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Restrukturierungsnews: Bonita, KSM, Windreich

Bei Tom Tailor war Bonita lange das Sorgenkind. Nun versucht das frühere Management die Neuausrichtung.
Tom Tailor

Management Buy-out bei Bonita

Die insolvente Modekette Bonita wird im Rahmen eines Management Buy-outs (MBO) an neue Eigentümer um Geschäftsführer Karsten Oberheide übertragen. Finanzielle Details der Transaktion wurden nicht genannt. Bonita gehörte in den zurückliegenden Jahren zur Modekette Tom Tailor, war jedoch schon seit längerem das Sorgenkind des Konzerns. Ein Verkaufsversuch im Jahr 2019 scheiterte. Seit Juni durchläuft Bonita ein Schutzschirmverfahren.

Das Investoren-Team will nun den eingeleiteten Sanierungskurs fortsetzen und die Restrukturierung abschließen. So soll die Marke wieder konsequent auf Kundinnen im sogenannten „Best-Ager-Segment“ ab 50 Jahren ausgerichtet werden. Zurzeit wird der Insolvenzplan fertiggestellt, die Gläubigerversammlung soll diesem im Januar 2021 zustimmen.

Bonita hat im Zuge der Restrukturierung weitere Standorte geschlossen: Gab es Anfang 2017 noch über 950 eigene Retail-Geschäfte, sind es jetzt nur noch 450. Auch die Verwaltungsstrukturen wurden gestrafft. Mit einzelnen Vermietern laufen dem Unternehmen zufolge derzeit Gespräche, um eine Schließung zum Jahresende noch abzuwenden. Das Verfahren begleiten Thorsten Bieg und Gerrit Hölzle (beide Kanzlei Görg) sowie Detlef Specovius (Kanzlei Schultze & Braun) als Sanierungsgeschäftsführer in der Bonita-Geschäftsführung. Sachwalter ist Sven-Holger Undritz (Kanzlei White & Case). Der Übergang an die neuen Eigentümer soll im März 2021 erfolgen. 

KSM Castings vor Verfahrensabschluss

Der Automobilzulieferer KSM Castings Group will sein Schutzschirmverfahren vor Jahresende abschließen. Die Gläubigersammlung stimmte dem Insolvenzplan mehrheitlich zu. Als Teil der Restrukturierung sollen bei KSM unter anderem 328 Stellen abgebaut werden, zudem verzichten Beschäftigte zeitweise auf Gehalt. Die Insolvenzquote für die Gläubiger liege bei 100 Prozent, teilte das Unternehmen mit. Maßgeblich hierfür sei das Engagement der Gesellschafter.

Das Konzept wurde mit Ernst & Young erarbeitet. Als Chief Restructuring Officer waren Gerrit Hölzle und Thorsten Bieg (beide Görg) eingesetzt. Sachwalter war Rainer Eckert (Eckert Rechtsanwälte). KSM Castings beschäftigt rund 2.350 Mitarbeiter an fünf Produktionsstandorten in Deutschland und Tschechien und erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von 360 Millionen Euro.

Erstes Urteil im Windreich-Prozess

Im Strafprozess um die Insolvenz des Windparkentwicklers Windreich hat das Landgericht Stuttgart den Unternehmensgründer Willi Balz zu vier Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Balz sich unter anderem der vorsätzlichen Insolvenzverschleppung, des Betrugs, der Untreue, der veruntreuenden Unterschlagung und des Insiderhandels schuldigt gemacht hat.

Die Staatsanwaltschaft hatte im Prozess eine Haftstrafe von fünf Jahren und drei Monaten beantragt. Balz‘ Verteidiger hatten einen Freispruch gefordert. Das Unternehmen hatte im September 2013 Insolvenz angemeldet – laut Anklage soll es aber schon deutlich früher zahlungsunfähig gewesen sein. In dem Prozess waren ursprünglich acht Personen angeklagt, die übrigen Verfahren wurden eingestellt.

