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2019 – das Jahr der CFO-Wechselrekorde

„Auf zu neuen Ufern“: So könnte das Motto der CFOs im Jahre 2019 gelautet haben. Die Zahl der kommunizierten Wechsel von Finanzchefs war so hoch wie nie.
Linetic/iStock/Thinkstock/GettyImages

Die CFOs in der DACH-Region bleiben wechselwillig: Nach neuen Rekorden bei der Anzahl der CFO-Wechsel im dritten Quartal 2019, hielt sich die Zahl der öffentlich kommunizierten CFO-Wechsel auch im vierten Quartal auf sehr hohem Niveau. Von Oktober bis Dezember 2019 vermeldeten 99 Unternehmen einen Wechsel auf der Position ihres Finanzchefs, im Vorquartal waren es unerreichte 128 Wechsel. Im Vorjahresvergleich legte die Anzahl der CFO-Wechsel im Schlussquartal aber um über 40 Prozent zu (2018: 69 Wechsel).

Auf das gesamte Jahr gerechnet, ist 2019 damit das wechselintensivste Jahr seit Beginn der Zählung 2014: Die Unternehmen kommunizierten 347 Zugänge und 274 Abgänge. Zur Einordnung: Seit 2014 wurden pro Jahr maximal 310 Zugänge (2015) und 234 Abgänge (2015 und 2018) veröffentlicht. Im Vergleich zum Vorjahr 2018 (Zugänge: 285) entspricht dies einer Zunahme von über 20 Prozent bei den Neuberufungen und rund 17 Prozent bei den Abschieden. Alleine im vierten Quartal bestätigten nach FINANCE-Analysen 85 Unternehmen einen Zugang und 80 Unternehmen den Abschied eines CFOs.
 

CFO-wechsle-dich im MDax

2019 war vor allem für im MDax notierte Unternehmen wieder ein Jahr des Umbruchs: Neun Unternehmen aus diesem Index haben einen Zu- oder Abgang auf der CFO-Position veröffentlicht. Das entspricht einer CFO-Wechselquote von 15 Prozent. Bereits 2018 verkündeten neun Unternehmen einen Wechsel, nachdem es 2017 sieben und 2016 sogar nur drei waren. 

Darunter sind bekannte Namen zu finden. So gab im Herbst der Dax-Absteiger Commerzbank bekannt, dass Finanzvorstand Stephan Engels Bank und Land wechseln wird: Der 57-Jährige geht in die dänische Hauptstadt Kopenhagen und wird dort CFO der skandalgeplagten Danske Bank. Der Maschinenbauer Gea war zu Beginn des vergangen Jahres nach langer CFO-Suche bei dem Stahlhändler Klöckner fündig geworden: Marcus Ketter wechselte zum Mai 2019 nach fünf Jahren bei Klöckner zu Gea nach Düsseldorf. 

FINANCE-Köpfe

Stephan Engels, Commerzbank AG

Engels startet seine Karriere von 1988 bis 1993 bei Daimler-Benz in der Konzernrevision. Ab 1991 ist er Abteilungsleiter. Von 1993 bis 2000 arbeitet er bei Debis. Die ersten drei Jahre leitet er das Regionalcontrolling für Europa, bevor er 1996 CFO für Debis AirFrance wird.

2000 wechselt Engels zu DaimlerChrysler und unterhält bis 2003 diverse Positionen innerhalb der DaimlerChrysler Bank. Zuletzt trägt er als Vorstandsmitglied die Verantwortung für den Bereich Kredit und IT und wird später CFO. 2003 bis 2007 verantwortet er schließlich für DaimlerChrysler Services verschiedene Aufgabenbereiche, zuletzt als CFO Finance, Controlling, Risk Management und Strategy.

