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Immobilienkrise, Midmarket-PE und Metaverse

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Taumelnde Immobilienkonzerne: Die Zinswende setzt Adler, Corestate und selbst Vonovia zu. Mehr dazu gibt’s in der neusten FINANCE-Titelgeschichte. Foto: picture alliance/dpa/CHROMORANGE; picture alliance/FOLTIN Jindrich/ Wirtschaftsblatt/picturedesk.com; Alexej - stock.adobe.com; picture alliance/dpa/Sven Simon | Malte Ossowski; picture alliance/dpa/Marcel Kusch

The Sky is the Limit – das schien lange das Motto der Immobilienbranche zu sein. Die Preise stiegen Jahr um Jahr, Monat um Monat. Das Geld war historisch günstig und floss in rauen Mengen – von Banken, Kapitalmarkt und Privatleuten. Selbst die Aktienkurse der Immobilienkonzerne kannten lange nur eine Richtung.

Doch vor einem Jahr kam die Wende – die Zentralbanken drehen an der Zinsschraube, auch 2023 dürften die Zinserhöhungen weitergehen. Der Ukraine-Krieg und explodierende Energiekosten plus die stockenden Lieferketten tun ein Übriges. Die Baufinanzierungen sind eingebrochen – deshalb herrscht nach Jahren der Party inzwischen Katerstimmung bei den Immobilienkonzernen.

Speziell bei denjenigen, die das Spiel in den vergangenen Jahren weitergedreht, um nicht zu sagen überdreht haben. So ging etwa der Adler-Konzern aus einer schon damals kritisch beäugten Fusion aus Ado Properties, Adler Real Estate und dem Projektentwickler Consus hervor. Im Herbst 2021 kam der Konzern durch kritische Analystenreports ins Zwielicht. Eineinhalb Jahr später sind die Vorwürfe keineswegs vollständig ausgeräumt – im Gegenteil. Kaum ein Tag vergeht ohne News von den Berlinern – Refinanzierung, Streit mit den Wirtschaftsprüfern, millionenschwere Deals.

Fast noch undurchsichtiger ist die Lage aber beim Immobilien-Asset-Manager Corestate, der zeitweise einen extremen Wachstumskurs gefahren ist. Der Aktienkurs schwellte zwischenzeitlich auf 55 Euro an, Großaktionäre machten Kasse. Inzwischen ist Corestate nur noch ein Bruchteil davon wert, die Aktie notiert mit 50 Cent auf Penny-Stock-Niveau. Selbst der europäische Branchenprimus Vonovia hat binnen eines Jahres rund die Hälfte seiner Marktkapitalisierung verloren – und ächzt unter den Schulden der Deutsche-Wohnen-Übernahme.

All diese Geschichten sind garniert mit Eitelkeiten, zwielichtigen Investoren, Machtkämpfen unter Managern sowie waghalsigen Finanztransaktionen. Grund genug für uns, für die neueste Titelstory genauer hinzuschauen. Mehr dazu erfahren Sie im neuen FINANCE-Magazin, das heute schon als E-Paper erscheint.

Midmarket-Private-Equity bricht ein

Ähnlich heftig wie der Immobilienmarkt ist Private Equity im Midmarket eingebrochen. Das zeigt eine exklusive Analyse von FINANCE und der DBAG. Weniger Volumen, weniger Deals – auch deshalb, weil Käufer und Verkäufer nicht immer einer Meinung waren. Aber auch die Tatsache, dass Finanzierungen seitens Banken und Debt-Fonds zurückgehen, schlagen auf die PE-Stimmung. Doch: Im Gegensatz zu den Mega-PE-Deals waren Finanzierungen noch möglich. Und es wurden in ausgewählten Fällen auch noch Höchstpreise bezahlt. Wo genau, zeigt unsere Analyse.

Ein ganz spezieller Bereich für Finanzinvestoren sind Musikrechte. Tina Turner, Pink Floyd, Mötley Crüe, Bob Dylan, Genesis, Justin Timberlake – beim Klang dieser stilprägenden Namen der Musikwelt bekommen manche Finanzinvestoren und Musikstrategen feuchte Augen. Wir haben in der neuen Ausgabe mit BMG-CFO Thomas Coesfeld über Deal-Prozesse und Rendite in einem umkämpften Wettbewerb gesprochen. „Der Preisanstieg der vergangenen Jahre spiegelt das grundsätzlich attraktive Wachstumsumfeld im Musik-Streaming wider“, kommentiert Coesfeld.

Schott Pharma strebt an die Börse – vielleicht

Für die neue Ausgabe besuchten wir natürlich auch wieder CFOs vor Ort. Dieses Mal führte uns der Weg nach Mainz zum Stiftungskonzern Schott respektive zu seiner Tochter Schott Pharma. Die noch relativ neue CFO Almuth Steinkühler stellte sich unseren Fragen zu dem Hidden Champion, der auf zweistelliges Wachstum bauen kann. Interessante Beobachtung: Während bei unserem Besuch im Dezember die Pläne eines möglichen IPOs noch relativ vage waren, zeigte man sich nun offener – ein besseres Börsenumfeld zum Start des Jahres macht es möglich. „Es war eine aufregende Reise, aber auch ein Kraftakt bis hierher“, sagte die CFO in ihrem ersten Interview in der Funktion gegenüber FINANCE. „Wir haben uns viele operative Einheiten mit Schott geteilt, daher mussten wir neue Strukturen aufbauen und weltweit 17 neue Gesellschaften gründen.“ Mehr als 4.700 Mitarbeiter, die vorher bei Schott tätig waren, seien in diese neu gegründeten Gesellschaften gewechselt.

„Wir wollen in der Tat noch aktiver am M&A-Markt werden.“

Kristin Neumann, CFO, Brenntag

Längst etabliert an der Börse ist Brenntag – seit Herbst 2022 sogar in Deutschlands Leitindex Dax. Doch der Distributeur von Spezialchemie ist für viele noch eine Unbekannte. Und doch haben die Essener sich einiges vorgenommen, wie die – wie Steinkühler – auch noch relativ neue CFO Kristin Neumann uns verraten hat. „Wir wollen in der Tat noch aktiver am M&A-Markt werden. Bis vor kurzem war unser jährliches Budget für Übernahmen nur rund halb so hoch.“ Allerdings ist dies jüngst mit der Übernahme des US-Konkurrenten Univar nicht geglückt.

Ab ins Metaverse

Unser Magazin hält auch noch etwas Spaciges bereit: Nämlich künftige Meetings im Metaverse. Die Kanzlei Gleiss Lutz gehört hier zu den Early Adopters – wir haben mit den Anwälten gesprochen. Sie zeichnen ein spannendes Bild von Mandantenberatung im virtuellen Raum. „Wir wollten mit dem neuen virtuellen Büro einen weiteren Touchpoint für die Mandanten schaffen, neben Telefon, E-Mail oder Social Media“, berichtet Eric Wagner, der als Partner und Rechtsanwalt bei Gleiss Lutz arbeitet. Doch noch ist das Metaverse für viele nur eine Spielerei.

Eines verspreche ich Ihnen zum Schluss: Trotz aller Digitalisierung können Sie den Artikel in der neuen FINANCE-Ausgabe auch noch ganz traditionell gedruckt lesen. Viel Spaß damit!

Info

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.