unserer Themenseite zu den Big Four.

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.