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Tui erhält weitere Staatshilfe

Das Reiseunternehmen Tui bekommt ein neues Finanzierungspaket über insgesamt 1,8 Milliarden Euro. Dieses reiche aus, um Reisebeschränkungen bis zum Beginn er Sommersaison 2021 auszugleichen, hieß es aus Hannover. Vorgesehen sind eine in Aktien der Tui wandelbare stille Einlage des staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) über 420 Millionen Euro sowie eine nicht-wandelbare stille Einlage des WSF in Höhe von 280 Millionen Euro. Der WSF will zudem zwei Personen in den Tui-Aufsichtsrat entsenden. Die EU-Kommission muss diesem Vorgehen noch prüfen.

Mit einer Kapitalerhöhung will Tui 500 Millionen Euro erlösen und mit den Einnahmen die im Oktober 2021 fälligen Senior Notes im Volumen von 300 Millionen Euro ablösen. Die KfW beteiligt sich zudem an einer neuen Kreditlinie über 200 Millionen Euro und verlängert einen Kreditanteil über 500 Millionen Euro, der im April fällig geworden wäre, bis Sommer 2022. Weiterer Teil der Finanzierungsmaßnahme soll eine Avalkreditlinie in Höhe von 400 Millionen Euro sein, die durch eine Staatsgarantie abgesichert werden soll.

ThyssenKrupp verschärft Sparprogramm

Der kriselnde Stahlkonzern ThyssenKrupp hat sein Sparprogramm erneut verschärft und will weitere 5.000 Stellen abbauen, zusätzlich zu den bereits im vergangenen Jahr angekündigten 6.000 Streichungen. Von den dann insgesamt 11.000 Stellen sind dem Konzern zufolge 3.600 bereits abgebaut worden. Die noch ausstehenden 7.400 Stellen sollen in den kommenden drei Jahren wegfallen. Großaktionär Cevian forderte unterdessen eine schärfere Gangart bei der Sanierung. Bisher sei noch nicht genug passiert.

Bei der Restrukturierung des Geschäftsbereichs System Engineering, in dem an sieben Standorten 385 Stellen abgebaut werden sollen, hat sich das Unternehmen mit den Tarifparteien auf einen Sozialplan verständigt. Die Einheit wird im laufenden Geschäftsjahr kaufmännisch, operativ und rechtlich in zwei Geschäftseinheiten für Karosseriemontage sowie für Antriebs- und Batteriemontage aufgeteilt. In der Karosseriemontage entfallen 157 Stellen in Baden-Württemberg, dem Saarland und Hessen, im Antriebs- und Batterieteil sind 228 Stellen in Bremen und Sachsen betroffen.

Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Über die Friseurkette Klier, die im September in ein Schutzschirmverfahren startete, hat das Amtsgericht Wolfsburg das Insolvenzhauptverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Der Sanierungsplan soll in Kürze vorgelegt werden, eine Gläubigerversammlung ist für den 25. Februar angesetzt. Wie es mit den derzeit rund 1.400 Niederlassungen der Friseurkette weitergeht, ist derzeit noch offen. Fest steht, dass Klier sich von dauerhaft unprofitablen Salons trennen wird. Das Unternehmen betont, es führe zurzeit noch Gespräche mit den Vermietern. Berichte, denen zufolge mehrere hundert Filialen schließen könnten, bezeichnete Klier als Spekulation, belastbare Zahlen zu Schließungen lägen noch nicht vor. Detlef Specovius (Schultze & Braun) begleitet das Unternehmen als CRO, Sachwalter ist Silvio Höfer (Anchor). Wenn die Gläubiger den Insolvenzplan annehmen, könnte Klier nach Einschätzung der beteiligten Insolvenzexperten das Verfahren im März oder April 2021 beenden.

