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M&A-Deals: Qiagen, Metro, ProSiebenSat.1

Das Biotech-Unternehmen Qiagen fällt für 10 Milliarden Euro in US-amerikanische Hände.
Qiagen

Thermo Fisher bietet 10 Milliarden für Qiagen

Qiagen steht nun doch vor einer milliardenschweren Übernahme: Wie das deutsch-niederländische Biotech-Unternehmen mit Sitz in Hilden bekannt gab, will der US-Laborausrüster Thermo Fisher Scientific Qiagen über seine Tochter Quebec übernehmen. Die Amerikaner bieten 39 Euro je Qiagen-Aktie – das entspricht einer Prämie von rund 23 Prozent gegenüber dem Schlusskurs am Montag. Einschließlich der Nettoverschuldung von rund 1,26 Milliarden Euro bewertet Thermo Fisher das MDax-Unternehmen mit 10,4 Milliarden Euro. Das Ebit-Multiple liegt bei 27,4x.

Die Mindestannahmeschwelle der Offerte hat Thermo Fisher bei 75 Prozent festgesetzt. Die Qiagen-Vorstände und Kontrollgremien empfehlen den Aktionären die Annahme des Kaufangebots – es sei „im besten Unternehmensinteresse von Qiagen“. Für Thermo Fisher ist dieses Angebot schon der zweite Übernahmeversuch: Nach zwei Qiagen-Gewinnwarnungen im vergangenen Winter hatten gleich mehrere Interessenten ein Auge auf das Biotech-Unternehmen geworfen, darunter auch der US-Laborausrüster. Medienberichten zufolge hatte Thermo Fisher damals 32 Euro je Aktie geboten. An Heiligabend erklärte Qiagen jedoch, dass die M&A-Prozesse beendet worden seien.

Wird Metro an Sysco verkauft?

Abermals machen Übernahmegerüchte um Metro die Runde: Der US-Lebensmittellieferant Sysco soll sich unbestätigten Insideraussagen zufolge in Übernahmegesprächen mit dem Düsseldorfer Handelsriesen befinden. Das berichtete die Nachrichtenagentur „Bloomberg“. Nach Informationen der britischen „Financial Times“ sollen die Amerikaner bereits im September vergangenen Jahres mit Kaufambitionen an das Metro-Management herangetreten sein. Damals befanden sich die Unternehmen aber offenbar nicht in konkreten Verhandlungen. Sowohl Metro als auch Sysco äußerten sich nicht zu den Gerüchten.

Indes wird spekuliert, für welchen Preis die Metro-Aktionäre bereit wären, ihre Anteile zu verkaufen. Erst im vergangenen Jahr lehnten das Metro-Management sowie die Großaktionäre Meridian und Beisheim die Offerte des tschechischen Investors Daniel Kretinsky ab. Er hatte 16 Euro je Metro-Aktie geboten. Einem Bericht des Portals „finanzen.net“ zufolge würden sich Beisheim und Meridian, die gemeinsam rund 23 Prozent halten, ein mögliches Sysco-Angebot ansehen – sie seien diesbezüglich jedoch noch nicht kontaktiert worden.

Sysco beliefert als einer der weltweit größten Lebensmittellieferanten unter anderem Restaurants, Krankenhäuser und Universitäten. Anders als Metro betreibt Syco selbst keine Filialen – eine Übernahme würde die Wertschöpfungskette der Amerikaner also deutlich ausweiten. Der US-Konzern erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 60 Milliarden US-Dollar.

ProSiebenSat.1 kauft US-App-Entwickler The Meet Group

M&A-Deal in der Medienbranche: ProSiebenSat.1 übernimmt den App-Entwickler The Meet Group. Das US-amerikanische Unternehmen ist auf Online Dating und Social Entertainment spezialisiert. Die Münchener steigen gemeinsam mit dem Finanzinvestor General Atlantic bei The Meet Group ein, teilt ProSieben mit. Einbringen wollen die beiden The Meet Group im Rahmen ihrer Buy-and-build-Strategie in das gemeinsame Joint-Venture Nucom, wo ProSieben sein digitales Konsumentengeschäft bündelt.

