Strahlender Sonnenschein am vergangenen Dienstagmorgen am Westhafen in Frankfurt: Das war – zumindest mit Blick auf das Wetter – das perfekte Setting für die Deutsche Investorenkonferenz, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum gefeiert hat. Das Branchentreffen für Mittelstands-Private-Equity in Deutschland zog auch in diesem Jahr rund 160 Teilnehmer in die Mainmetropole, denn Bedarf zum Austauschen und Netzwerken gab es bei dem aktuell wirtschaftlich herausfordernden Umfeld genügend.
Private Equity hat sich seine Sporen verdient
Den Auftakt der Veranstaltung machte der Deutschlandchef des Finanzinvestors Nordic Capital, Rainer Lenhard. „20 Jahre Private Equity in Deutschland, das ist ein ganz schön dickes Brett!“, leitete er seine Eingangsrede ein. In dieser Zeit habe Private Equity einiges auf die Beine gestellt: Arbeitsplätze geschaffen, den Mittelstand finanziell und partnerschaftlich unterstützt, Innovationen vorangetrieben und die Wettbewerbs- und Krisenfähigkeit deutscher Unternehmen gestärkt.
„Wir können mit Selbstbewusstsein in die nächsten Jahre gehen, dürfen uns aber nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen.“
Rainer Lenhard, Deutschlandchef von Nordic Capital
Dabei habe sich die Branche immer wieder mit Kritik auseinandersetzen müssen. „Aber wir haben aus Fehlern gelernt. Private Equity ist heute weitaus mehr als Financial Engineering und klassisch strukturierte Buy-outs“, ist sich Lenhard sicher. Sein Fazit: Die Zukunft der Branche sieht viel besser aus, als manche derzeit womöglich glauben. „Wir können mit Selbstbewusstsein in die nächsten Jahre gehen, dürfen uns aber auch nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen“, lautet der Appell des Nordic-Capital-Deutschlandchefs.
So trifft das Bankenbeben Private Equity
Trotz der angespannten Marktlage rund um das Bankenbeben, Inflation und Zinswende ist Private Equity derzeit verhalten positiv gestimmt, ergab sich in der Midmarket-Diskussionsrunde. Miteinander diskutierten diesmal Laura Schröder (KKR), Moritz Frerker (Patrimonium), Christian Rothhardt (OLB), Thomas von Werner (ICG) und Alexander Wenzel (Ebner Stolz).
Die Runde war sich einig: Es gibt attraktive Unternehmen am Markt, aber man muss sich mehr Zeit für die Deal-Anbahnung und die Due Diligence nehmen. Auch die Finanzierungsmärkte sind nicht komplett dicht, Kapital kostet nur wieder etwas. Finanzinvestoren, die derzeit Schwierigkeiten bei der Mittelbeschaffung haben, setzen zunächst auf All-Equity-Strukturen. Herausfordernd in der derzeitigen Gemengelage könnte hingegen das Fundraising werden.
Wie sich das Bankenbeben auf das Leveraged-Finance-Geschäft auswirkt, wird sich wohl erst noch zeigen müssen. Klar ist: Da Private Debt und Banken immer enger zusammenarbeiten, schauen auch die alternativen Finanzierer angespannt auf die Entwicklungen im Bankensektor.
LPs wünschen sich zuverlässige PE-Investoren
In diesem Jahr gab es auch wieder eine LP-Diskussionsrunde, zu der die FINANCE-Schwesterpublikation dpn Peter Herrmannsberger (IBM Germany Retirement Funds), Lars Körner (ALH Gruppe), Danial Krüger (Signal Iduna Select Invest) und Trutz Rendtorff (Karg-Stiftung) eingeladen hatte.
Der Tenor der Runde: Vor allem gute Private-Equity-Manager können auch in schwierigen Marktphasen gute Renditen erzielen. Allerdings wünschen sich die Panel-Teilnehmer eine bessere Planbarkeit und Verlässlichkeit bei den Kapitalabrufen sowie den Ausschüttungen. Einzig Trutz Rendtorff sieht in der Runde Private-Equity-Investments auch mit einem kritischen Auge. Speziell mit Blick auf das hohe Risiko, hohe Gebühren, hohen administrativen Aufwand und mangelnde Transparenz sei die illiquide Assetklasse Private Equity eine ungeeignete Anlageklasse für gemeinnützige Stiftungen.
Die Trends bei Cybersecurity, Healthcare und ESG
Flankiert wurden die Diskussionsrunden von praxisnahen Vorträgen der Mitveranstalter. Andrea Schmitt und Jörg Asma aus der Cybersecurity-Einheit von PwC gaben Tipps, wie Private Equity Hacker-Angriffen im eigenen Unternehmen, aber auch bei den Beteiligungen, vorbeugen kann. „Hacken ist aktuell so leicht wie nie zuvor, auch dank Künstlicher Intelligenz“, gaben beide PwC-Berater zu bedenken. Besonders bedrohlich: Der hohe Organisationsgrad der Kriminellen.
Oliver Treptow, Partner bei der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek, ordnete die aktuell hitzige Debatte um Private-Equity-Investments in Medizinische Versorgungszentren ein – und nahm zur Beruhigung der Teilnehmer auch etwas Druck vom Kessel: „Einen Ausschluss von Private Equity aus dem Sektor durch die Politik wird es nicht geben.“ Er vermutet hingegen eher, dass eine erhöhte Transparenz sowie Zugangsbeschränkungen Einzug halten werden.
Auch das Thema ESG kam auf der 20. Deutschen Investorenkonferenz nicht zu kurz. Christian Kasten, Partner bei DPE Deutsche Private Equity, stellte in seinem Vortrag zwei Case-Studies aus dem eigenen Portfolio vor. Ein Beispiel für ein Unternehmen, bei dem die DPE eine ESG-Transformation begleitet hat, ist der Baustelleneinrichter BplusL. Eines der Produkte, die das Unternehmen herstellt, sind Stahlcontainer, die auf Baustellen zum Einsatz kommen. „Wir haben das Produkt neu aufgesetzt als Stahl-Holz-Hybrid. Die Umstellung birgt massives Einsparpotential“, berichtet Kasten.
Wie gewinnt und hält Private Equity High Potentials?
Zum Abschluss der Konferenz gab es wie immer den beliebten Elevator Pitch, bei dem diesmal drei Headhunter ihre Thesen dazu präsentierten, wie man High Potentials für sich gewinnt und langfristig hält. Daniela Braemisch, Leiterin des Frankfurter Büros von PER, machte deutlich, dass Schnelligkeit im Recruiting-Prozess wichtig ist, aber vor allem ein ehrliches Feedback zählt. Außerdem: „High Potentials wollen inspiriert werden – und andere inspirieren. Leadership und Teamgeist müssen gleichermaßen gelebt werden.“
Mario Barisic, Senior Manager bei Fricke Finance & Legal, sieht auch Private-Equity-Häuser in der Bringschuld: „Früher verlangten die Fonds von den Kandidaten immer noch einen Klimmzug mehr. Heute fordern die Kandidaten, dass Private Equity abliefert.“ Sein Pitch: Private Equity sollte den Recruiting-Prozess wie einen M&A-Prozess angehen – mit der gleichen Disziplin, dem gleichen Engagement, aber auch mit der gleichen Verbindlichkeit.
„Private-Equity-Fonds müssen für sich ehrlich definieren, wo sie willens sind, in Potential zu investieren – und wo Erfahrung wichtiger ist“, pitchte hingegen Britta Bene, Partnern bei Mainstay Human Capital Advisory – und gewann mit ihrem Appell im anschließenden Publikums-Voting.
Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.