Der sich immer stärker auf Tech-Deals ausrichtende Finanzinvestor Permira übernimmt 60 Prozent an Engel & Völkers. FINANCE-Informationen zufolge waren auch Strategen an einem Einstieg bei dem Immobilienmakler interessiert, einem der größten Anbieter im europäischen Markt für die Vermittlung von Wohnhäusern.
Permira hat sich über persönliche Beziehungen offenbar jedoch schon im Vorfeld eine gute Ausgangsposition verschafft, erfuhr FINANCE aus Transaktionskreisen. Den limitierten M&A-Prozess steuerte die Investmentbank GCA Altium, die ihrerseits ebenfalls gerade vor einer wegweisenden Übernahme steht. Der dem Deal zugrunde liegende Unternehmenswert für Engel & Völkers beläuft sich nach FINANCE-Informationen auf rund 700 Millionen Euro.
Engel & Völkers steigert Umsatz zweistellig
Die Logik der Transaktion lautet Digitalisierung. „Die Transaktion passt zu unserer globalen Strategie, in marktführende Plattformen mit Transformationspotenzial zu investieren“, heißt es in einer Mitteilung von Permira. Der Finanzinvestor will Engel & Völkers „dabei unterstützen, das Geschäftsmodell weiter zu digitalisieren und zu internationalisieren“.
Die Voraussetzungen dafür sind gut, denn anders, als es den Anschein hat, ist Engel & Völkers nicht selbst im kleinteiligen, wenig skalierbaren Maklergeschäft tätig. Das Unternehmen beschäftigt lediglich wenige hundert Mitarbeiter, hauptsächlich im administrativen Bereich. Die Hamburger betreiben eine Plattform und ein Franchise-Geschäft, an das über 11.500 selbstständige Makler angeschlossen sind. Diese erwirtschafteten im vergangenen Jahr einen Courtage-Umsatz von 937 Millionen Euro. In diesem Jahr plant Engel & Völkers, diesen Wert auf über 1 Milliarde Euro zu steigern. Ein Teil der Maklercourtage landet als Umsatz bei Engel & Völkers.
Permira will Engel & Völkers zur Tech-Plattform machen
Permiras Plan dürfte es sein, Engel & Völkers dabei zu unterstützen, das Angebot an digitalen Tools für die Maklerbranche deutlich auszubauen und auf diese Weise margenstarke sowie gut skalierbare Umsatzquellen zu erschließen. Solche Plattformen lassen sich häufig auch ohne große Investitionen in weitere Länder und Regionen ausrollen. Derzeit hält Engel & Völkers nur in der DACH-Region sowie in Urlaubsländern wie Spanien, Italien und Griechenland relevante Marktpositionen. In sehr großen Immobilienmärkten wie Großbritannien, Nord- und Südamerika sind die Hamburger dagegen bislang kaum aktiv.
Das könnte sich unter Permira ändern: „Mit unserer Expertise in der Digitalisierung erfolgreicher Firmen wollen wir dazu beitragen, das Wachstum weiter zu beschleunigen. Wir sehen große Chancen, das Ökosystem rund um Engel & Völkers in der digitalen Welt erheblich auszubauen und damit neue Wachstumsfelder zu erschließen“, kündigt Permira-Deutschlandchef Jörg Rockenhäuser an.
Bei anderen Investments mit ähnlicher Deal Rationale hat das Private-Equity-Haus viel Expertise in der digitalen Transformation von Geschäftsmodellen gesammelt, zum Beispiel bei dem Softwareanbieter Teamviewer und dem Online-Modehändler Schustermann & Borenstein („Best Secret“). In Deutschland ist der Investor unter anderem auch seit zwei Jahren an Flixbus beteiligt. Der aktuelle Fonds hat ein Volumen von 11 Milliarden Euro.
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