Die schwäbische ZKK-Gruppe hat für sämtliche ihrer Gesellschaften Insolvenzanträge beim Amtsgericht Ludwigsburg gestellt. Betroffen sind insgesamt sieben Gesellschaften, darunter die operativ tätigen Unternehmen ZKK Holding, Excelsior + Schwarz Blechverarbeitung, die Gesellschaft Gerhart Mutschler sowie die E+R Laserblechtechnik. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Dietmar Haffa von Schultze & Braun bestellt. Die auf Blechbearbeitung spezialisierte Unternehmensgruppe beschäftigt rund 110 Mitarbeiter.

Die Reisebüro-Gruppe Bühler, zu der insgesamt 32 Büros in Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen zählen, hat Insolvenzantrag beim Amtsgericht Rottweil gestellt. Aufgrund der Coronakrise hatte die Gruppe Umsatzausfälle von mehr als 90 Prozent verzeichnet. Die 220 Mitarbeiter erhalten bis einschließlich Januar Insolvenzgeld. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Dirk Pehl (Schultze & Braun).

Das Zulieferunternehmen Heinrich Huhn aus Drolshagen hat Insolvenzantrag gestellt. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Jan-Philipp Hoos (White & Case), Florian Harig (Anchor) berät das Unternehmen. Das Unternehmen beschäftigt 320 Mitarbeiter. Die Tochtergesellschaft Huhn Presstech in der Slowakei mit 200 Mitarbeitern ist nicht von der Insolvenz betroffen. Die Beratungshäuser Hahn Consultants (Sebastian Sehn) und Sycon (Mathias Mangliers) begleiten das Verfahren.

Der Insolvenzplan für den Flughafen Paderborn-Lippstadt soll in diesen Tagen beim Amtsgericht Paderborn eingereicht werden. Der Airport befindet sich seit September in einer vorläufigen Insolvenz in Eigenverwaltung. Im Januar soll die Gläubigerversammlung über den Plan abstimmen. Am Flughafen wird im Zuge der Restrukturierung das Personal von vormals 170 auf rund 65 Beschäftigte reduziert. Ohne diesen Einschnitt wäre eine Sanierung nicht möglich und eine Regelinsolvenz mit drohender Stilllegung unabwendbar, heißt es in einer Mitteilung. Yorck Streitbörger (Kanzlei Streitbörger) begleitet das Unternehmen als Sanierungsgeschäftsführer, vorläufiger Sachwalter ist Stefan Meyer (Pluta). Nach der Sanierung soll das verbleibende Personal anstatt vormals 700.000 noch bis zu 300.000 Flugpassagiere im Jahr abwickeln können.

Die Sachsenring Bike Manufaktur, ein Hersteller von Fahrrädern und E-Bikes, hat Insolvenzantrag gestellt. Das Unternehmen ist aus der Fahrradschmiede Mifa hervorgegangen, die unter diesem Namen bereits zwei Mal insolvent war. Vorläufiger Insolvenzverwalter der Sachsenring Bike Manufaktur ist Philipp Hackländer (White & Case). Das Unternehmen beschäftigt aktuell etwa 130 Mitarbeiter, Produktion und Verkauf sollen weiterlaufen. Bis zum Jahresende 2020 will Hackländer eine Sanierungslösung präsentieren. 

Distressed M&A-Deals

Das Kerngeschäft der Immobilien-Marketingagentur Cadman ist an die Klotzbach Unternehmensgruppe verkauft worden. Bestandteil des Verkaufs sind immaterielle Vermögensrechte, darunter eine mehrere Terrabyte umfassende 3D-Datenbank. Über den Kaufpreis und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wurde Stillschweigen vereinbart. Insolvenzverwalter des Unternehmens war Gregor Bräuer (HWW Hermann Wienberg Wilhelm). Den M&A-Prozess begleitete das Beratungsunternehmen Enomyc. Maximilian von Mangoldt und Lisa Alp (Finkenhof Rechtsanwälte) unterstützten den Insolvenzverwalter bei den Vertragsverhandlungen. Der Käufer wurde von den Rechtsanwälten Ruth Rigol und Christoph Chrobok (Pluta) beraten.

