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Restrukturierungsnews: Nobiskrug, Gutmann, Byton

Die Nobiskrug-Werft sucht aus der Insolvenz heraus einen neuen Investor.
Christian Rohwedder/Nobiskrug

Nobiskrug sucht Investoren und beruft CFO

Für die insolvente Nobiskrug-Werft in Rendsburg ist die Investorensuche angelaufen. Der vorläufige Insolvenzverwalter Hendrik Gittermann (Kanzlei Reimer) hat ein Team von PwC um Partner Timo Klees mit dem Unternehmensverkauf beauftragt. „Mein Ziel ist es, bis Ende Juni einen Investor zu finden, der Nobiskrug fortführt, um mit der bestehenden Belegschaft weiterhin Schiffe in Rendsburg zu bauen“, sagt Gittermann. Mehrere potentielle Investoren aus dem In- und Ausland hätten bereits Interesse bekundet. Zum Verkauf stehen die gesamte Werft inklusive der Anlagen und Betriebsgrundstücke, der Kundendaten und aller Markenrechte.

Martin Hammer vom Beratungsunternehmen Enomyc ist unterdessen als Chief Restructuring Officer in die Geschäftsführung von Nobiskrug eingetreten. Er führt die Geschäfte künftig mit Johan Valentijn. Raimon Strunck ist von seiner Position als Geschäftsführer zurückgetreten und wird als General Manager bei Nobiskrug bleiben. Hammer war zuletzt unter anderem als CRO an der Sanierung der FSG-Werft beteiligt. Mit dem Wechsel an der Unternehmensspitze will die Muttergesellschaft von Nobiskrug einer Mitteilung zufolge mögliche Sanierungsoptionen ausloten. Nobiskrug ist Teil der internationalen Schiffbaugruppe Privinvest.

Exklusiv-Hauben Gutmann muss Betrieb einstellen

Der Hersteller von Dunstabzugshauben Exklusiv-Hauben Gutmann muss den Geschäftsbetrieb einstellen, knapp 90 Mitarbeiter sind von dem Schritt betroffen. Das Unternehmen hatte Ende März erneut Insolvenzantrag gestellt, als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Holger Blümle (Schultze & Braun) bestellt, der auch das Insolvenzverfahren 2018 begleitet hatte. Die Agentur für Arbeit sah jedoch kein neues Insolvenzereignis, die Mitarbeiter bekamen daher kein Insolvenzgeld. Dem Unternehmen selbst fehlt das Geld, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Bereits in den vorangegangenen Monaten war Gutmann mit den Gehältern in Rückstand geraten.

Die Agentur für Arbeit sagte zur Begründung für ihr Vorgehen, es seien nach wie vor Zahlungsverpflichtungen aus dem Insolvenzplan des vorangegangenen Sanierungsverfahrens offen, die plangemäß zu einem späteren Zeitpunkt beglichen werden sollten. Daher ist nach Auffassung der Agentur für Arbeit die Zahlungsunfähigkeit trotz Abschluss des ersten Insolvenzverfahrens noch nicht beseitigt worden. Laut IG Metall hatte Gutmann dieses Mal ursprünglich eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt, das Gericht habe die Eigenverwaltung dann aber abgelehnt. Die Betriebsimmobilie habe wegen Mietrückständen bereits Mitte April geräumt werden müssen, Beschäftigte warteten auf Entgelte und das Kurzarbeitergeld, kritisierte die Gewerkschaft. 

E-Autohersteller Byton ist insolvent

Der Elektroautohersteller Byton GmbH in München, eine einhundertprozentige Tochter des chinesischen Automobilherstellers Byton, befindet sich im vorläufigen Insolvenzverfahren. Als Verwalter wurde Michael Bauer (Kanzlei Dr. Beck & Partner) bestellt. Die deutsche Tochter beschäftigte zuletzt rund 70 Mitarbeiter, die einer Mitteilung des vorläufigen Insolvenzverwalters zufolge bereits seit Oktober 2020 keine Löhne und Gehälter mehr erhalten hatten. Der Großteil der Mitarbeiter habe gekündigt und Klagen bei Arbeitsgerichten angestrengt, der Geschäftsbetrieb sei bereits im Laufe des vergangenen Jahres zum Erliegen gekommen. 