Der Unternehmenswert von The Meet Group liegt bei gut 500 Millionen US-Dollar (umgerechnet 447 Millionen Euro). Auf Basis des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von The Meet Group ergibt sich für die Transaktion ein Ebitda-Multiple von 12,7x, teilt ProSieben mit. Den Kaufpreis teilen ProSieben und General Atlantic unter sich auf: Der Medienkonzern legt 232 Millionen hin, der Finanzinvestor 306 Millionen Dollar dazu. Die Münchener halten nach Abschluss der Transaktion 55 Prozent der Anteile an dem fusionierten Online-Dating-Geschäft, General Atlantic die restlichen 45 Prozent. Den Abschluss der Transaktion erwartet ProSieben für das zweite Halbjahr 2020. Nucom wurde bei der Transaktion von der Kanzlei Milbank (Federführung: Deborah Conrad und Martin Erhardt) beraten.

Bankhaus Lampe wird chinesisch

Lange wurde spekuliert, jetzt ist es offiziell: Das Bankhaus Lampe geht an die Privatbank Hauck & Aufhäuser. Damit fällt die Bank, die zur Oetker-Gruppe gehört, in chinesische Hände – hinter Hauck & Aufhäuser steht der chinesische Mischkonzern Fosun. Das kombinierte Unternehmen beschäftigt nach der Transaktion 1.400 Mitarbeiter und verwaltet rund 35 Milliarden Euro, teilt Hauck & Aufhäuser mit. Das Kerngeschäft umfasst künftig die vier Bereiche Private Banking, Asset Management, Asset Servicing sowie Investmentbanking.

Die Logik hinter dem Deal: Beide Banken sind „in hohem Maße komplementär und verfügen über Niederlassungsnetze und Produkte, die sich sehr gut ergänzen“, so Hauck & Aufhäuser. Davon würden die Kunden profitieren. Die Transaktion bedarf noch der Zustimmung der Aufsichtsbehörden, die Post-Merger-Integration soll dann aber aufgrund der „kulturellen Ähnlichkeit der beiden Privatbanken“ leicht fallen, so die Bank. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt, Marktbeobachter gehen jedoch von einer Summe zwischen 200 und 300 Millionen Euro aus. Die Oetker-Gruppe wurde bei der Transaktion von der Kanzlei Hengeler Mueller (Federführung: Johannes Adolff und Maximilian Schiessl) beraten. Hauck & Aufhäuser holte sich Unterstützung von der Kanzlei Mayer Brown (Federführung: Marco Wilhelm und Ulrike Binder). Das Bankhaus Lampe wurde von Latham & Watkins (Federführung: Henning Schneider und Markus Krüger) beraten.

Fortum bei Uniper-Übernahme auf der Zielgeraden

Fortum darf seine Beteiligung an Uniper aufstocken: Die russische Antimonopolbehörde (FAS) hat den Kauf weiterer Anteile am Düsseldorfer Energiekonzern genehmigt. Bisher waren die Finnen mit 49,99 Prozent an Uniper beteiligt. Im Oktober 2019 hatte sich Fortum für 2,3 Milliarden Euro weitere 20,5 Prozent der Anteile von den Investoren Elliot und Knight Vinke gesichert. Vom russischen Gremium zur Überwachung der Auslandsinvestitionen bekamen die Finnen bereits im November grünes Licht für die Aufstockung, nur die Freigabe durch die FAS stand noch aus.

Somit hält Fortum nun über 70 Prozent der Uniper-Anteile. Zusätzlich schließen die FAS und Fortum eine weitere Übereinkunft: Fortum muss solange darauf verzichten, Kontrolle über die Uniper-Tochter Unipro auszuüben, bis Russland sein „Strategisches Investmentgesetz“ geändert hat. Das Gesetz befindet sich aktuell im legislativen Prozess. Unipro ist die russische Kraftwerksgesellschaft der Düsseldorfer. Uniper reagiert unterkühlt auf die Entscheidung der Behörde: „Klar ist: Es stehen noch weitere Genehmigungen aus und die heutige Entscheidung hat keine direkte Auswirkung auf Unipers Aktionärsstruktur“, so ein Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur „Dpa“.

Paragon will sich von Voltabox trennen

Paragon plant den Verkauf seiner Anteile an der Tochter Voltabox: Wie der Autozulieferer aus Delbrück bekannt gab, prüft er mehrere Optionen, von einem Teilverkauf bis zum vollständigen Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an dem Batteriespezialisten. Derzeit ist Paragon mit 60 Prozent der Aktien an Voltabox beteiligt, die restlichen Aktien befinden sich im Streubesitz.