Das Reiseunternehmen Cockpit-Flug & Touristik, ein Unternehmen der NTRV-Gruppe, übernimmt im Rahmen einer übertragenen Sanierung 26 Filialen mit rund 120 Mitarbeitern von STA Travel. Der Reiseanbieter STA hatte Ende August ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet, das Anfang Dezember eröffnet wurde. Ein Team von White & Case hat STA Travel begleitet. Das Reiseunternehmen hatte ursprünglich 42 Filialen in Deutschland.

Der Investor S&E lässt seine Verkaufspläne für den Modehändler Adler wieder aufleben: Das 2013 gegründete Joint Venture von Steilmann und Excalibur hält 52,8 Prozent der Anteile der Adler Modemärkte. Diesen will S&E vollständig „bei einem neuen, langfristig orientierten Investor“ platzieren. Das Management von Adler, das kürzlich einen Turnaround-Plan vorgelegt hat, unterstützt den Verkauf. Der Aktienkurs der Modekette dümpelt derzeit bei Werten um die 2 Euro auf dem niedrigsten Stand der zurückliegenden fünf Jahre vor sich hin. S&E hatte bereits im Juni 2018 Verkaufspläne veräußert. Auf FINANCE-Nachfrage hieß es ein Jahr später, der Verkaufsprozess befinde sich „weiterhin in Erwägung, er wurde allerdings noch nicht gestartet“. In Branchenkreisen war damals zu hören, dass sich die Anteilseigner wohl nicht auf einen Verkaufspreis einigen konnten. Durch die Insolvenz bei Steilmann kamen zudem rechtliche Hürden hinzu. Der jetzige Verkaufsprozess wird von Lincoln International sowie den Kanzleien Gütt Olk Feldhaus und DLA Piper begleitet.

Die Schweizer Beteiligungsgesellschaft Lorea sichert mit ihrem Einstieg bei der Fritz Hiltl Hosenfabrik den Fortbestand des bayerischen Unternehmens. Hiltl hatte im Juni eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Als Generalbevollmächtigter war Marco Liebler von der Kanzlei Gerloff Liebler an Bord, das Beratungsunternehmen One Square Advisors begleitete den Investorenprozess. Als Sachwalter war Volker Böhm von Schultze & Braun eingesetzt. Im Zuge der Restrukturierung wird Hiltl zwei Standorte zusammenlegen und die Fertigungslogistik auslagern. Voraussichtlich werden 32 Stellen abgebaut.

Das Schuhhaus Dielmann hat im Schutzschirmverfahren insgesamt neun weitere Filialen verkauft. Jeweils drei Standorte gehen an Sutor Schuh, Siemes Schuhcenter sowie Fritz Frank Schuhe + Sport. Fritz Frank Schuhe + Sport übernimmt zudem sechs Filialen des Sporthaus Robert Hübner. Eine weitere Hübner-Filiale geht an Siemes über. Die Transaktionen umfassen jeweils Warenbestand, Filialausstattung und Markenrechte und sollen zum Jahreswechsel abgeschlossen sein, finanzielle Details wurden nicht bekannt. Für neun weitere Dielmann- und eine Hübner-Filiale werden noch Käufer gesucht, 13 Filialen werden zum Jahresende geschlossen. Operativ begleiten Michael Specht und Georg Bernsau (K&L Gates) das Schuhhaus Dielmann, beim Sporthaus Hübner sind Steffen Schneider (BBL Brockdorff) sowie Kristian Schneider (Nexpert) in der Geschäftsführung. Sachwalter sind Steffen Rauschenbusch (Dielmann) und Markus Ernestus (Hübner) von der Kanzlei Ernestus Rechtsanwälte.

