Gerry Weber muss sich schon wieder auf die Suche nach einem neuen CFO machen: Nach nur wenigen Monaten im Amt gibt Jörg Stüber überraschend seinen Vorstandsposten wieder auf. Er scheide aus gesundheitlichen Gründen aus dem Vorstand aus, heißt es in einer Mitteilung von Gerry Weber, und werde künftig wieder die Position des Direktors Finanzen übernehmen – eben jenen Posten, den er bereits vor seiner Berufung zum CFO bekleidet hatte.
Jörg Stüber tritt zurück ins zweite Glied
Bis ein Nachfolger gefunden ist, übernimmt Gerry-Weber-Chef Ralf Weber zusätzlich die Verantwortung über die Finanzen. Wann genau Stüber seinen Posten aufgeben wird, ist jedoch unklar. Er werde „zeitnah aus dem Vorstand ausscheiden“, heißt es lediglich von Unternehmensseite.
Jörg Stüber hatte die Leitung der Finanzabteilung erst im November 2017 von dem langjährigen CFO David Frink übernommen. Er trat den CFO-Posten zunächst interimistisch an, im April 2018 unterzeichnete der 49-Jährige schließlich einen Dreijahresvertrag.
Hallhuber-CFO Lohner ist auch nicht mehr da
Als Finanzchef des Mutterkonzerns wäre damals auch Richard Lohner denkbar gewesen. Doch diesen erfahrenen CFO hat Gerry Weber vor wenigen Tagen gehen lassen: Der Finanzchef der Tochter Hallhuber hat den Konzern mit dem Ende der Integration in den Mutter-Konzern verlassen. Er ging „auf eigenen Wunsch und in bestem Einvernehmen“, wie Gerry Weber betonte. Wohin es ihn zieht, ist nicht bekannt.
Möglicherweise wäre der CFO-Posten bei Gerry Weber eine interessante Perspektive für Lohner gewesen, der über viel Branchenerfahrung verfügt. Seit 2010 war er CFO von Hallhuber und hat einen Großteil seiner Karriere in der Modebranche verbracht, unter anderem als Finanzvorstand und Geschäftsführer des Herrenmoden-Herstellers Bäumler.
Gerry Weber ist in Bedrängnis
Nun steht Gerry Weber wieder mit vakantem CFO-Posten da – für das börsennotierte Familienunternehmen kommt das zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Ostwestfalen haben seit Jahren mit rückläufigen Umsätzen zu kämpfen und mussten erst Mitte Juni eine Umsatz- und Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr herausgeben. Die Talfahrt ist heftig: Konnte Gerry Weber 2013/14 noch einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 109 Millionen Euro erwirtschaften, waren es im vergangenen Jahr lediglich 10 Millionen Euro.
Um das Ruder herumzureißen, hat der Konzern ein neues Sanierungspaket aufgelegt – es ist bereits das zweite, nachdem sich das Restrukturierungsprogramm „Fit 4 Growth“ als zu zaghaft erwiesen hat. Die Umsetzung dieses Programms wird nun in die Verantwortung eines neuen CFOs fallen.
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