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E.on will Milliarden am Kapitalmarkt einsammeln

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Auf Marc Spieker wartet eine spannende Aufgabe. Der neue Finanzchef soll E.on zurück an den Bondmarkt bringen.
E.on

Auf Marc Spieker wartet eine spannende Aufgabe, wenn er in wenigen Tagen Michael Sen als CFO beim deutschen Energieversorger E.on ablöst. Denn E.on will nach acht Jahren voraussichtlich wieder Anleihen begeben, wie E.on-Chef Johannes Teyssen in der heutigen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) angekündigt hat.

Bis zu 3 Milliarden Euro soll Spieker nach der aktuellen Planung bei Investoren einsammeln. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass die Energiebranche von Investoren sowohl auf der Eigen- als auch auf der Fremdkapitalseite zuletzt eher gemieden wurde.

Hinzu kommt, dass wegen der immer noch hohen Nettoverschuldung von rund 26,3 Milliarden Euro und einer sehr niedrigen Eigenkapitalquote von 2 Prozent, E.on derzeit nur mit einem BBB-Rating (Standard & Poor’s) beziehungsweise einem Baa2-Rating (Moody’s) ausgestattet ist. CEO Teyssen stört das allerdings nicht, er gibt seinem neuen CFO als Zielkorridor eine Verzinsung zwischen 0,5 und 1,5 Prozent vor – je nach Laufzeit und Platzierungszeitpunkt. Die Hoffnung, trotz der schwachen Kennzahlen eine solch niedrige Verzinsung zu erreichen, ist, dass E.on inzwischen den überwiegenden Teil seiner Umsätze in regulierten und damit vergleichsweise risikoarmen Geschäftszweigen erwirtschaftet.

E.on-Chef Johannes Teyssen wirbt bei Investoren um Vertrauen

Kann CFO-Spieker die Investoren von diesem Preis überzeugen, könnte er das Niedrigzinsumfeld nutzen, um die beiden dieses Jahr auslaufenden Anleihen im Gesamtvolumen von rund 2,7 Milliarden Euro zu deutlich besseren Konditionen zu refinanzieren. Die beiden Papiere stammen noch aus der Hochzinsphase und sind mit Kupons von 5,5 und 6,375 Prozent ausgestattet.

Damit das gelingt, buhlt CEO Teyssen um das Vertrauen der Investoren: Nach der strategischen Neuausrichtung und drei verlustreichen Jahren sollen nun die Grundlagen geschaffen werden, um spätestens 2019 wieder durchzustarten. Die Bilanz berge keine weiteren bösen Überraschungen mehr, so Teyssen. E.on sei ein „strunz-normales Unternehmen“ mit einer „strunz-normalen Bilanz“, da alle Altlasten vollständig beseitigt seien, so Teyssen im Interview mit der Zeitung.

Der E.on-Chef begründet dies mit den bereits erfolgten hohen Abschreibungen auf das Spin-off Uniper, in das der Konzern sein gesamtes Geschäft mit Kohle- und Gaskraftwerken sowie den Energiehandel ausgelagert hat, sowie mit dem mit der Bundesregierung ausgehandelten Atomkompromiss. E.on muss im Sommer rund 10 Milliarden Euro an den mit dem Atomausstieg beauftragten Nuklearfonds überweisen. Gelder, die laut CEO Teyssen theoretisch aus liquiden Mitteln bereit gestellt werden könnten und damit kein finanzielles Risiko für Investoren darstellen.

Auch E.on-Konkurrent Innogy könnte Anleihen begeben

Investoren hatten den Energiesektor in den vergangenen Jahren aber gemieden, da er wegen des Atomgeschäfts der Konzerne und der schnell verfallenden Strompreise mit großer Unsicherheit behaftet war. Doch die gelungenen Börsengänge der beiden Spin-Offs Uniper (E.on) und Innogy (RWE) scheinen die Zweifel am Kapitalmarkt langsam zu zerstreuen. Die Nachfrage nach beiden Aktien war bei der Emission enorm, und auch E.on selbst konnte vor wenigen Tagen über eine Kapitalerhöhung 1,35 Milliarden Euro frisches Eigenkapital einsammeln.

Beim Konkurrenten Innogy gehen die Pläne ebenfalls in Richtung Bondmarkt: Das Unternehmen plant laut des aktuellen Geschäftsberichts, ein sogenanntes Debt-Issuance-Programm mit einem Volumen von bis zu 20 Milliarden Euro aufzulegen. Dieses standardisierte Programm ermöglicht es Unternehmen, kurzfristig Anleihen zu begeben. So konkret wie bei E.on sind die Bondpläne von Innogy allerdings noch nicht.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

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Der Energieriese will nach Jahren des Umbaus wieder durchstarten und zurück an den Anleihemarkt. Verfolgen Sie die ganze strategische Neuausrichtung des Energieversorgers mit der FINANCE-Themenseite zu E.on.

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