2007 bis 2012 leitet Engels als Mitglied des Executive Committee der Mercedes-Benz Car Group den Bereich Finance & Controlling, sowie das Daimler-Konzerncontrolling. Ab April 2012 ist Engels Finanzvorstand der Commerzbank. Im September 2019 entscheidet er sich, seinen im April des folgenden Jahres auslaufenden Vorstandsvertrag nicht zu verlängern und stattdessen als Finanzchef zur Danske Bank nach Kopenhagen zu wechseln.

zum Profil

Auch bei dem Maschinenbauer Dürr wurde in der zweiten Jahreshälfte bekannt, dass CFO Carlo Crosetto  die Schwaben verlassen wird und bei dem österreichischen Ziegelhersteller Wienerberger anheuert. Nachfolger Crosettos bei Dürr wird der scheidende Schaeffler-CFO Dietmar Heinrich. Bei ProSiebenSat.1 verabschiedete sich Jan Kemper und tauschte Großkonzern gegen Start-up: Kemper ist mittlerweile als CFO bei dem Reiseplattformanbieter Omio in Berlin tätig. Auf ihn folgte bei dem Münchener Medienunternehmen der ehemalige Finanzvorstand des ebenfalls im MDax-notierten Verpackungsherstellers Gerresheimer, Rainer Beaujean.

Drei CFO-Wechsel bei Dax-Konzernen

FINANCE-Köpfe

Helen Giza, Fresenius Medical Care & Co. KGaA

Helen Giza beginnt ihre Karriere 1991 als Kostenbuchhalterin bei ITT Automotive. Fünf Jahre später wird sie Leiterin der Finanzabteilung bei Dana Automotive.

Im Jahr 1999 wechselt sie die Branche und heuert beim US-Pharmahersteller Abbott Laboratories an, wo sie zunächst als Finanzmanagerin der Produktion, später als Area Controller Commercial für die Region Asien-Pazifik tätig ist. 2004 wechselt Giza zu TAP Pharmaceuticals, einem Gemeinschaftsunternehmen von Abott und dem japanischen Pharmaunternehmen Takeda Pharmaceuticals. Nach einem Jahr als unterstellte Finanzkontrolleurin steigt sie 2005 zur Divisions-Controllerin auf.

Mit der Auflösung des Joint Ventures im Jahr 2008 wechselt sie schließlich ganz zu den Japanern und wird dort Finanzchefin des US-Geschäfts von Takeda. Von 2018 und bis zu ihrem Wechsel zu Fresenius Medical Care im Herbst 2019 zeichnet sie sich als Chief Integration and Divestiture Management Officer für Takeda Pharmaceuticals verantwortlich. Im November 2019 übernimmt sie den Posten als Finanzchefin bei Fresenius Medical Care.

zum Profil

Dagegen ging es in der obersten Börsenliga ruhiger zu: Nach sieben Ab- und Neuberufungen im Vorjahr tauschten 2019 lediglich drei Dax-Unternehmen ihre Finanzchefs aus: Ein Dax-CFO begrüßte das neue Jahr mit einem Karriereaufstieg: Der Konsumgüterhersteller Henkel ernannte Carsten Knobel zum CEO und besetzte die so freigeworden CFO-Stelle intern mit dem Finanzer und Eigengewächs Marco Swoboda. Bei dem Chiphersteller Infineon kam der ehemalige Linde-CFO Sven Schneider für den zu Airbus gewechselten Dominik Asam. Fresenius Medical Care-Langzeit-CFO Michael Brosnan verabschiedete sich 2019 in den Ruhestand und übergab den Staffelstab an Helen Giza.

2019 wurden neu berufene CFOs wieder jünger

Auch wenn im vierten Quartal das Durchschnittsalter der neuberufenen Finanzchefs um ein Jahr von 47,1 Jahren in Q3 auf 48,1 Jahre zunahm, sind die neuen CFOs im Vergleich mit dem Vorjahr 2018 wieder etwas jünger geworden: 2019 waren die Finanzer bei ihrer Berufung im Schnitt 47,6 Jahre jung, 2018 waren es noch 48 Jahre. 2018 war allerdings das bis dato „älteste“ CFO-Jahr. Demgegenüber steht das bisher jüngste Jahr 2014, in dem die neuberufenen CFOs im Schnitt noch frische 45,7 Jahre jung waren.

dominik.ploner[at]finance-magazin.de

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