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BVB: Das nächste große Ding

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Die neue Fan-Welt von Borussia Dortmund: 400.000 Euro Fanartikelumsatz an einem einzigen Abend.
Zumtobel

Supercup gewonnen, Watzke-Vertrag verlängert und eine Jahresbilanz, die immerhin noch 12 Millionen Euro Nettogewinn ausweist: Es war eine gute Woche für Borussia Dortmund. So könnte aus Sicht der Schwarz-Gelben die Saison weitergehen.

Das wird sie vermutlich auch, wenn das Wirklichkeit wird, was BVB-Chef Hans-Joachim Watzke bei der gestrigen Bilanzpressekonferenz angekündigt hat. Bis Ende September will der BVB nach dem Evonik-Deal den Einstieg von zwei weiteren Investoren festgezurrt haben. Und erstmals benannte Watzke explizit beim Namen, worum es bei diesem Millionenspiel geht: Sämtliche 24,6 Millionen Aktien, die dem BVB als genehmigtes Kapital zur Verfügung stehen, will Watzke losschlagen. Bislang galt das nur als Option, auch BVB-Finanzchef Thomas Treß hatte sich vor einigen Wochen deutlich zurückhaltender gezeigt als Watzke gestern.

Bei einem aktuellen Aktienkurs von knapp 5 Euro würden dem BVB damit in Kürze gut 120 Millionen Euro in die Kassen fließen. Nicht nur die Finanzlage, auch das Gesicht des Traditionsvereins wäre danach ein anderes: Bis zu 35 Prozent der Aktien würden dann die drei neuen Investoren kontrollieren. Watzke hat bekräftigt, dass er in erster Linie bestehende Sponsoren und Ausrüster in den Aktionärskreis holen will.

Der Ausrüster Puma dürfte als einer der beiden neuen Großaktionäre gesetzt sein – Puma-Boss Björn Gulden macht auch keinen Hehl mehr aus seinem Interesse an einer BVB-Beteiligung. Es wäre keine Überraschung, wenn Watzke als dritten Partner die Versicherung Signal Iduna vorstellen würde, den Namenspartner des Westfalenstadions.

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Der BVB im Angriffsmodus

Umsatz und Ebitda des BVB in Mio. €

Quelle: Borussia Dortmund

80 Millionen: Wie der BVB das Loch gestopft hat

Angesichts dieser Summen werden die gestern vorgelegten Jahreszahlen von Borussia Dortmund zur Randnotiz. Dabei können Fans, Investoren und Fußballinteressierte bei der genauen Lektüre des Zahlenwerks viel über den BVB lernen.

Als erstes sehen sie, welch guten Job Watzke, Treß und die sportlich Verantwortlichen wieder gemacht haben. Zwar ging der Umsatz gegenüber der Ausnahmesaison 2012/13 um 44,3 Millionen auf 260,7 Millionen Euro zurück. Allerdings musste der BVB 80 Millionen Euro Einnahmen kompensieren, die nicht mehr da waren: 50 Millionen aus den Verkäufern der Spieler Götze und Perisic sowie 30 Millionen, die der Klub in der Vorsaison in den beiden letzten Runden der Champions League kassiert hatte.

Und so hat der BVB das Loch gestopft: In der Bundesliga und im DFB-Pokal haben die Schwarz-Gelben 1,7 Millionen Euro mehr an Ticket- und 13 Millionen Euro mehr an TV-Erlösen eingestrichen. Vom Transfermarkt flossen lediglich 4,5 Millionen Euro zu, da der BVB nur zwei Spieler verkauft hat: Koray Günter (Galatasaray Istanbul) und Lasse Sobiech (Hamburger SV). Stürmerstar Robert Lewandowski ging ablösefrei.

Im Merchandising hat die Borussia um 3,6 Millionen auf 35 Millionen Euro zugelegt. Damit erwirtschaftet der Klub laut Watzke inzwischen zehnmal so viel Geld mit Merchandising wie in der Saison 2004/2005. Allein Mittwochabend beim Supercup-Spiel gegen Bayern München sind rund um die Arena Trikots und Devotionalien im Wert von fast 400.000 Euro über die Ladentheke gegangen, hat Watzke stolz verkündet.  

Die Spuren von Mikhitarian

Beim Blick auf die Ausgabenseite wird der nicht kompensierte Umsatzrückgang von 44,3 Millionen Euro jedoch problematisch.

Kostenthema 1: Trotz der im Vergleich zum Vorjahr fehlenden Erfolge sind die Kosten des Spielerkaders nochmals leicht angestiegen, und zwar auf 77 Millionen Euro. Insgesamt leisten sich die Borussen jetzt schon Personalausgaben von 107,8 Millionen Euro – 28 Millionen Euro mehr als vor zwei Jahren. Das ist ein Anstieg von 35 Prozent, während der Umsatz in diesem Zeitraum „nur“ um 21 Prozent zulegte. Tendenz: Das Zahlenwerk wird nur dann im Lot bleiben, wenn es den Schwarz-Gelben gelingt, den Kostenanstieg zu bremsen – und wenn Watzke seine Ankündigung wahrmacht, den Konzernumsatz bis spätestens 2018 ohne Transfererlöse auf 300 Millionen Euro hochzutreiben.

