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Stefan Kirsten ist CFO des Jahres 2017

Vonovia-CFO Stefan Kirsten hat auf der 13. Structured FINANCE den Preis CFO des Jahres 2017 erhalten. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der Immobilienkonzern heute im Dax notiert.
B. Hartung/A. Hausmanns/A. Varnhorn

Stefan Kirsten, Finanzvorstand des Immobilienkonzerns Vonovia, ist der CFO des Jahres 2017. Die Auszeichnung erhielt der 56-Jährige am gestrigen Mittwochabend im Rahmen des Galaabends der 13. Structured FINANCE. Mit dem Award würdigt die FINANCE-Redaktion die exzellente Arbeit, die Kirsten in den vergangenen Jahren bei dem Dax-Konzern geleistet hat.

Kirsten hat die Bochumer im Jahr 2013 zunächst aus Private-Equity-Hand an die Börse geführt und milliardenschwere M&A-Deals eingefädelt, die Vonovia zwei Jahre später zum Aufstieg in Deutschlands Leitindex Dax verholfen haben.

Voraussetzung für die Erfolgsstory war die schwierige Refinanzierung der 5,8 Milliarden Euro schweren verbrieften Fremdfinanzierung „Grand“, die Kirsten unmittelbar nach seinem Amtsantritt im Jahr 2011 anging – die damals größte Immobilienverbriefung Europas.

„Ich freue mich über alle Maßen für mein Team und meine Mitarbeiter, dass wir diese Auszeichnung erhalten“, sagte Kirsten in seiner Dankesrede nach der Übergabe des Awards. Der frischgebackene CFO des Jahres bedankte sich auch bei Vonovias langjährigen Treasury-Chef Lars Schnidrig, der mittlerweile Finanzchef des Immobilieninvestors Corestate ist.

Stefan Kirsten nutzte das Momentum

Viele Manager hätten sich nach den Anstrengungen der Refinanzierung und des anspruchsvollen Börsengangs erst einmal ausgeruht – Kirsten hingegen entschied sich, das Momentum zu nutzen, das der Börsengang, die sinkenden Zinsen und die vielfältigen M&A-Opportunitäten am deutschen Markt für Wohnimmobilien kreiert hatten. Ende 2014 kündigte Vonovia überraschend an, den MDax-Konkurrenten Gagfah übernehmen zu wollen. „Es war Liebe auf den zweiten Blick“, sagte Kirsten später in einem FINANCE-Interview, da das Gagfah-Management sich zunächst wenig offen für die anstehende Offerte gezeigt hatte.

Letztlich fusionierten die beiden Immobilienunternehmen aber doch und formten Deutschlands größten Immobilienkonzern, der zum damaligen Zeitpunkt auf einen Bestand von 350.000 Wohnungen bei einem Portfoliowert von 21 Milliarden Euro kam. Später folgte die Umbenennung in Vonovia und im September 2015 der Aufstieg in den Dax.

FINANCE-Köpfe

Prof. Dr. A. Stefan Kirsten, Vonovia SE

Stefan Kirsten arbeitet nach dem Studium zunächst bei Arthur Andersen in der Wirtschaftsprüfung. Im Oktober 1987 wechselt er zu Rheinmetall Wehrtechnik, wo er Assistent des CEO wird. Nach einer Station im Controlling des Markenartiklers WMF sowie in der Finanzabteilung von EMI Music wechselt Kirsten 1996 als Group Controller zum Handelskonzern Metro, wo er 2000 Finanzvorstand wird.

2002 wechselt er als CFO zu ThyssenKrupp, bevor er 2007 als CEO des Handels- und Immobilienkonzerns Majid Al Futtaim Group in die Vereinigten Arabischen Emirate geht. Nach Stationen bei der Managementberatung SCCO International und der portugiesischen Unternehmensgruppe Jeronimo Martins SGPS wechselt Stefan Kirsten im Januar 2011 als CFO zur Deutschen Annington, die sich nach der Übernahme von Gagfah in Vonovia umbenennt. Im November 2017 wird Kirsten für seine Arbeit zum CFO des Jahres 2017 gekürt.

Im Mai 2018 verlässt er das Unternehmen auf eigenen Wunsch.

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Vonovia scheitert an Deutsche Wohnen, kauft Conwert

Kirstens Hunger nach Zukäufen war damit aber längst nicht gestillt. Die Vonovia-Führung hatte sich zum Jahreswechsel 2015/16 mit der Deutschen Wohnen ihr nächstes Objekt der Begierde ausgeguckt. Der Berliner Rivale wehrte sich jedoch mit aller Macht gegen das 14-Milliarden-Euro-Angebot aus Bochum – letztlich erfolgreich. Im Februar 2016 musste Vonovia den Übernahmeversuch abbrechen.

Kirsten trauerte dem gescheiterten Deal jedoch nicht lange nach, sondern griff mit Vonovia kurz darauf für 2,9 Milliarden Euro erfolgreich nach der österreichischen Conwert. Der Zukauf war zugleich ein Seitenhieb gegen den widerspenstigen Fusionspartner Deutsche Wohnen, der nur wenige Monate zuvor mit einem Übernahmeversuch bei Conwert gescheitert war.

Stefan Kirsten hat namhafte Vorgänger als CFO des Jahres

Stefan Kirsten ist der 13. Finanzchef, der von FINANCE zum „CFO des Jahres“ gekürt wird. Im vergangenen Jahr erhielt Ralph Heuwing die Auszeichnung für seine Arbeit bei dem Maschinen- und Anlagenbauer Dürr.
 
Weitere Preisträger sind Alexander Selent (Fuchs Petrolub, 2015), Stephan Sturm (Fresenius, 2014), Thomas Treß (Borussia Dortmund, 2013), Peter Sielmann (Neumann Kaffee Gruppe, 2012), Lothar Steinebach (Henkel, 2011), Alfried Bührdel (Ströer Out-of-Home Media, 2010), Klaus Rosenfeld (Schaeffler, 2009), Dieter Bellé (Leoni, 2008), Georg Kellinghusen (Alno, 2007), Rüdiger A. Günther (Claas, 2006) und Alan Hippe (Continental, 2005).

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.