Das insolvente Modehaus Escadageht zurück an den Vorbesitzer: Der Finanzbesitzer Regent kauft das Münchener Unternehmen zurück. Regent hatte nach der Insolvenz bereits die Markenrechte behalten. Ein Rückverkauf an den Investor galt damit als einzig sinnvolle Option. Insolvenzverwalter des Unternehmens, das 2009 schon einmal ein Insolvenzverfahren durchlaufen hat, ist Christian Gerloff

Beim Autozulieferer Pressmetall ist der Verkauf des Standorts Gunzenhausen gescheitert. Der letzte Investor hat sich aus den Gesprächen zurückgezogen, teilte Sanierungsberater Detlef Specovius von Schultze & Braun mit. Der zweite Standort in Hoym hat einen Käufer gefunden. Als Grund für die gescheiterten Investorengespräche nennt das Unternehmen eine geringere Nachfrage von Hauptkunden: Diese hätten ihre Abrufzahlen teils um die Hälfte gesenkt, wodurch ein zusätzlicher Liquiditätsbedarf in Millionenhöhe entstand. Dieses Risiko war dem Investor zu hoch. Den 504 Mitarbeitern in Gunzenhausen wird im Dezember gekündigt, die Ausproduktion der letzten bestehenden Aufträge läuft. Sachwalter im Verfahren war Stefan Debus (Müller-Heydenreich, Bierbach & Kollegen).

Die insolvente Bäckerei Rüger wird in einer neuen Gesellschaft als Familienbetrieb weitergeführt. Das Hauptgeschäft in Erfurt bleibt bestehen, fünf weitere Filialen schließen. Von 59 Mitarbeitern werden 24 übernommen. Insolvenzverwalter des 1908 gegründeten Unternehmens war Rolf Rombach (Rombach Rechtsanwälte Insolvenzverwalter).

Beendete Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Die Pfungstädter Brauerei hat das im Juni begonnene Schutzschirmverfahren verlassen. Im Rahmen eines Insolvenzplans, die die Kanzlei Schiebe und Collegen begleitet hat, hat sich die Brauerei von allen Schulden befreit. Während des Verfahrens wurde unter anderem eine Betriebsimmobilie verkauft, zudem stellt der Anlagenbauer Lauer als neuer Eigentümer Mittel für den Neuanfang bereit. 46 von ursprünglich 78 Vollzeitstellen bleiben erhalten. Die Forderungen der Gläubiger werden einer Mitteilung zufolge voll befriedigt. Jan Markus Plathner (Brinkmann & Partner) war Sachwalter des Verfahrens. 

Der Ferienflieger Condor hat das Schutzschirmverfahren verlassen. Das Unternehmen habe durch „zahlreiche Kostensenkungs- und Effizienzmaßnahmen“ nun ein solides Fundament, teilte das Management mit. Unter anderem hat das Unternehmen eine günstigere Zentrale bezogen und neue Tarifverträge mit den Gewerkschaften ausgehandelt. „Condor ist nach der erfolgreichen Restrukturierung deutlich schlanker und effizienter aufgestellt“, sagte Sachwalter Lucas Flöther.

Der Aluminiumverarbeiter Alupro wird das Insolvenzverfahren voraussichtlich Ende Dezember verlassen. Das Unternehmen hatte vor rund einem Jahr die Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt, Sachwalter war Biner Bähr (White & Case). Das Unternehmen wird sich mit Hilfe eines Insolvenzplans neu aufstellen. Die Sanierungsberatung Innovatis Restrukturierung hat das Restrukturierungskonzept umgesetzt. Die 75 Arbeitsplätze bleiben einer Mitteilung zufolge erhalten.