Zwei Gläubiger stellten letztlich Fremdinsolvenzanträge. Das Unternehmen selbst ist ohne operative Führung, seit der vorherige Byton-Geschäftsführer sein Amt im vergangenen Sommer abgegeben hat. Die Vorgänge beschäftigten zuletzt auch die Staatsanwaltschaft, die Medienberichten vom Januar zufolge Ermittlungen wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung eingeleitet hat. Der vorläufige Insolvenzverwalter rechnet mit einem schwierigen Verfahren. Es stünden derzeit keine Ansprechpartner der Geschäftsleitung zur Verfügung, die Ermittlung der Vermögenswerte sei daher schwierig. Gläubiger, Vertragspartner und ehemalige Mitarbeiter sollen nun zur Aufklärung beitragen. 

Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Der vorläufige Insolvenzverwalter Hendrik Heerma (FRH Fink Rinckens Heerma) hat nach eigenen Angaben erste Interessensbekundungen für das Bremer Container-Logistikunternehmen BCS erhalten. BCS hatte Ende März Insolvenzantrag gestellt. Der Betrieb sei für Investoren interessant, die ihre Präsenz in Norddeutschland erweitern wollen, hieß es.

Die Dachziegelweke Nelskamp mit rund 600 Mitarbeitern haben Antrag auf ein Schutzschirmverfahren gestellt. Grund für die Schieflage ist laut Unternehmen eine Modernisierung der Produktionsanlagen, die zu lange dauerte und durch Produktionsstillstände die Liquidität massiv verringert hat. Dirk Andres (Kanzlei AndresPartner) begleitet die Geschäftsführung als Restrukturierungsbevollmächtigter, Sachwalter ist Frank Kebekus (Kebekus et Zimmermann). Im Zuge des Verfahrens will das Unternehmen ein Werk in Schermbeck schließen und rund 80 Arbeitsplätze abbauen. 

Der Asset Manager CR Investment Management hat das Workout-Mandat für das bundesweite Immobilienportfolio der insolventen German Property Group erhalten. Die Immobilien, vorwiegend leerstehende denkmalgeschützte Gebäude, sollen im Zuge eines strukturierten Bieterverfahrens bestmöglich verwertet werden. Insolvenzverwalter der German Property Group ist Justus von Buchwaldt von der Kanzlei BBL Brockdorff & Partner. Die German Property Group hat Schätzungen zufolge mehr als 1 Milliarde Euro bei Investoren eingeworben. Der Wert des Immobilienbestands wird dagegen nur auf 100 bis 150 Millionen Euro geschätzt. 

Ein Hamburger Logistikunternehmen hat ein präventives Sanierungsverfahren mit einem rechtskräftig bestätigten Restrukturierungsplan abgeschlossen. Wie bei der präventiven Sanierung üblich, ist das Unternehmen namentlich nicht bekannt. Begleitet wurde es von der Kanzlei Johlke Niethammer, Restrukturierungsbeauftragter war Justus von Buchwaldt (BBL). Das Verfahren wurde beim Amtsgericht Hamburg geführt und dauerte bis zur Bestätigung des Plans durch das Restrukturierungsgericht neun Wochen. Es waren nur die von den Restrukturierungsmaßnahmen konkret betroffenen Gläubiger eingebunden. Die Annahme des Restrukturierungsplans durch die Gläubiger wurde im Zuge einer gruppenübergreifenden Mehrheitsentscheidung durchgesetzt („Cross-class cram down“), da eine der drei Gläubigergruppen nicht mit der erforderlichen Mehrheit von 75 Prozent zugestimmt hat. 

Distressed M&A-Deals

Der Maschinenbauer „Hans Lingl Anlagenbau und Verfahrenstechnik“ soll von der Unternehmerfamilie Schug übernommen werden. Der Gläubigerausschuss muss dem Verkauf noch zustimmen. Lingl hatte im Oktober Insolvenz angemeldet, zum Insolvenzverwalter wurde Arndt Geiwitz (Kanzlei SGP Schneider Geiwitz) bestellt. Rund 120 Lingl-Beschäftigte sind im Zuge des Insolvenzverfahrens bereits in eine Transfergesellschaft gewechselt, die verbliebenen 230 Mitarbeiter werden vom neuen Eigentümer übernommen. Der Unternehmerfamilie Schug gehört bereits das Maschinenbauunternehmen Lippert.

