Newsletter

Abonnements

Lilium verliert Co-CFO an Grover

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken
Michael Andersen steigt als CFO bei Grover ein. Foto: Grover
Michael Andersen steigt als CFO bei Grover ein. Foto: Grover

Vom Flugtaxi zur Miet-Elektronik: Das Münchener Start-up Lilium verliert seinen bisherigen Co-Finanzchef Michael Andersen. Sein neuer Arbeitgeber Grover, ein Start-up für Miet-Elektronik, ist mittlerweile deutlich höher bewertet als das Flugtaxi-Start-up Lilium.

Andersen übernimmt am 1. April 2023 den CFO-Posten bei Grover von Thomas Antonioli. Dieser verlässt das Unternehmen nach fünfeinhalb Jahren im Finanzvorstand zum 31. März. Wohin er geht, ist nicht bekannt. Michael Cassau, Gründer und CEO von Grover, bedankt sich bei Antonioli für seinen „unschätzbaren Beitrag zu unserem Unternehmen in den letzten 6 Jahren.“ Unter seiner Feder war Grover im vergangenen April zum Einhorn aufgestiegen.

Für den Wirtschaftsprüfer und Kaufmann Andersen bedeutet der Wechsel einen Wiederaufstieg auf der Kariere-Leiter: Seit Dezember 2020 agiert er als stellvertretender CFO bei Lilium. Vorher war er schon von 2016 bis Ende 2019 als Finanzchef für den SDax-Konzern Krones tätig. Zwanzig Jahre lang, von 1995 bis 2015, hat Andersen zudem als Group CFO für GEA Heat Exchangers gearbeitet, zunächst in Kopenhagen, später in Bochum.

Lilium: Komplizierter Börsengang

Ähnlich wie Grover jetzt war auch Lilium ein Einhorn-Start-up. Beim Börsengang im Herbst 2021, den Andersen mitbegleitet hatte, kam das Flugtaxi-Unternehmen auf eine Bewertung von 3,3 Milliarden US-Dollar, umgerechnet rund 2,8 Milliarden Euro. Doch der SPAC-Börsengang verlief ernüchternd. Lilium erlöste mit rund 584 Millionen Euro knapp 30 Prozent weniger als erhofft. 830 Millionen US-Dollar hatte das Start-up bei seinem Zusammenschluss mit dem an der Nasdaq gelisteten Börsenmantel (Special Purpose Acquistion Company, Spac) namens Qell Acquisition erwartet. Mittlerweile notiert die Lilium-Aktie bei 0,90 Euro ­– zu Bestzeiten im August 2022 waren es mehr als drei Euro. Der Unternehmenswert beträgt damit weniger als 400 Millionen Dollar.

Kurz vor dem Börsengang, im November 2020, hatte Lilium den US-Finanzmanager Geoffrey Richardson zum neuen Finanzchef ernannt. Gemeinsam mit ihm hatte der Deutsch-Däne Andersen den De-SPAC-Prozess gesteuert. Vor zwei Monaten hat Richardson Lilium verlassen, sein Nachfolger ist Oliver Vogelgesang.

Grover will wachsen

Andersens Erfahrungen beim IPO von Lilium könnten für Grover nützlich sein. Gerüchte über einen geplanten Börsengang der Berliner kursieren schon länger. Konkrete Pläne wollte die Pressesprecherin auf Anfrage von FINANCE nicht nennen ­– dementierte diese aber auch nicht. Grover-CEO Cassau zumindest freut sich, dass Andersen bei Lilium „die Börsennotierung des Unternehmens über eine SPAC-Transaktion an der NASDAQ mitleitete“.

Mit der Personalie dreht Grover bereits zum zweiten Mal in kurzer Zeit das Personalkarussell. Erst im September hatte das Start-up seine Führungsriege erweitert, um sich für weiteres Wachstum besser aufzustellen: Für Linda Rubin wurde die Position der Chief Operating Officer geschaffen. Gleichzeitig kümmert sie sich weiterhin als Chief Investment Officer um alle M&A- und Fundraising-Aktivitäten. Und Lisa Skowron Mota fungiert als Chief Revenue B2B Officer für die USA.

Vermietung von Tech-Produkten läuft gut

Grover vermietet seit 2015 über eine eigene Plattform Technikprodukte wie Smartphones, Computer oder E-Scooter an Privatpersonen und Unternehmen in Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Spanien und den USA. Nach eigenen Angaben hat das Start-up mehr als eine Million Geräte zirkuliert. Das Gesamtfinanzierungsvolumen der Berliner liegt bei rund 1,4 Milliarden Euro.

Erika von Bassewitz ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Philosophie und Französisch an der Humboldt-Universität in Berlin sowie an der Université de Genève studiert und mit einem Magister Artium abgeschlossen. Vor FINANCE war sie mehr als acht Jahre Redakteurin in der Multimediaredaktion des Medienhauses der EKHN. Davor war sie unter anderem Redakteurin beim HR-Magazin von monster, freie Autorin bei Deutsche Welle TV und freie Mitarbeiterin bei der Westdeutschen Zeitung.