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Deutsche CFOs bummeln beim Reporting

SAP in Walldorf: Spitzenreiter der Dax-Konzerne beim schnellen Reporting.
SAP

Auch 2013 ist es den CFOs der deutschen Konzerne im Schnitt nicht gelungen, ihre Jahresabschlüsse so zügig vorzulegen, wie viele ihrer ausländischen Kollegen das tun. Nach einer Auswertung der Unternehmensberatung ifb, in deren Rahmen weltweit 1.100 börsennotierte Unternehmen verglichen wurden, liegen die deutschen Konzerne nach wie vor auf den hinteren Plätzen. Sie benötigten im Schnitt 71 Tage, um ihre Abschlüsse für 2013 vorzulegen, wie Unterlagen zeigen, die FINANCE exklusiv vorliegen. Im Vorjahr waren es zwar noch 74 Tage gewesen, aber trotz der leichten Verbesserung ist das nach wie vor deutlich mehr als etwa bei den US-Konzernen, die nach 29 Tagen fertig waren.

Die 30 Dax-Konzerne haben ihre detaillierten Jahreszahlen im Schnitt nach 59 Tagen veröffentlicht. Noch deutlich länger brauchen die kleineren Unternehmen. Im TecDax vergehen im Schnitt 75 Tage, bis die Investoren die Jahreszahlen zu sehen bekommen, im MDax sogar 77 Tage. Die hundert weltweit größten börsennotierten Konzerne – die Global 100 – brauchen hingegen nur 39 Tage. „Bei der Veröffentlichung sind wir das langsamste Land“, sagte ifb-Director Jan Noeske im Interview mit FINANCE-TV.

Großkonzerne deutlich schneller als die Mid Caps

Aktueller Spitzenreiter in Deutschland mit nur 21 Tagen ist der Softwarekonzern SAP – ein gelungener Abschied für CFO Werner Brandt, der in Ruhestand geht. Ebenfalls zügig berichtet Deutschlands zweitgrößtes Softwarehaus, die Software AG aus Darmstadt. Das Team von CFO Arnd Zinnhardt hat nur 28 Tage gebraucht und liegt damit an der Spitze der TecDax-Unternehmen. Schon seit vielen Jahren immer mit am schnellsten beim Einholen des Testats ist laut Noeske der Chemiekonzern Henkel. 

Die Rangliste des MDax führen mit jeweils 42 Tagen der Industriedienstleister Bilfinger um CFO Joachim Müller sowie der Maschinenbauer Wincor Nixdorf an, dessen Finanzabteilung von CFO Jürgen Wunram geleitet wird. Im SDax teilen sich die CFOs Jörg Eicker von Grenke Leasing und Jörg Wahlers von Villeroy & Boch, der den Keramikhersteller kürzlich in Richtung Escada verlassen hat, die Spitzenposition: Ihre Teams brauchten jeweils 38 Tage bis zur Vorlage des Jahresabschlusses.

Air Berlin verschlechtert sich drastisch

Nicht mehr so lange wie im Vorjahr mussten die Aktionäre der Deutschen Bank in diesem Frühjahr auf die Zahlen warten. Ganze 24 Tage weniger als im Jahr 2012 benötigte das Team von CFO Stefan Krause, um den Abschluss vorzulegen. Dies ist die stärkste Verbesserung im gesamten Dax. Allerdings kommt die Deutsche Bank damit lediglich zurück auf das übliche Niveau – 2012 habe laut Noeske vor allem die Aufarbeitung rechtlicher Verfahren zu Verzögerungen in der Vorlage des Abschlusses von Deutschlands größter Bank geführt. Die im MDax gelistete LEG Immobilien verbesserte sich sogar um 29 Tage.

Den stärksten Einbruch erlebte Air Berlin. Wegen der langwierigen Investoren- und Finanzierungssuche und konnte CFO Ulf Hüttmeyer die Bilanz erst sechs Wochen später vorlegen als im Vorjahr. Auch bei Telefonica Deutschland dauerte es spürbar länger. Inmitten der komplexen Milliardenübernahme von E-Plus, angereichert durch die Tatsache, dass Finanzchefin Rachel Empey Ende Januar zusätzlich zu ihrer CFO-Rolle auch noch das Amt der Co-Vorstandschefin übernahm, konnten die Investoren des Telekomkonzerns erst achtzehn Tage später als im Jahr davor einen Blick in die Jahreszahlen werfen. 

Der weltweite Spitzenreiter kommt aus Indien: Schon zwölf Tage nach Ende des Geschäftsjahres präsentierte das IT-Unternehmen Infosys seine Jahreszahlen und das Testat der Wirtschaftsprüfer.