Eine überraschende Personalie lässt die Grenke-Aktie einstürzen: Mark Kindermann beendet seinen Vertrag bei dem Finanzdienstleister vorzeitig und legt sein Vorstandsmandat sowie alle weiteren Konzernmandate mit sofortiger Wirkung nieder. Das gab der MDax-Konzern am gestrigen Montagnachmittag bekannt. Kindermann war als COO bisher unter anderem für Bilanzierung und Internal Services zuständig, außerdem verantwortete er den Aufbau des umstrittenen Franchise-Systems bei Grenke.
Im Rahmen der laufenden Prüfungen sei es zu „kritischen vorläufigen Bewertungen bisheriger interner Prozesse in der Compliance-Organisation und der internen Revision“ gekommen, begründet der Konzern die Personalie. Grenke war im September ins Visier des Shortsellers Viceroy geraten, der dem Finanzdienstleister aus Baden-Baden in einem 64-seitigen Bericht unlautere Geschäftspraktiken und Unstimmigkeiten in der Rechnungslegung vorgeworfen hatte.
Im Fokus der Vorwürfe stand das Franchise-System des Unternehmens: Grenke-Gründer Wolfgang Grenke sei bereits seit einiger Zeit Eigentümer der Beteiligungsgesellschaft CTP, die jene Leasinggesellschaften finanziert, die der Grenke-Konzern selbst später aufkauft, so der Vorwurf – der Interessenskonflikt läge auf der Hand. Der Konzern, der Vorwürfe stets zurückgewiesen hat, beauftragte kurz darauf Warth & Klein Grant Thornton als Sonderprüfer. Auch Abschlussprüfer KPMG sollte die Bilanzen noch einmal tiefgehender durchleuchten. Mit Mazars hat auch die Bafin einen eigenen Dienstleister mit der Prüfung von Teilaspekten der Grenke-Geschäfte beauftragt.
Grenke
Der Finanzdienstleister Grenke ist heftigen Anschuldigungen des Shortsellers Viceroy ausgesetzt. Wie argumentiert Viceroy und was kann Grenke gegenhalten? Bleiben Sie mit unserer Themenseite auf dem Laufenden.