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Traton setzt bei erstem Konsortialkredit auf Nachhaltigkeit

Der LKW-Hersteller Traton steigt mit einem ESG-linked-Loan in den Markt für grüne Finanzierungen ein.
Traton Group

Doppeldebüt für Traton: Der LKW-Hersteller schließt seinen ersten eigenständigen Konsortialkredit ab – und integriert zugleich eine Nachhaltigkeitskomponente in den Kredit. Der ESG-linked Loan hat ein Volumen von 3,75 Milliarden Euro und läuft drei Jahre, teilt das Unternehmen mit. Nach dem Ende der Laufzeit hat Traton die Option, den Kredit zweimal um jeweils ein Jahr zu verlängern. Mit der nachhaltigen Transaktion schließt sich der LKW-Hersteller dem Green-Finance-Trend an, der sich trotz Coronakrise weiter fortsetzt.

Die Marge des Kredits hat Traton an sein ESG-Rating gekoppelt. Verbessert sich die Bewertung, sinken die Kosten und umgekehrt. Traton hat sich beim Abschluss des nachhaltigen Kredits aber viel Spielraum gesichert: Das Unternehmen kann das ESG-Rating auch noch durch individuell vereinbarte Nachhaltigkeitskennzahlen ersetzen.

Traton-Kreditabschluss mitten in Coronakrise

Für die Münchener fiel der Abschluss des ersten Konsortialkredits mitten in die Coronavirus-Krise. „Trotz anhaltend volatiler Märkte und der vorherrschenden Covid-19-Situation ist es uns erstmals gelungen, die Liquidität für die Traton Group in einem syndizierten Format zu sichern und gleichzeitig unser Laufzeitenprofil zu verlängern“, kommentierte Traton-CFO Christian Schulz die Transaktion. Laut einer Mitteilung beteiligter Banken war die Syndikation überzeichnet und Traton konnte das Volumen von 3 auf 3,75 Milliarden Euro aufstocken.

Den Kredit können die Münchener in verschiedenen Währungen beanspruchen. Bereitgestellt wird die Finanzierung von einem 21-köpfigen Bankenkonsortium – der neuen Hausbankengruppe von Traton. Darunter waren unter anderem Bank of America, Crédit Agricole CIB, Mizuho und SEB als Arrangeure und Koordinatoren der Transaktion tätig.

FINANCE-Köpfe

Christian Schulz, Traton SE

1999 beginnt Christian Schulz seine berufliche Laufbahn bei dem Autobauer Daimler. Nach verschiedenen Funktionen im Bereich Finanzen, Controlling und Risk Management in der Lkw-Sparte von Daimler übernimmt er 2006 die Leitung Finanzen & Controlling für den Produktbereich Getriebe und das Werk Gaggenau. Von 2008 bis 2011 verantwortet er als Direktor die Finanzbereiche für Einkauf, Produktion und Entwicklung der Daimler-Tochter Mitsubishi Fuso Truck & Bus in Tokio. 2011 wechselt Schulz zu der Pkw-Sparte Mercedes-Benz, wo er bis 2016 als Direktor die weltweiten Controlling Operations (Produktion und Einkauf) sowie die wesentlichen globalen Beteiligungen des Unternehmens verantwortet.

Anfang 2017 verlässt Schulz den Daimler-Konzern und wechselt zu Volkswagen Truck & Bus, der Lkw-Sparte des Wolfsburger Autokonzerns Volkswagen. Dort ist er zunächst für die Bereiche Unternehmensentwicklung, Strategie und M&A verantwortlich, bis er im Juni 2018 zum CFO der VW-Sparte befördert wird, die kurz darauf in Traton umfirmiert wird.

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Traton baut VW-unabhängigen Fremdkapitalauftritt auf

Die Transaktion markiert einen weiteren Meilenstein in der Unternehmensgeschichte von Traton: Der LKW-Hersteller wird mit der ersten eigenen Konsortialfinanzierung nach dem Börsengang im Juni 2019 noch unabhängiger von Volkswagen. „Es ist aus unserer Sicht nur konsequent, als börsennotierte Gesellschaft mit Wachstumsambitionen auch einen eigenen Auftritt am Fremdkapitalmarkt zu schaffen“, erklärte CFO Christian Schulz im FINANCE-Interview vor rund einem Jahr. Derzeit ist Volkswagen mit einem Anteil von rund 90 Prozent immer noch Mehrheitsaktionär bei Traton.

Um den Weg dafür zu ebnen, hat sich Traton zudem Kreditratings von Standard & Poor’s (S&P) sowie von Moodys eingeholt. Von Moody’s erhielt Traton im vergangenen Monat ein Baa1-Rating mit negativem Ausblick. S&P vergab ein BBB-Rating mit stabilem Ausblick. Beide Ratings liegen damit im unteren Investmentgrade-Bereich.

Coronakrise hat auch Traton angefahren

Der Konsortialkredit soll für allgemeine Unternehmenszwecke verwendet werden und dient zur Absicherung der Liquidität. Für Traton ist das in der aktuellen Lage besonders wichtig: Das Unternehmen kämpft in der Coronakrise mit einem Cash-Drain, es musste heftige Gewinneinbrüche infolge der Pandemie verkraften. Das operative Ergebnis war im ersten Quartal dieses Jahres um mehr als zwei Drittel eingebrochen und betrug nur noch 160 Millionen Euro, der Umsatz sackte im gleichen Zeitraum um nahezu 11 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro ab.

Neben den operativen Herausforderungen steht zudem noch eine wichtige strategische Frage auf der Agenda: Der LKW-Hersteller hatte zum Jahresbeginn die Übernahme des US-Wettbewerbers Navistar angekündigt. An Navistar ist Traton bereits mit einer Minderheit beteiligt – die Münchener planen aber, Navistar komplett zu übernehmen. Der M&A-Deal ist für Traton strategisch wichtig, um im US-amerikanischen Markt weiter vorzupreschen. Ob es trotz Corona bei dem Deal bleibt, ist noch unklar.

Die Entscheidung darüber wird CFO Christian Schulz jedenfalls mit einem neuen CEO an seiner Seite treffen. Erst vor rund drei Wochen hat der bisherige Traton-CEO Andreas Renschler seinen Posten an Matthias Gründler abgegeben. Er übernimmt den CEO-Posten, ist aber nicht wie Renschler Teil des VW-Vorstands. Schulz kennt den ehemaligen CFO der Volkswagen-Truck-&-Bus-Sparte bereits aus seiner Station in Japan – damals waren beide noch für Daimler tätig.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Info

Grüne Anleihen, Schuldscheine und Kredite – der Markt für grüne Finanzierungen entwickelt sich weiter. Die jüngsten Trends und Transaktionen finden Sie auf unserer Themenseite zu Green Finance. Mehr über den Traton-CFO erfahren Sie auf dem FINANCE-Köpfe-Profil von Christian Schulz.

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.