Paragon ist „als Automotive-Unternehmen mit starker Verankerung in Kontinentaleuropa auf lange Sicht nicht der richtige Partner, um das Geschäft weltweit zu skalieren und somit das volle Wachstumspotenzial auszuschöpfen", begründet Paragon-Chef Dieter Frers diesen Schritt. Die Delbrücker bevorzugen für Voltabox einen „kapitalstarken Eigentümer mit starker internationaler Verankerung“. Für „etwaige Teilverkäufe“ hat Paragon die Oddo Seydler Bank als Capital Markets Advisor mandatiert.

Grünes Licht für Cinestar-Übernahme durch Cinemaxx

Das Bundeskartellamt gibt grünes Licht für die Fusion von Cinemaxx und Cinestar: Wie die Aufsichtsbehörde mitteilte, darf die zur britischen Vue-Gruppe gehörende Kinokette Cinemaxx den deutschen Rivalen übernehmen. Der M&A-Deal unterliegt der Bedingung, dass die Betreiber vor dem Zusammenschluss sechs Kinos verkaufen. Derzeitigen Planungen zufolge handelt es sich um die Cinestar-Kinos in Augsburg, Bremen, Gütersloh, Magdeburg und Remscheid sowie um das Cinemaxx-Kino in Mülheim an der Ruhr. Erst nach der Veräußerung dieser Kinos wird die Freigabe wirksam, so das Bundeskartellamt.

Der Grund für die Auflage: Durch die Fusion entstünde Kartellamtspräsident Andreas Mundt zufolge der führende Kinobetreiber in Deutschland. „In sechs Regionen hätte die Übernahme dazu geführt, dass ein Großteil des Kinoangebots künftig von einem einzigen Unternehmen angeboten worden wäre.“, so Mundt. Der Verkauf der sechs Kinos soll mögliche Nachteile für Verbraucher eindämmen.

Asklepios sichert sich Mehrheit an Rhön Klinikum

Fortschritt beim AsklepiosRhön-Deal: Wie die Klinikkette am Mittwoch mitteilte, hat sie sich schon vor Beginn des Übernahmeangebots die knappe Mehrheit an dem Rhön Klinikum gesichert. Das gelang dem neu gegründeten Joint-Venture von Asklepios und dem Rhön-Gründer Eugen Münch durch den Kauf von 1,08 Prozent der Stimmrechte.

Die geplante Rhön-Übernahme durch Asklepios erfolgt in zwei Schritten: Zunächst wurde die Rhön-Beteiligung von Asklepios mit den Rhön-Anteilen von Eigentümer Münch, seiner Frau und deren Beteiligungsgesellschaft HCM zusammengeführt. Das Joint-Venture Asklepios-Münch erreichte damit vor dem aktuellen Zukauf rund 49 Prozent. Im zweiten Schritt folgt ein Übernahmeangebot von Asklepios für die restlichen Rhön-Anteile. Asklepios bietet den Rhön-Aktionären 18 Euro je Aktie. Das Rhön Klinikum soll auch nach der Transaktion ein eigenständiges Unternehmen bleiben.

Weitere Meldungen

Permira fließt durch den Verkauf eines Teamviewer-Aktienpakets rund 700 Millionen Euro zu: Wie Permira mitteilte, hat der Private-Equity-Investor über den Fonds Tigerluxone 22 Millionen Papiere des schwäbischen Softwarehauses zu je 32 Euro bei institutionellen Investoren platziert. Das entspricht rund 11 Prozent des gesamten Teamviewer-Aktienkapitals. Der Finanzinvestor hält nun noch 51,5 Prozent an dem Softwareunternehmen aus Göppingen. Bereits der Börsengang von Teamviewer Ende September vergangenen Jahres brachte Permira 2,2 Milliarden Euro ein.

BASF
verkauft Hild Samengeschäft an den französischen Saatgutlieferanten Graines Voltz. Wie der Ludwigshafener Chemiekonzern bekanntgab, umfasst der Verkauf neben dem Saatgutgeschäft auch immaterielle Anlagewerte. Dazu zählten Kundenlisten, geistiges Eigentum, Züchtungsaktivitäten sowie die Marke Hild. Hild gehörte bislang zum BASF-Unternehmensbereichs „Agricultural Solutions“. Zu finanziellen Transaktionsdetails wurden keine Angaben gemacht. Die Transaktion soll im zweiten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden.