Der Bäckereibetrieb Sternenbäck kann das Eigenverwaltungsverfahren verlassen. Die Mehrheit der Gläubiger hat die Insolvenzpläne für die Gruppe angenommen. Die Bäckereigruppe, die im März neben drei Backbetrieben noch 215 Filialen umfasste, war durch die Ausgangsbeschränkungen im Frühjahr in Schieflage geraten. Als Generalbevollmächtigter begleitete Jan Hendrik Groß (Ebner Stolz) das Verfahren, Sachwalter war Martin Hörmann (Anchor Rechtsanwälte). Ein Team von Ebner Stolz Management Consultants begleitete die Erstellung des Restrukturierungsplans. Künftig gehören zum Unternehmen noch 170 Filialen mit 1.400 Mitarbeitern.

Weitere Restrukturierungen und Branchennews

Das Modeunternehmen Eterna lässt Anleihegläubiger erneut über eine Verlängerung der Anleihe 2017/2022 abstimmen. Eine erste Versammlung hatte kein beschlussfähiges Ergebnis erbracht. Die zweite Gläubigerversammlung soll am 17. Dezember stattfinden. Die Gläubiger sollen einer Verlängerung der Anleihe und der damit verbundenen Gesamtfinanzierung zustimmen. Die Schuldscheingläubiger haben sich dem Management zufolge bereits für eine Verlängerung des bestehenden Finanzierungsmix ausgesprochen, die Anleihegläubiger sollen folgen. Die im März 2022 fällige Anleihe mit einem Volumen von 25 Millionen Euro soll bei einem unveränderten Kupon von 7,75 Prozent bis Juni 2024 verlängert werden. Die Laufzeit des Schuldscheindarlehens würde sich von September 2021 auf Juni 2023 verlängern. Für einen gültigen Beschluss ist in der zweiten Gläubigerversammlung ein verringertes Quorum von 25 Prozent erforderlich.

Der Maschinenbauer Krones rechnet mit einem kurz- und mittelfristig niedrigeren Geschäftsvolumen und baut daher weitere Stellen ab. Rund 400 Mitarbeiter haben laut Vorstand bereits freiwillige Angebote zur Vertragsaufhebung angenommen. Zusätzlich sollen nun in Deutschland 350 Stellen abgebaut werden. Für die Kürzungen fallen im Geschäftsjahr 2020 Aufwendungen von rund 65 Millionen Euro an.

Der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant will nach dem Verkauf mehrerer Unternehmensbereiche die Strukturen verkleinern. Dafür sollen voraussichtlich etwa 1.000 Stellen in Servicebereichen sowie regionalen Strukturen entfallen. Etwa ein Drittel des Abbaus soll über einen Stellentransfer im Zuge der Verkäufe erfolgen, hinzu kommt eine erwartete natürliche Fluktuation. In den fortgeführten Geschäftsaktivitäten sollen bis Ende 2021 etwa 600 Stellen abgebaut werden, Ziel ist eine Kosteneinsparung von 50 Millionen Schweizer Franken (rund 46 Millionen Euro). Das Unternehmen bildet im vierten Quartal 2020 eine Rückstellung über 70 Millionen Franken (knapp 65 Millionen Euro) für das Restrukturierungsprogramm. 

Die Werften-Gruppe MV Werften will unter den Rettungsschirm des Bundes. In einer Erklärung mit der IG Metall Küste und dem Arbeitgeberverband Nordmetall ist zugleich von „umfangreichen Personalanpassungen und Kosteneinsparungen“ die Rede. Unter anderem sind eine Verlängerung der Kurzarbeit und die Einrichtung einer Transfergesellschaft vorgesehen. An den drei Standorten in Wismar, Rostock und Stralsund sind rund 3.000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Werften-Gruppe hatte kürzlich bereits einen Überbrückungskredit über 193 Millionen Euro vom Wirtschaftsstabilisierungsfonds WSF erhalten, um den Auftrag zum Bau der Crystal Endeavor abschließen zu können. Die Werften sollen früheren Angaben zufolge Darlehen in Höhe von insgesamt 570 Millionen Euro benötigen, berichtete der „Nordkurier“.