Kostenthema 2: Wegen der großen Zahl hochkarätiger Neuverpflichtungen zu Beginn der vergangenen Saison (Mikhitarian, Aubameyang, Sokratis) sind auch die Abschreibungen auf die Spielerwerte um 10,9 Millionen Euro gestiegen. Allerdings ist dieser Kostenposten nicht cash-wirksam und kann vom BVB auch nicht beeinflusst werden, schließlich müssen laut den internationalen Bilanzierungsvorschriften die gezahlten Transfersummen über die Vertragslaufzeit auf Null abgeschrieben werden, egal wie sich der Marktwert des Spielers entwickelt.

Damit ist aber schon klar, dass die Abschreibungen auch in der jetzt begonnenen Saison 2014/15 steigen werden, schließlich hat Borussia Dortmund für die Neueinkäufe Immobile, Ramos und Ginter fast 40 Millionen Euro auf den Tisch gelegt. Und weil außer Lewandowski kein teurer Spieler den BVB verlassen hat, ist davon auszugehen, dass bei gleichbleibendem sportlichem Erfolg auch die Personalkosten weiter ansteigen werden. Der BVB steht also unter einem gewissen Druck, in der nächsten Saison beim Umsatz wieder zuzulegen.

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BVB: Personalkosten steigen

Personalkosten in Mio. €

Quelle: Borussia Dortmund

Der BVB hat ein komfortables Polster – oder nicht?

Ernst ist die Lage zwar noch nicht. Aber der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 49,1 Millionen Euro (Vorjahr: 87,5 Millionen) ist nur auf den ersten Blick ein komfortables Polster. Die Tatsache, dass nach Aufrechnung aller cash-wirksamen Ausgaben und Einnahmen 2013/14 laut Finanzchef Treß nur ein Cashflow von 11,5 Millionen Euro hängen blieb, spricht eine andere Sprache – zumal der Cashflow durch Schuldentilgungen nur um 4,3 Millionen geschmälert wurde. Und von den 11,5 Millionen reicht Borussia Dortmund 6,1 Millionen an die Aktionäre weiter, die trotz des Gewinnrückgangs eine konstante Dividende erhalten sollen.

Es wird spannend sein, wie die Bücher am Ende der laufenden Saison aussehen werden. Wollen Watzke und Treß die Dividende erneut konstant halten, wird das den Verein nächstes Jahr schon 9,2 Millionen Euro kosten, wenn Watzke tatsächlich die gesamte genehmigte Anzahl neuer Aktien an die Investoren weiterreicht. Zusammen mit den steigenden Kaderkosten lässt sich überschlagen, dass der BVB fast schon um 10 Prozent im Umsatz zulegen muss, will der Klub bei Ertrag und Cashflow im sicheren Bereich bleiben.

Was Watzke aber entspannt bleiben lässt, ist die Substanz, auf die er sich stützen kann: Ein großer Spielerverkauf – zum Beispiel von Marco Reus –, und alles bliebe im Lot. Aber dass der BVB-Chef das nicht will, hat er bei der Bilanzvorlage wieder einmal sehr deutlich gemacht („Wenn wir immer unsere besten Assets verkaufen, liegt die Zukunft nicht mehr vor uns“) – Gruß nach München.

Den Luxus, trotz des kleiner werdenden Spielraums im nächsten Sommer keinen Spieler verkaufen zu müssen, um die Kasse auszugleichen, wird sich die BVB-Führung bis dahin selbst verdient haben. Mit 120 Millionen Euro Fresh Money lässt es sich eine ganze Weile ziemlich gut leben – selbst auf dem Niveau, das der BVB inzwischen erreicht hat.      

Info

Sponsorensuche beim BVB, Rekordgewinn beim FC Bayern, Finanz-Irrsinn beim HSV: Mehr Beiträge aus dem FINANCE-Blog „3. Halbzeit“ finden Sie hier. Folgen Sie der 3. Halbzeit auch auf Facebook und diskutieren Sie mit.

Alles Wissenswerte zur Finanzlage der Borussen inklusive Interviews mit Finanzchef Treß gibt es auf unserer Themenseite Borussia Dortmund.

Wie die anderen Bundesligaklubs finanziell da stehen und warum nicht nur bei Borussia Dortmund, sondern in der halben Bundesliga Investoren Millionen in die Vereine buttern, lesen Sie in der Titelstory der nächsten Ausgabe von FINANCE, ab dem 29. August hier erhältlich.