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M&A-Deals: Stada, Steigenberger, RAG-Stiftung

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Stada setzt die Buy-and-Build-Strategie seiner Eigentümer um und schlägt in einer Woche zweimal am M&A-Markt zu.
Stada

Stada baut Präsenz in Russland und Osteuropa aus

Stada will stärker in Russland und Osteuropa wachsen und wartet dazu in dieser Woche mit gleich zwei M&A-Deals auf: Der Arzneimittelhersteller aus Bad Vilbel übernimmt ein Medikamentenportfolio des japanischen Konkurrenten Takeda Pharmaceutical. Mit einem Kaufpreis von 660 Millionen Dollar (rund 595 Millionen Euro) ist dies nach eigenen Angaben die größte Übernahme der Unternehmensgeschichte. Der Deal beinhalte 20 rezeptfreie und verschreibungspflichtige Medikamente, die bisher unter anderem in Russland, Georgien, Aserbaidschan, Weißrussland, Kasachstan und Usbekistan verkauft wurden. Nach Abschluss der Transaktion, der für das erste Quartal 2020 erwartet wird, sollen rund 500 Vertriebs- und Marketingmitarbeiter von Takeda zu Stada wechseln. Bei dem Zukauf wurde Stada von der Investmentbank Nomura und der Anwaltskanzlei Kirkland & Ellis beraten.

Zudem kauft der hessische Pharmakonzern die tschechische Arzneifirma Walmark. Verkäufer ist der Private-Equity-Investor Mid Europa Partners. Die Parteien vereinbarten Stillschweigen über den Kaufpreis. Walmark wurde 1990 gegründet und beschäftigt rund 540 Mitarbeiter. Neben dem Hauptsitz in Tschechien verfügt Walmark über Standorte in der Slowakei, Polen, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Litauen, Lettland und Estland. Die strategischen Strippenzieher hinter den beiden Transaktionen sind die beiden Privat-Equity-Investoren Bain und Cinven, die Stada in einem zähen Übernahmeprozess übernommen hatten.

VDM Metals nach Spanien verkauft

Der Werkstoffproduzent VDM ist an den spanischen Stahlkonzern Acerinox verkauft worden. Verkäufer ist der PE-Investor Lindsay Goldberg. Acerinox bezahlt für den Mittelständler aus dem Sauerland, der 1,1 Milliarden Euro umsetzt, 532 Millionen Euro. Ursprünglich wollte Lidsay Goldberg VDM an den Luxemburger Stahlhersteller Aperam verkaufen, doch der Verkauf scheiterte kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres an Kartellhürden. Nun wird gehofft, dass der zweite Exit-Anlauf im ersten Quartal kommenden Jahres abgeschlossen werden kann.

Steigenberger-Hotels werden chinesisch

Die deutsche Hotelgruppe Steigenberger bekommt einen neuen Eigentümer: Der chinesische Hotelbetreiber Huazhu Group übernimmt die Steigenberger-Dachgesellschaft Deutsche Hospitality von dem ägyptischen Tourismusunternehmer Hamed El-Chiaty, dem Steigenberger seit 2009 gehörte. Für den Zukauf, der über die Tochtergesellschaft China Lodging Holding Singapore abgewickelt wird, legen die Chinesen 700 Millionen Euro hin.

Zur Deutsche Hospitality gehören insgesamt 118 Hotels in 19 Ländern, die neben Steigenberger auch unter den Marken Intercity Hotel, Maxx by Steigenberger, Jaz in the City oder Zleep Hotels laufen. Mit dem Verkauf sollen die ehrgeizigen Wachstumspläne der deutschen Hotelgruppe vorangetrieben werden: Das globale Portfolio der Hotel-Holding soll bis 2024 auf 250 Hotels erweitert werden. Bei dem Deal wurde die Deutsche Hospitality von der Anwaltskanzlei Baker McKenzie (Federführung: Christian Vocke, Ulrich Hennings und Taher Helmy) unterstützt. Huazhu wurde von der Wirtschaftskanzlei Linklaters (Federführung: Wolfram H. Krüger und Stephan F. Oppenhoff) beraten.

RAG-Stiftung steigt bei Scope ein

Die RAG-Stiftung wird neuer Gesellschafter bei Scope: Wie hoch die Beteiligung ist und wie viel Geld die RAG-Stiftung im Rahmen der Finanzierungsrunde in die Ratingagentur gepumpt hat, ist nicht bekannt. „Wir sind überzeugt, dass das Etablieren einer europäischen Ratingagentur ein zukunftsorientiertes Investment ist“, begründet die RAG-Stiftung den Einstieg bei dem Berliner Finanzdienstleister. Scope sei ein Wachstumsunternehmen, das sich schrittweise in seinem Markt etabliert habe. Mit dem frischen Kapital wollen die Berliner ihr Corporate-Rating-Geschäft ausbauen, um zu den Top 3 aufzuschließen.

AMS bietet erneut für Osram

Der österreichische Sensorspezialist AMS hat wie erwartet ein erneutes Angebot für den deutschen Lichtkonzern Osram abgegeben. AMS bietet erneut 41 Euro je Aktie wodurch er Osram mit rund 4,6 Milliarden Euro bewertet.

Die Mindestannahmeschwelle ist haben die Österreicher dieses Mal jedoch von 62,5 auf 55 Prozent gesenkt. Über die Börse hatte AMS bereits 20 Prozent der Osram-Aktien eingesammelt. Das neue Angebot läuft bis zum 5. Dezember.

