Newsletter

Abonnements

CFO-Wechsel bei Northern Data

Northern Data gibt einen CFO-Wechsel bekannt: Für den erfahrenen Mathias Dähn übernimmt Christopher Yoshida. Foto: Sashkin - stock.adobe.de
Northern Data gibt einen CFO-Wechsel bekannt: Für den erfahrenen Mathias Dähn übernimmt Christopher Yoshida. Foto: Sashkin - stock.adobe.de

Das Frankfurter Tech-Unternehmen Northern Data gibt eine Veränderung im Vorstand bekannt: CFO Mathias Dähn legt sein Mandat zum Monatsende überraschend nieder und wird durch einen internen Kandidaten nachbesetzt. Dähn war seit September 2020 Finanzvorstand bei dem Tech-Unternehmen und davor unter anderem CFO bei den bekannten Industriekonzernen Zumtobel und König & Bauer. Für den erfahrenen Finanzer Dähn übernimmt ein in der CFO-Welt weitgehend unbeschriebenes Blatt die Finanzabteilung: der bisherige Nordamerika-Chef von Northern Data, Christopher Yoshida.

Northern Data setzt auf interne Neubesetzung

Yoshida ist erst seit Juni 2021 bei dem Frankfurter Bitcoin-Schürfer und soll überdies neben den CFO-Aufgaben auch weiterhin Nordamerika-Chef bleiben. In seiner Vita sticht ein Aspekt ins Auge: So hat Yoshida derzeit auch einige Posten außerhalb von Northern Data inne. Ausweislich seines Linkedin-Profils ist er nicht nur „in Vollzeit“ für Northern Data tätig, sondern ebenfalls „in Vollzeit“ für das Akquisitionsvehikel McLaren Technology, das eine Art Spac zu sein scheint. Zudem arbeitet er aktuell als „Non Executive Director“ für die Firma Karson Management und als Chairman für den Blockchain-Broker AiX.

Angesichts der Herausforderungen im Finanzbereich, mit denen Northern Data kämpft, wäre eher die erneute Berufung eines voll auf die Finanzabteilung fokussierten CFOs zu erwarten gewesen. Northern Data plant ein „Uplisting“ seiner Aktie an der Nasdaq, aber dies ist nicht alles.

Bilanzierungsprobleme bei Northern Data

Vor allem stand Northern Data bis vor wenigen Monaten massiv unter Druck, weil sich das Bilanztestat verzögert hatte. Zunächst sollte das Testat im Frühjahr 2021 kommen, dann wurde es „nicht vor September“ erwartet – letztendlich kam das Testat erst im November. Das Unternehmen hatte die Verzögerung mit der Umstellung auf den Bilanzierungsstandard IFRS und mit dem komplizierten Geschäftsfeld Bitcoin begründet, das auch für die Wirtschaftsprüfer Neuland sei.

Das von KPMG schließlich ausgestellte Testat konnte nicht alle Bedenken der Kritiker wegwischen – auch weil frühere Zahlen nachträglich neu ausgewiesen werden mussten. Für 2020 hatte Northern Data – vor der IFRS-Umstellung – einen Umsatz von 120 bis 140 Millionen Euro und ein Ebitda von 45 bis 60 Millionen Euro prognostiziert. Unter Anwendung der Rechnungslegung nach IFRS kam das Unternehmen 2020 dann aber nur auf einen Umsatz von 16,4 Millionen Euro (2019: 10,1 Millionen Euro) sowie ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von minus 12,3 Millionen Euro.

Im Oktober 2021 veröffentlichten die Aktionärsschützer der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) ein Gespräch mit dem Geschäftsführer der Digitalagentur „Hase & Igel“, der mit Blick auf Northern Data vor „immer mehr roten Flaggen“ warnte. Fast zur gleichen Zeit wurde dann auch noch bekannt, dass die Bafin gegen Northern Data Anzeige erstattet hatte – wegen des Vorwurfs der Marktmanipulation. Die Vorwürfe bezogen sich auf die im November 2019 angekündigte Übernahme des Unternehmens Whinstone US und die damit einhergehenden Bewertungen. Die Vorermittlungen wurden „mangels Anfangsverdacht“ im November 2021 jedoch schon wieder eingestellt.

Neu-CFO Yoshida arbeitete für die Deutsche Bank

Trotz dieser vielen Fragezeichen und des großen Misstrauens, das am Kapitalmarkt gegenüber Northern Data entstanden ist, setzt das Unternehmen nun nicht auf einen erfahrenen Finanzer von außen, sondern auf einen früheren Investmentbanker. Yoshida begann seine Karriere bei JP Morgan und der Deutschen Bank. Dort war er unter anderem Managing Director bis März 2016. Von 2018 bis 2020 arbeitete er für den US-Finanzinvestor Carlyle.

Die Investoren überzeugt der Wechsel von Dähn zu Yoshida offenbar nicht: Die Aktie büßt heute mehr als 3 Prozent ein und liegt damit sogar schon wieder unter dem Kurs, auf dem sie im Oktober notiert hatte, als das Bilanztestat von KPMG noch ausstehend war. Auf Jahressicht steht ein Kursverlust von knapp 60 Prozent zu Buche.

eva.brendel[at]finance-magazin.de

Eva Brendel ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Kommunikationswissenschaft, VWL und Politik in Bamberg und Jena studiert. Neben dem Studium arbeitete Eva Brendel als freie Nachrichtenmoderatorin bei einem Lokalsender und moderierte eine eigene Podcast-Reihe.