Bei der ersten Gläubigerversammlung im Wirecard-Verfahren sind Forderungen von mehr als 12,4 Milliarden Euro angemeldet worden. Diese verteilen sich auf rund 11.500 Gläubiger. Neben Banken, Investoren und Geschäftspartnern haben auch Aktionäre Schadensersatzforderungen angemeldet. Die Erlöse, die Insolvenzverwalter Michael Jaffé bislang durch Verkäufe erzielt hat, werden auf etwa eine halbe Milliarde Euro geschätzt. Weitere Gläubigerversammlungen für sechs Wirecard-Tochtergesellschaften laufen separat.

Die neuesten Restrukturierer-Personalien

Baker McKenzie erweitert das Restrukturierungsteam in Frankfurt: Joachim Ponseck kommt von Clifford Chance, Artur Swierczok von CMS. Beide wechseln zum 1. Januar 2021. Ponseck soll als Partner die Leitung der Restrukturierungs- und Insolvenzgruppe in Deutschland übernehmen. Die beiden Juristen kennen sich von einer gemeinsamen Station bei Clifford Chance. Swierczok wird bei Baker McKenzie als Counsel einsteigen.

Die Kanzlei Jobe Rechtsanwälte mit Schwerpunkt auf Restrukturierung und Insolvenz ist seit Anfang dieses Monats mit eigenem Büro in München präsent. Die zehn Kollegen umfassende Einheit ist aus dem Münchener Standort von HWW Hermann Wienberg Wilhelm hervorgegangen. Für den Restrukturierungs- und Insolvenzbereich sind Clemens Jobe, Martin Schoebe und Hartmut Brandt verantwortlich. Jobe war 2009 Gründungspartner der Kanzlei Hermann Jobe & Partner, die 2015 mit HWW fusionierte. Schoebe arbeitete 23 Jahre als Insolvenzverwalter bei HWW.

Die Transformationsberatung CIC Consulting Partner hat ihr Team um Ralph Lee erweitert. Er soll insbesondere im Digitalisierungsbereich tätig werden. Den Bereich Industrie 4.0 verantwortet Bernd Hirthammer bei dem Beratungshaus. Bereits seit Juli ist auch David Rieken an Bord, der den Bereich Finanzierung verstärken soll.

Der kriselnde Modehersteller Gerry Weber hat seinen Chief Restructuring Officer Florian Frank vom 1. Januar 2021 an zum CFO bestellt. Frank ist seit Oktober 2018 Vorstandsmitglied bei den Westfalen und kümmerte sich unter anderem auch um die finanzielle Restrukturierung des Unternehmens, sein Vertrag als Finanzvorstand läuft nun bis Ende März 2024. Das Unternehmen ist seit der Insolvenz im Eigenverwaltung im vergangenen Jahr deutlich geschrumpft, Ende September lag die Zahl der selbstbetriebenen Verkaufsflächen noch bei 593 (Vorjahr: 798). In den ersten neun Monaten 2020 erzielte Gerry Weber einen Umsatz von 227 Millionen Euro, knapp 40 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Ein Lichtblick: Im dritten Quartal kehrte der Konzern mit einem kleinen Überschuss von 2 Millionen Euro in die Gewinnzone zurück.

Tobias Moser, Inhaber der Kanzlei Moser Law in München, unterstützt die Turnaround-Beratung Excelliance künftig im Zuge einer Kooperation als Senior Advisor Legal. Der Jurist gründete 2016 seine Kanzlei mit Fokus auf Restrukturierung, zu seinen vorherigen Stationen zählen unter anderem die Kanzlei Pinsent Masons sowie die Restrukturierungsberatung One Square Advisors. Moser ist zudem Aufsichtsrat der Modekette Gerry Weber.

   

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