Für die Dresdner Bäckereikette Eisold zeichnet sich eine Investorenlösung ab. Insolvenzverwalter Christian Heintze (Kanzlei BBL Brockdorff & Partner) hat den Insolvenzplan bei Gericht eingereicht, dieser sieht den Einstieg eines Investors vor. Der Investor soll auch für die „abschließende Befriedigung der Gläubigeransprüche“ sorgen. Die Bäckerei mit 117 Beschäftigten war seit Mai 2019 im Insolvenzverfahren, alle Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben. 

Im Zuge der Wirecard-Insolvenz soll das Tochterunternehmen Wirecard Vietnam an das südkoreanische Kreditkartenunternehmen BC Card Co. verkauft werden. Die Kartellbehörden müssen dem Deal noch zustimmen. Wirecard Vietnam zählt laut Insolvenzverwalter Michael Jaffé zu den Marktführern in dem Land. Mitte April waren bereits mehrere weitere Asiengesellschaften verkauft worden.

Im Insolvenzverfahren der Fischer-Recycling-Gruppe ist mit Fischer Cyclepor ein weiteres Unternehmen verkauft worden. Der Geschäftsbetrieb geht an Fischer Resources über. Im April hatte Insolvenzverwalter Dirk Pehl von Schultze & Braun bereits das Schwesterunternehmen Recyplast verkauft. Für die verbliebene Gesellschaft Romplast PE Regenerat läuft die Investorensuche.

Beendete Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Die Gläubiger des Maschinenbauers DMF Werkzeugbau haben den Insolvenzplan einstimmig angenommen. Damit kann die im Juli 2020 begonnene Insolvenz in Eigenverwaltung abgeschlossen werden. Insolvenzverwalter war André Rombach (Rombach Rechtsanwälte). Als Sachwalter war Marlon Foit (Kanzlei Scholl Bleek Foit) eingesetzt. Mit welcher Quote die Gläubiger rechnen können, wurde nicht bekannt. 

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Die Gläubiger des Gesamthafenbetriebsvereins Bremen (GHBV), einem Personaldienstleister für Hafenarbeiter, haben den Insolvenzplan angenommen. Damit kann das im Dezember 2020 beantragte Eigenverwaltungsverfahren abgeschlossen werden. Beim GHBV bleiben 770 Arbeitsplätze erhalten, teilte Sanierungsvorstand war Christian Kaufmann (Pluta) mit. Ende 2020 zählte das Unternehmen noch mehr als 1.000 Mitarbeiter. Sachwalter des Verfahrens war Edgar Grönda (Schultze & Braun). 

Weitere Restrukturierungen und Branchennews

Die vier ehemaligen Geschäftsführer des insolventen Versandhändlers Neckermann sowie die Mitglieder des Aufsichtsrats haben eine Klage des Insolvenzverwalters auf Schadensersatz in erster Instanz abgewehrt. Neckermann hatte im Juli 2012 Insolvenz angemeldet. Rund sechs Jahre später warf Insolvenzverwalter Michael Frege der Geschäftsführung vor, sie habe mit der Antragstellung zu lange gewartet und hätte den Insolvenzantrag bereits Ende Mai einreichen müssen, als Sanierungsverhandlungen mit dem Hauptinvestor und den Betriebsräten gescheitert seien. Frege hatte die Erstattung von 19,1 Millionen Euro gefordert. Die Geschäftsführer wurden von Clifford Chance (Leitung Peter Burckhardt) und KPMG Law vertreten. Alfred Hagebusch von der Sozietät Wellensiek hatte die Geschäftsführer von Neckermann 2012 mit seinem Team beraten. 

Die AdlerModemärkte, die seit Anfang des Jahres eine Insolvenz in Eigenverwaltung durchlaufen, benötigen nach eigenen Angaben frische Mittel über rund 10 Millionen Euro. Laufende Gespräche mit dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) über ein Darlehen laufen dem Management zufolge jedoch schleppend, daher wandte Adler sich jetzt mit einem Appell an die Öffentlichkeit. Zugang zur Überbrückungshilfe III hat Adler aufgrund des laufenden Insolvenzverfahrens nicht. Das Unternehmen hätte nach eigenen Angaben darüber sonst rund 9 Millionen Euro beziehen können. 

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Der auf Restrukturierungen spezialisierte Jurist Wolfram Prusko wird Partner im Frankfurter Büro von Willkie Farr & Gallagher. Prusko ist derzeit Restrukturierungspartner bei Kirkland & Ellis. Er ist spezialisiert auf Finanz- und Anleiherestrukturierungen und Insolvenzverfahren.

  

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