Überraschende Nachricht aus der Private-Equity-Branche: Finanzchefin Susanne Zeidler nimmt ihren Hut bei der Beteiligungsgesellschaft DBAG. „Im Zuge von Gesprächen über die langfristige strategische Ausrichtung des Geschäftsmodells der DBAG“ seien der Aufsichtsrat und Zeidler übereingekommen, dass die CFO ihr Vorstandsamt zum Ende dieses Monats niederlegen wird, meldet die DBAG. Ihr Vertrag wäre eigentlich noch bis Oktober 2025 gelaufen.
„Der Aufsichtsrat der Gesellschaft dankt Frau Zeidler für ihre langjährige, erfolgreiche Tätigkeit für die Deutsche Beteiligungs AG und wünscht ihr für die Zukunft beruflich wie privat alles erdenklich Gute“, heißt es in der Pressemitteilung. Die CFO-Aufgaben übernehmen nun übergangsweise die drei übrigen Vorstandsmitglieder. DBAG-Chef Torsten Grede wird vorübergehend als CFO agieren. „Nach sorgfältiger Abwägung“ will der Aufsichtsrat dann über die Neubesetzung des Finanzvorstands entscheiden.
Die 60-Jährige beendet damit das DBAG-Kapital nach fast zehn Jahren. Sie fing im November 2012 als CFO bei dem Unternehmen an. Zu ihren Karriere-Highlights gehören die Auflage mehrerer Fonds, eine deutliche Ausweitung der in diesem Zuge vereinnahmten Verwaltungsgebühren, Kapitalerhöhungen und das Arrangieren mehrerer Kredite. Vor der DBAG war Susanne Zeidler Geschäftsführerin der gemeinnützigen Organisation „Kirche in Not“. Sie ist sozial sehr engagiert. Ihre beruflichen Anfänge absolvierte sie bei KPMG und wurde dort 2000 zur Partnerin ernannt.
CFO Zeidler schloss Rekordjahr ab
Die Finanzchefin verlässt die Beteiligungsgesellschaft in einem guten Zustand. Im Verlauf des vergangenen Geschäftsjahres hatte der Finanzinvestor seine Gewinnprognose gleich dreimal angehoben. Das Private-Equity-Haus steigerte im Geschäftsjahr 2020/21 den Wert seines Portfolios um 40 Prozent. Der Nettowert der Beteiligungen belief sich zum Jahresende auf 678,5 Millionen Euro. Unter dem Strich realisierte die DBAG ein Nettoergebnis von 185,1 Millionen Euro – ein Rekordwert seit der Bilanzierungsumstellung auf IFRS. Grund für den Erfolg ist vor allem der Anstieg der Bewertungs-Multiples, was zu Buchgewinnen führte. Aber auch werthaltige Exits trieben den Gewinn nach oben.
Die DBAG stellt in Aussicht, dass sich die Geschäfte in den nächsten Jahren noch besser entwickeln werden. In den kommenden drei Geschäftsjahren, einschließlich dem aktuellen, soll der Nettovermögenswert um 10 bis 14 Prozent pro Jahr wachsen.
DBAG expandiert nach Italien
Die börsennotierte DBAG verdient ihr Geld mit der Beratung der DBAG-Private-Equity-Fonds, investiert aber immer auch als Co-Investor an der Seite der DBAG-Fonds. Der aktuelle Fonds VIII hat ein Volumen von 1,1 Milliarden Euro und zählt zu den größten im deutschen Mittelstand.
Die börsennotierte DBAG geht aber auch auf eigene Faust Investments ohne die Fonds ein, insbesondere langfristige Beteiligungen an Wachstums- und Familienunternehmen („Expansion Capital“). Pro Jahr plant die DBAG, bis zu 115 Millionen Euro Eigenkapital aus der Holding heraus in neue Beteiligungen stecken – deutlich mehr als in der Vergangenheit. Zur Finanzierung dieser Vorhaben platzierte Finanzchefin Zeidler im April vergangenen Jahres eine Kapitalerhöhung über 105 Millionen Euro.
Seit kurzem nimmt der Finanzinvestor auch Deals in Italien in den Blick, hier will das Unternehmen künftig bis zu 25 Prozent seiner Mittel investieren. Dafür hat die DBAG im vergangenen Jahr ein Büro in Mailand eröffnet.
sarah.backhaus[at]finance-magazin.de
Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalisten für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.