Der Großaktionär Saudi Basic Industries (Sabic) hat sein Anteil an Clariant aufgestockt: Wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ mitteilte, hält er nun 31,5 Prozent an dem Schweizer Spezialchemiekonzern. Zuvor hielt Sabic knapp 25 Prozent an Clariant. Dem Bericht zufolge scheuen die Saudi-Araber die 33-Prozent-Schwelle, ab der sie gemäß dem Schweizer Börsengesetz ein Pflichtangebot für Clariant abgeben müssen. In der Vergangenheit erklärten die Schweizer wiederholt, dass sie einen solchen Schritt nicht erwarten – und auch Sabic hat dem Bericht zufolge kein Interesse an einer Komplettübernahme.

Daniel Kretinsky hält jetzt mehr als 5 Prozent an ProSiebenSat.1. Wie aus einer Stimmrechtsmitteilung hervorgeht, hat der tschechische Investor über sein Investmentvehikel Ruby weitere Anteile an dem Medienkonzern erworben. Gemeinsam mit seinen Co-Investoren Roman Korbacka und Patrik Tkac kontrolliert der Tscheche jetzt 5,5 Prozent an ProSieben. Im Oktober vergangenen Jahres waren die drei Investoren bei den Münchenern eingestiegen, damals mit 3,6 Prozent.

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Ralph Dommermuth steigt beim BVB ein: Wie aus einer Stimmrechtsmitteilung des BVB hervorgeht, hat der United-Internet-Chef über seine Beteiligungsgesellschaft rund 5 Prozent an Borussia Dortmund gekauft. Damit bindet der Fußballverein seinen neuen Trikotsponsor 1&1 enger an sich: Der Telekomkonzern ist ein Tochterunternehmen von United Internet. In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Evonik seinen BVB-Anteil um 5 Prozent verringert. Grund für den Verkauf von Evonik ist ein verminderter Sponsorenauftrag des BVB.

Traton will seine Marke MAN von der Börse nehmen und die Aktien einziehen. Wie die Lastwagentochter des Volkswagen-Konzerns mitteilte, beabsichtigt sie die Verschmelzung der MAN SE auf die Traton SE mittels eines Squeeze-outs. Die Verdrängung von Minderheitsaktionären ist ab einem Unternehmensanteil von mehr als 90 Prozent möglich. Eigenen Angaben zufolge hält Traton derzeit 94,36 Prozent des Grundkapitals von MAN. Die MAN-Minderheitsaktionäre sollen eine „angemessene Barabfindung“ erhalten. Zudem werden MAN Truck & Bus SE sowie Scania AB zu hundertprozentigen Töchtern von Traton. Mit der Verschmelzung soll die Gesamtkonzernstruktur von Traton optimiert werden, so das Unternehmen.

Hypoport übernimmt 49 Prozent der Anteile an ePension, einer Hamburger Verwaltungsplattform für betrieblicher Vorsorgeprodukte. Das gab das SDax-Unternehmen, das ein Netzwerk von Technologieunternehmen vereint, am Mittwoch bekannt. Darüber hinaus hat Hypoport die Option, „in einigen Jahren“ die verbleibenden ePension-Anteile zu erwerben. ePension beschäftigt knapp 50 Mitarbeiter und erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 10,5 Millionen Euro. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

EnBW verkauft seine Beteiligung an dem österreichischen Energiekonzern EVN. Wie der Energiekonzern aus Karlsruhe mitteilte, geht der Anteil von 28 Prozent an die Wiener Stadtwerke. Damit werden die Stadtwerke zum zweitgrößten Aktionär nach dem Land Niederösterreich, das 51 Prozent hält. Die Transaktion bedarf noch der kartellrechtlichen Freigabe. Zu Details des Deals haben die Unternehmen Stillschweigen vereinbart.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

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Die wichtigsten Transaktionen der vergangenen Wochen finden Sie im Überblick auf unserer Themenseite M&A-Deals. Hinweise zur Bewertung im Rahmen von Transaktionen liefern unsere neuen FINANCE-Multiples, die Sie auch in der aktuellen FINANCE-Ausgabe finden.

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