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Diese Fintechs sollten CFOs 2022 kennen: Troc Circle und BLP Digital

Aus Kunden und Lieferanten einen Kreis bilden, in dem Forderungen und Verbindlichkeiten genettet werden, damit will das Fintech Troc Circle CFOs dabei helfen, ihr Working Capital zu optimieren. Nur eines von vielen möglichen Top-Fintechs für CFOs 2022. Foto: tippapatt/Adobe Stock
Aus Kunden und Lieferanten einen Kreis bilden, in dem Forderungen und Verbindlichkeiten genettet werden, damit will das Fintech Troc Circle CFOs dabei helfen, ihr Working Capital zu optimieren. Nur eines von vielen möglichen Top-Fintechs für CFOs 2022. Foto: tippapatt/Adobe Stock

Der Trend zur Digitalisierung der Finanzabteilung ist ungebrochen. Auch in diesem Jahr planen viele CFOs Investitionen in die Automatisierung von Finanzprozessen. Die großen, umfassenden ERP-Systeme sind oft nicht passgenau genug, um spezielle Prozesse bei Einkauf, Buchhaltung oder Finanzierung zu verbessern. In diese Lücke stoßen vermehrt Start-ups, die zum Teil auch von den großen ERP-Anbietern mit vermarktet werden.

Einige besonders vielversprechende Start-ups hat PwC in diesem Winter in sein „Scale-up“-Programm aufgenommen, das junge Unternehmen auf dem Wachstumspfad begleitet. Zielgruppe der Start-ups sind Finance-Teams von Unternehmen und Banken. In einer dreiteiligen Serie stellt FINANCE die sechs für CFOs interessantesten Start-ups vor. Teil 1 widmet sich den Start-ups BLP Digital und Troc Circle.

Troc Circle optimiert das Working Capital

„Wir helfen Unternehmen, in den Forderungen gebundenes Kapital freizusetzen, indem wir Verbindlichkeiten und Forderungen ausgleichen“: Mit diesem Anspruch versuchen Youmna Hobeiche und Rudy Banholzer, ihr Start-up Troc Circle zu etablieren.

Troc Circle ist eine Netting-Plattform, mit deren Hilfe CFOs ihr Working Capital Management verbessern können. Das funktioniert so: Die Software verbindet sich mit der ERP- und Buchhaltungssoftware eines Kunden. In den Rechnungsdaten geht der Algorithmus auf die Suche nach Netting-Möglichkeiten bei den offenen Forderungen und Verbindlichkeiten.

Youmna Hobeiche und Rudy Banholzer von Troc Circle. Sie wollen helfen, im großen Stil Working Capital zu drücken. Foto: Troc Circle

Dieses Konzept ist nicht neu. Der Clou bei Troc Circle ist jedoch, dass der Algorithmus Netting-Möglichkeiten aus deutlich mehr als zwei Unternehmen identifizieren kann, die dann einen Kreis oder eine Kette bilden. Jedes dieser Unternehmen bekommt das Angebot, sich am Netting zu beteiligen und damit Forderungen und Verbindlichkeiten zu saldieren. Dadurch können Unternehmen die Anzahl und Höhe ihrer Zahlvorgänge im Idealfall deutlich verringern.

Netting spart auch Finanzierungen und FX-Hedges

„Jeder Teilnehmer an so einem ‚Circle‘ profitiert mehrfach: über die Freisetzung von Working Capital, das frühzeitige Einziehen von Zahlungen und sinkende Transaktionskosten“, sagt Gründerin Hobeiche. Den Business Case für die Kunden erklärt Banholzer: „Das Netting über Troc Circle senkt die Notwendigkeit von Zwischenfinanzierungen und FX-Hedges.“

Die Verwendung der Netting-Plattform ist gratis. Troc Circle nimmt von jedem Unternehmen, das teilnimmt, aber 0,1 bis 1 Prozent des erzielten Netting-Volumens als Gebühr. „Diese Kosten sind eindeutig niedriger als die für alternative Finanzierungen wie Factoring, Kredite und Kreditkarten. Und auch die Kosten für die Fremdwährungsverrechnung gehen zurück“, sagt Banholzer. Youmna Hobeiche zufolge eignet sich Troc Circle auch für das Netting innerhalb von Unternehmensverbünden, auch bei solchen mit extrem heterogenen IT- und Finanz-Software-Landschaften.

In Kontakt mit potentiellen Kunden kommt Troc Circle derzeit meist noch über die Empfehlung durch Beratungshäuser, die für ihre Kunden die Buchhaltung effizienter machen sollen.

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BLP Digital setzt auf Künstliche Intelligenz

Das zweite Start-up, das CFOs im Blick haben sollten, heißt BLP Digital und ist eine Ausgründung aus der ETH Zürich. „Wir haben die fähigste KI im Bereich ERP-Prozessautomation“, reklamiert Mitgründer Thore Harmuth einen USP für sein Start-up. „Unsere Lösung ist kein weiteres Extraktions- oder Workflow-Tool und kein RPA-System. Es ermöglicht eine Vollautomation des kompletten Rechnungsprozesses.“

Fintech-Gründer Thore Hartmuth (Foto: BLP Digital)

Einmal implementiert, sei kein menschlicher Input mehr nötig. Laut Harmuth kann die Software bei allen drei Kernelementen des ‚Purchase to Pay‘-Prozesses eingesetzt werden, nicht nur im Bereich Finance (Rechnungen), sondern auch vorgelagert im Einkauf (bei Auftragsbestätigungen) und in der Logistik (bei Lieferscheinen). „Unsere Künstliche Intelligenz arbeitet nach einem holistischen Ansatz, und unsere Software läuft mit jedem beliebigen ERP-System“, erklärt der Gründer.

Das Wertversprechen des Start-ups ist umfassend: „BLP Digital nimmt die wiederkehrende, wenig wertschöpfende Bearbeitung von Rechnungen und anderen Dokumenten vom Tisch. Einkäufer, Logistiker, Controller, Finanzbuchhalter, selbst Mitarbeiter in der Warenannahme werden entlastet“, verspricht Harmuth.

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So viel kostet der Einsatz von BLP Digital

Das Geschäftsmodell von BLP Digital setzt darauf, „die Eintrittshürden für Kunden so klein wie möglich zu machen“, wie Harmuth sagt. „Wir brauchen erfahrungsgemäß weniger als eine Woche zur Vorbereitung, dann geht das System live.“

Die Implementierung kostet nur wenige Tausend Euro. Danach bezahlen Unternehmen entsprechend der Anzahl der automatisierten Dokumente – „und zwar mit sinkenden Grenzkosten“, wie Harmuth erklärt: „Je mehr Volumen, desto günstiger wird es.“ Der Preis je automatisiertem Dokument liege immer unter 1 Euro – „teils sogar deutlich“, ergänzt Harmuth. „Wo genau, hängt von der Art und der Anzahl der Dokumente ab.“ Er versichert zudem: „Es gibt bei BLP Digital keine versteckten Extra- oder Folgekosten.“

BLP Digital verfügt bereits über Standardschnittstellen zu mehr als zehn verschiedenen ERP-Systemen, Tendenz steigend. „Unser Vertriebsfokus liegt auf dem produzierendem Mittelstand, dort haben viele Abteilungen Bedarf für die Lösung. Wir können nach oben aber beliebig skalieren“, glaubt der Kieler, der vorher unter anderem bei Microsoft gearbeitet hat.