Der erste Übernahmeversuch war gescheitert, weil die geforderte Mindestannahmeschwelle verfehlt wurde. Dies galt auch für die beiden konkurrierenden Angebote der Investorenkonsortien Bain/Carlyle und Bain/Advent.

Weitere Meldungen

Der Finanzinvestor Lindsay Goldberg hat die VDM-Gruppe an den Stahlkonzern Acerinox verkauft. Mit rund 6.700 Mitarbeitern setzt Acerinox jährlich rund 5 Milliarden Euro um und verdient dabei vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 480 Millionen Euro. Lindsay Goldberg hatte VDM im Juli 2015 von ThyssenKrupp übernommen. Im Geschäftsjahr 2018/2019 erzielte das Unternehmen rund 1,1 Milliarden Euro Umsatz. Über den Kaufpreis machten die Beteiligten keine Angaben. 

Wirecard steigt in den chinesischen Markt ein: Der Zahlungsdienstleister übernimmt schrittweise alle Anteile an dem chinesischen Zahlungsabwickler Allscore Payment Services, wie das Unternehmen aus Aschheim bei München mitteilte. Für den Deal legt Wirecard bis zu 72,4 Millionen Euro auf den Tisch. Zunächst hält Wirecard nach dem Closing 80 Prozent an dem Pekinger Unternehmen. Die restlichen 20 Prozent der Anteile kann der deutsche Zahlungsdienstleister nach zwei Jahren über eine Call Option erwerben. Die Integration des Zukaufs soll 2021 vollständig abgeschlossen sein, welcher dann mehr als 35 Millionen Euro zum operativen Ergebnis (Ebitda) beitragen soll. Wirecard wurde bei der Transaktion von Baker Tilly begleitet.

Der Holzlackhersteller Oskar Nolte, ein wichtiger Lieferant der Möbelindustrie, hat das industrieelle Folienlackgeschäft von Akzo Nobel übernommen. Der niederländische Chemiekonzern hatte das Geschäft erst 2016 im Rahmen des Kaufs der Industrielacksparte von BASF erworben. Nolte bezeichnet das Target als „Wunschkandidaten“ für den Eintritt in das Geschäft mit Folienlacken. Die Ostwestfalen sind ein Portfoliounternehmen des Hamburger Family Offices Peter Möhrle Holding.

Der Personaldienstleister Adecco verkauft seine US-Tochter Soliant Health an den US-Finanzinvestor Olympus. Durch den Verkauf der Personalvermittlerin im Gesundheitswesen fließen den Schweizern 612 Millionen Dollar (rund 552 Millionen Euro) zu. Grund für die Trennung sei die Unternehmensstrategie, sich neben digitalen Lösungen auf Marken zu konzentrieren, die sich global ausbauen lassen. Außerhalb des US-Marktes sähen die Schweizer die Aussichten dafür begrenzt. Adecco rechnet mit dem Abschluss der Transaktion im ersten Quartal 2020.

Fresenius kauft in Kolumbien zu: Wie das Bad Homburger Unternehmen bekannt gab, übernimmt die Klinikkette über ihre spanische Kliniktochter Quirónsalud die Diagnostikfirma Cedimed für rund 40 Millionen Euro. Mit dem Abschluss der Transaktion, die noch der Zustimmung der kolumbianischen Wettbewerbsbehörden bedarf, rechnet der Gesundheitskonzern innerhalb der nächsten Monate.

Der Immobilienkonzern Vonovia bekommt für den geplanten Hembla-Deal grünes Licht von der schwedischen Fusionskontrollbehörde: Die Bochumer dürfen damit 61 Prozent der Anteile an ihrem schwedischen Wettbewerber übernehmen. Mit dem Deal wird ein Pflichtangebot für die restlichen Hembla-Anteile ausgelöst.

Der Automobilzulieferer Grammer und das chinesische Unternehmen Changchun Fawsn gründen ein Joint Venture. An dem Gemeinschaftsunternehmen für Automobil-Interieur-Komponenten halten die Amberger 50 Prozent. Das neu gegründete Unternehmen soll die Wachstumsziele von Grammer in China vorantreiben. Der Joint-Venture-Partner Changun Fawsn ist mit dem chinesischen Automobilhersteller FAW verbunden.

Der Private-Equity-Investor Waterland übernimmt für sein Portfoliounternehmen Tineo den Wettbewerber Nexellent. Waterland zufolge werden sich die Gründer und Aktionäre von Nexellent an der Tineo-Gruppe rückbeteiligen. Finanzielle Transaktionsdetails und die Höhe der Beteiligung sind nicht bekannt. Beide Unternehmen sind im Bereich der IT-Infrastruktur tätig und haben ihren Sitz in der Schweiz.

Die französische Beteiligungsgesellschaft Naxicap kauft den Trierer Flachdachspezialisten Alwitra. Verkäufer ist Joachim Gussner, der das Unternehmen 1992 vom Gründer erworben hatte und dort seit rund 30 Jahren eine leitende Funktion ausübt. Finanzielle Transaktionsdetails werden nicht genannt.

Rödl & Partner übernimmt die OSB Krankenhausmanagementberatung. Die Übernahme soll das Beratungsgeschäft des Wirtschaftsprüfers ausbauen und sei als Teil der „Digitalen Agenda“ zu verstehen. OSB berät Krankenhäuser rund um Personalthemen. Transaktionsdetails wurden nicht genannt.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

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